Zwei von drei Stellen, die mit einem monatlichen Bruttolohn von bis zu 4000 Franken für eine Vollzeitstelle vergütet wurden, waren 2012 von Frauen besetzt. Das hat sich seither nur tendenziell geändert. Konnten 2008 bei jedem vierten Arbeitsvertrag Unterschiede je nach Geschlecht festgestellt werden, traf das 2012 noch für jeden fünften zu. Dabei blieben 4% der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im privaten Sektor blieben unerklärt, im öffentlichen Sektor waren es knapp 39%. Das zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS).
|
|
|
|
Lohndifferenzen nach Branchen |
|
Verdienten Frauen vor drei Jahren im privaten Sektor durchschnittlich 21,3 % weniger (arithmetisches Mittel) als ihre männlichen Kollegen (2008: 25,0%), liess sich diese Differenz z.T. durch strukturelle Faktoren, wie z.B. Unterschiede im Bildungsstand, in der Anzahl Dienstjahre oder in der ausgeübten (Kader-) Funktion innerhalb des Unternehmens, erklären. Nun hat das BFS festgestellt, dass die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern mit der Stellung der Kaderfunktion steigt. Zudem lassen sich Abweichungen der Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern auch nach Wirtschaftszweigen nachweisen. Besonders deutlich waren diese in der Maschinenindustrie sowie im Kredit- und Versicherungsgewerbe.
Unterschiede nach Lohnklasse…
2012 waren in der Privatindustrie 63,5% aller Arbeitsplätze mit Monatslöhnen von bis zu 4000 Fr. (Vollzeit) von Frauen besetzt (2008: 66,1%). Ganz anders stellt sich dies bei Kaderstellen mit Bruttolöhnen von über 8000 Franken pro Monat dar. Diese waren nämlich zu 73,5 % von Männern und gerade mal zu 26,5 % von Frauen besetzt. Noch ausgeprägter wird das Verhältnis bei Monatsgehältern von 16'000 Fr. und mehr. Hier liegt der Frauenanteil lediglich bei knapp 18%, auch wenn er in den letzten Jahren von 12,8% (2008) über 14,3% (2010) auf exakt 17,9 % 2012 gestiegen ist.
Selbstverständlich sind die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern zum Teil auf strukturelle Faktoren zurückzuführen, die sowohl mit persönlichen Merkmalen (Alter, Ausbildung, Dienstjahre) und solchen der im Unternehmen besetzten Stelle und des ausgeübten Tätigkeitsbereichs erklärt werden können. Doch ein beträchtlicher Teil der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bleibe unerklärt, betont das BSF.
Insgesamt liesse sich für den gesamten privaten Sektor konstatieren, dass sich der unerklärte Anteil der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im Jahr 2012 auf durchschnittlich 40,9% beläuft. In den Vorjahren betrugen die Zahlen 37,6 % (2010) und 39,6 % (2008).Auf grosse Fortschritte in Sachen Gleichstellung deutet das nicht hin.
… und nach Wirtschaftszweig
Auch wenn die unerklärten Lohnunterschiede im Monatsmittel mit 678 Fr. (2012) und 677 Fr. (2010) ebenfalls nicht als Zeichen einer wachsenden Gleichberechtigung interpretiert werden können, so fühlt man sich je nach Branche durchaus in alte Zeiten mit hohen Geschlechterdifferenzen bei der Bezahlung der Leistung zurückversetzt. Während der unerklärte Lohnunterschied im Berichtsjahr im Gastgewerbe mit 206 Franken pro Monat beziffert wird, steigt er – wenn die identischen strukturellen Merkmale zugrunde gelegt werden – im Gesundheits- und Sozialwesen auf 333 Franken pro Monat, im Detailhandel auf 675 Franken pro Monat, in der Lebensmittelindustrie auf 761 Franken pro Monat, im Bereich der Information und Kommunikation auf 826 Franken pro Monat, in der Maschinenindustrie auf 972 Franken pro Monat und im Kredit- und Versicherungsgewerbe auf 1089 Franken pro Monat.
Im gesamten öffentlichen Sektor (Bund, Kantone und Gemeinden) lag der unerklärte Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern bei 38,8 Prozent, d.h. 573 Franken pro Monat.