Kauft China Europa?
Gleichzeitig wolle das Reich der Mitte sein Image als Billigproduzent der Welt loswerden und sich vermehrt auf die Herstellung von Hightech-Produkten verlegen. Auch dafür benötigt es Technologie und Brands - und entwicklungsfähige Unternehmen im Westen, die bereit sind, mit Firmen vor Ort zu kooperieren. Die Zusammenarbeit werde von den Chinesen im Vergleich zur Akquisition präferiert, denn warum solle sich China zusätzliche Probleme in Haus holen, fragte Urs Schoettli, davon habe es mehr als genug. China hätte zwar Fünf- und Zehnjahrespläne, dennoch werde das Land kurzfristig nicht strategisch geführt. Die Chinesen könnten gleichzeitig Gas geben und auf der Bremse stehen. Anhand konkreter Erfahrungen einzelner Projekte würde die Lage immer wieder neu austariert und entschieden. Herausforderung annehmenAuch politisch gewinnt China an Statur. Inzwischen habe es die Ablösung der mono- resp. bipolaren durch eine multipolare Weltordnung eingeleitet, ist Frank Sieren überzeugt, und werde künftig mit am Tisch der Weltmächte sitzen. Auch ein Auflehnen der etablierten Staatsoberhäupter dagegen werde das nicht verhindern. Das steigende Selbstbewusstsein der Chinesen sei verdient, ihre Erfolge auf den Weltmärkten imposant und überzeugend, ihr Wunsch, auf Augenhöhe mit dem Westen zu kommunizieren, deshalb verständlich und auch berechtigt. Die Befürchtungen, die über das Reich der Mitte und ihre Machthaber kursieren, halten die Experten, die das Land durchwegs von innen kennen, insofern für kontraproduktiv, weil es hiesigen Unternehmern die Augen vor dem Marktpotenzial, das dort auf sie wartet, verschliessen kann. Jahrhundert des Teilens erwartetDer Durchschnittschinese hat nur ein Ziel vor Augen: so zu leben wie wir. Das Problem dabei ist, dass unser Globus „ökologisch aus den Angeln fliegt", sollten diese Vorstellungen realisiert werden, ohne dass es andernorts zu Reaktionen kommt. Ernsthafte Diskussionen darüber, zu welchen Anpassungen Europäer und Amerikaner Hand bieten müssen, werden bereits geführt. Welche Schritte freiwillig, welche der Not gehorchend gemacht werden, ist offen. Dass China kaum Hand bieten wird, hoch verschuldeten und maroden Ländern Europas mit dem Ankauf von Junk Bonds aus der Klemme zu helfen, wundert Peter Fischer in dieser Situation überhaupt nicht. Für Griechenland hat das Jahrhundert des Teilens und der Einschränkungen bereits begonnen. Andere Länder dürften sich schon bald einreihen. Darauf sollten Schweizer Firmen, die über das in China dringend gesuchte Know-how und die entsprechende Technologie verfügen, nicht spekulieren. Denn mit ihren Ressourcen können sie dazu beitragen, den ökologischen Fussabdruck Chinas zu verkleinern und den Druck hinsichtlich Einschränkungen durch intelligente Lösungen zu reduzieren. Die China-Experten anlässlich der 2. CrossViews:
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20.11.2011 | Autor
Jörg Naumann
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