Flüchtlinge als gesuchte Arbeitskräfte
Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland Unterkunft und Arbeit suchen, wächst von Tag zu Tag. Bis Ende 2015 rechnet man mit einem Zustrom von 1,1 Mio Menschen*. Hintergrund für das „Wir schaffen das“ der deutschen Kanzlerin Angela Merkel war nicht zuletzt die Hoffnung, mit den meist jungen Menschen, die ins Land strömen, mittel- und langfristig den aus demographischen Gründen erwarteten Mangel an Arbeitskräften wettzumachen. Eine Studie des Münchener ifo Instituts kommt zum Resultat, dass diese Wette nicht aufgehen wird.
Der Grund für diese Einschätzung ist der Mindestlohn. Dieser wurde in Deutschland per Januar 2015 flächendeckend eingeführt und beträgt für Arbeitnehmer und Praktikanten 8,50 € brutto pro Stunde und unterstellt, dass die Wertschöpfung der Entlöhnung entspricht. Jetzt werde sich der Mindestlohn nach Einschätzung des ifo Instituts sehr wahrscheinlich als Hindernis für die erfolgreiche Integration der Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft erweisen. Ausbildungsniveau zu schwachAuf der Basis statistischer Daten aus türkischen Flüchtlingslagern kommen die Autoren Gabriel Felbermayr und Michele Battisti in ihrer Analyse zum ernüchternden Resultat, dass ein Viertel der Flüchtlinge über keinen Schulabschluss, ein Drittel nur über eine Grundschulausbildung und nicht einmal jeder zehnte über eine Hochschulausbildung verfügt. Da in der Regel nur halbwegs ausgebildete Leute ihr Heil in der Flucht suchen, käme dies zudem einer positiven Vorauswahl gleich und sei daher schöngefärbt. Wertschöpfung zu tiefAuch ein Vergleich der Stundenlöhne zeigt, dass die Zuwanderer früher nur selten eine Wertschöpfung in Höhe des Mindestlohnes erzielt haben. Lag der Median des Bruttolohnes unter einheimischen Arbeitskräften (in Deutschland) bei circa 15,12 €, lag er bei den Migranten bei 12,2 €. Und unter den Einheimischen lag der Anteil, der weniger als den Mindestlohn verdiente, bei etwa 15%, unter den Migranten bei 21%. Problem für SozialsystemDie Studie kommt zum Ergebnis, dass ein erheblicher Anteil der Flüchtlinge kurz bis mittelfristig nicht in der Lage sein wird, eine durchschnittliche Wertschöpfung durch Arbeit in Höhe von mindestens 8,50 € zu erzielen. Es bestünde deshalb die Gefahr, dass diese Menschen in Deutschland ohne legale Beschäftigung bleiben und somit eine dauerhafte Belastung für die Sozialsysteme darstellen. Ausnahme nicht sinnvollDie Idee, die Flüchtlinge nicht dem Mindestlohngesetz zu unterstellen, sei aber auch keine Lösung. Denn sie würde kontraproduktiv wirken und Arbeitnehmer, die weiterhin mit 8,50 € zu entlohnen wären, in die Arbeitslosigkeit verdrängen. *Hinzu kommt eine hohe Zahl nicht registrierter Zuwanderer und 340‘000 Arbeitskräfte aus der EU.
28.10.2015 | Autor
Jörg Naumann
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