Clarity on Swiss Taxes

Steuerlandschaft vor grundlegenden Veränderungen

Die Schweiz steht im Hinblick auf ihre Standortattraktivität an einem Wendepunkt. Dabei spielen Steuersätze trotz der Bedeutung weiterer Standortfaktoren immer noch eine wichtige Rolle. Das aktuelle «Clarity on Swiss Taxes» von KPMG, das die Gewinn- und Einkommenssteuersätze in 130 Ländern und allen 26 Schweizer Kantonen vergleicht, zeigt durchschnittlich minimale Steuersatzsenkungen auf der Ebene der juristischen Personen und minimale Erhöhungen auf der Ebene der natürlichen Personen.

Gemäss dem Vergleich ist der Abwärtstrend bei den maximalen Gewinnsteuersätzen für Unternehmen weiter deutlich abgeflacht: Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich heute eine durchschnittliche Senkung von lediglich 0.01% feststellen, während der maximale durchschnittliche Gewinnsteuersatz für Unternehmen in der Schweiz über die letzten 9 Jahre um gesamthaft 3.34% gesunken ist. Bei den Spitzensteuersätzen für natürliche Personen ist im Vergleich zum Vorjahr hingegen ein leichter Anstieg des Durchschnittswerts der Schweizer Kantone um 0.12% zu beobachten.

Gewinnsteuersätze Schweizer Kantonshauptorte 2006-2015 KPMG  
Gewinnsteuersätze Schweiz im internationalen Vergleich 2014  
Kantone und europäische Länder im Vergleich (oben)
Die Zentralschweizer Kantone können mithalten.Die grösste
Konkurrenz bezüglich ordentlicher Gewinnsteuersätze in
Europa stellt nach wie vor Irland dar. 
 
Einkommensteuer Schweizer Kantone 2014-2015 KPMG  
Einkommenssteuersätze in den Kantonen – 2014-2015 (oben)
Die Zentralschweizer Kantone führen auch bei der
Individualbesteuerung das Ranking an. Die merkliche
Erhöhung in Schwyz fällt auf.
 
Einkommensteuersätze Schweiz Trend 2006-2015 KPMG  
Einkommenssteuersätze der Kantone – Trend 2006-2015
Bei nur leichten Veränderungen blieben die Spitzensteuersätze
in den dargestellten Kantonen meist unverändert.
 

Unternehmensbesteuerung: Zentralschweizer Kantone nach wie vor vorne

Mit einem maximalen effektiven Vorsteuersatz von 12.32% steht der Kanton Luzern im nationalen Vergleich der Gewinnsteuersätze wie bereits im Vorjahr an der Spitze, dicht gefolgt von Nidwalden und Obwalden mit 12.66% sowie Appenzell Ausserrhoden, das den Steuersatz um 0.38%-Punkte von 12.66% auf 13.04% erhöht hat. Neben Appenzell Ausserrhoden hat auch Schwyz den Gewinnsteuersatz auf kantonaler Ebene aufgestockt, nämlich um 0.57%-Punkte. In Sachen Steuersatzsenkung ist der Kanton Neuenburg mit 1.36%-Punkten tonangebend. Die Westschweiz, das Mittelland und die Stadtkantone liegen bei den ordentlichen Gewinnsteuersätzen wie bereits im Vorjahr deutlich hinter den Zentral- und Ostschweizer Kantonen zurück. Auch in diesem Jahr wird der höchste Steuersatz für Unternehmen in den Kantonshauptorten Genf und Lausanne mit 24.16% beziehungsweise 22.79% erhoben.

Im europäischen Vergleich können zurzeit lediglich die Zentral- und Ostschweizer Kantone mithalten. Mit Blick auf die Steuersätze für Unternehmen wenden einzig die Kanalinseln und einige (süd-) osteuropäische Staaten tiefere Gewinnsteuersätze an. Die grösste Konkurrenz bezüglich ordentlicher Besteuerung stellt in Westeuropa nach wie vor Irland dar. Mit dem dortigen ordentlichen Gewinnsteuersatz von 12.50% kann nur der Kanton Luzern mithalten. Im globalen Vergleich (Stand: 2014) befinden sich zudem starke Finanzplätze wie Hongkong und Singapur mit 16.50% und 17.00% in den vordersten Rängen.

Steuerliche Sonderregeln unter Druck

Wie die aktuelle Situation zeigt, spielen beim internationalen Wettbewerb jedoch nicht nur die ordentlichen Steuersätze eine bedeutende Rolle bei der Standortwahl der Unternehmen. Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre, vorangetrieben durch die EU, OECD und G20, haben den Druck auf den Standort Schweiz und seine steuerlichen Sonderregelungen weiter verstärkt. Allerdings sind in den letzten 12 Monaten auch weitere europäische Staaten wie Belgien, Irland, Luxemburg oder die Niederlande wegen ihrer besonderen Besteuerungsformen unter Druck geraten. Im Rahmen der Unternehmenssteuerreform III hat die Schweiz nun eine gute Gelegenheit, eine innen- wie aussenpolitisch akzeptierte Lösung zu finden, welche die steuerliche Attraktivität der Schweiz weiterhin sicherstellt.

Mehr Transparenz bei den Unternehmen gefordert

Die Besteuerung der Unternehmen ist von einem Trend zur Transparenz geprägt. Dies wird sich auch in den bereits absehbaren gesetzlichen und regulatorischen Transparenzregeln niederschlagen. So sieht das Übereinkommen der OECD und des Europarats über die Amtshilfe in Steuersachen den internationalen Informationsaustausch vor. Ebenso verlangt der BEPS-Aktionsplan der OECD, Unternehmen im Rahmen eines Länder-Reportings künftig zu verpflichten, den Steuerbehörden detailliert darüber Auskunft zu geben, wo ihre Gewinne anfallen und wo sie wie viele Steuern bezahlen. «Wir gehen davon aus, dass diese Informationen längerfristig Teil der öffentlichen Firmenberichterstattung sein werden», sagt Peter Uebelhart, Leiter Steuern und Mitglied der Geschäftsleitung von KPMG Schweiz.

Individualbesteuerung: Leichter Anstieg bei den Spitzensteuersätzen

Der durchschnittliche kantonale Steuersatz für hohe Einkommen stieg wie bereits im Vorjahr leicht an. Zwischen den einzelnen Kantonen existieren nach wie vor grosse Unterschiede. Auch bei der Besteuerung der natürlichen Personen liegen die Zentralschweizer Kantone ganz vorne: An erster Stelle bei den Kantonshauptorten liegt weiterhin der Kanton Zug mit 22.86%, gefolgt von den Kantonen Obwalden (24.48%), Nidwalden (25.55%) und Uri (25.63%). Der Kanton Schwyz fällt mit 26.96% im Vergleich zum Vorjahr (23.73%) von Platz 2 auf Platz 6 zurück.

Mit Blick auf die europäischen Länder können die Schweizer Kantone weiterhin mithalten. Bei den Einkommenssteuersätzen liegen lediglich die osteuropäischen Staaten wie beispielsweise Bulgarien (10%), Litauen (15%) und Ungarn (16%) sowie die Kanalinseln Guernsey und Isle of Man (20%) tiefer. Im internationalen Vergleich liegen zudem die karibischen Offshore-Domizile und einige arabische Staaten aufgrund ihrer Nullbesteuerung der Einkommen ganz vorne. Dahinter folgen asiatische Nationen wie Hongkong (15%), Singapur (20%) oder Malaysia (26%) (Stand: 2014). Mit einem durchschnittlichen maximalen Einkommenssteuersatz von 33,86% befindet sich die Schweiz insgesamt weiterhin im Mittelfeld.

Die Publikation enthält weitere zahlreiche Grafiken und interessante Informationen.

02.04.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

MEHR ZU DIESEM THEMA

1. KOF Konjunkturumfragen vom Juli
Freundlichere Geschäftslage, Brexit bisher kaum spürbar
2. KOF Konjunkturbarometer
Stabil e Entwicklung in der Schweiz
3. KOF Sommerprognose
Preise fangen sich langsam, verhaltener Konjunkturausblick
4. KOF Konjunkturbarometer
Positive Entwicklung setzt sich fort
5. Trend report: Food analysis
Making sure that the contents match the label
6. At a “smart” factory, machines reveal a number of data about themselves
Augmented Reality Helps in Troubleshooting
7. Die estnischen Holzhaushersteller
Export von Holzhäusern stark gestiegen
8. OECD Survey 2015 - Switzerland
Mehr Wettbewerb im Inland soll Produktivität steigern


TOP ARTIKEL

1. New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
2. KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
3. Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
4. Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
5. Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
6. Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses

TOP AKTUELL

soeben aufgeschaltet
New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses
Tallinn-based NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence welcomed Peter Pellegrini
Slovakia´s Deputy PM Peter Pellegrini Briefed on Recent Developments in Cyber Defence
3D printing
World's Largest Search Engine for 3D Printable Models Launched
Nicht den Estnischen Klimaverhältnissen
Elron muss hunderte Räder ihrer Züge auswechseln
Freelancer or team?
Teamwork Remains Important, even in the Grasshopper Age

MEIST GELESEN

1. Trends im globalen Urbanisierungsprozess
Wir leben immer städtischer
2. Fachausweis-Feier
74 neue Bereichsleiter/innen Hotellerie-Hauswirtschaft
3. KOF Winterprognose 2013
Die wichtigsten Indikatoren im grünen Bereich
4. Gefahrgut-Logistik
Mehr als nur Spezialgebiet
5. Hochregal-Lagertechnik
Holz statt Stahl – eine interessante Alternative
6. Instandhaltung-Marktspiegel
Der Wandel ist überall zu spüren
7. Kauft China Europa?
Chinesen setzen auf Technologie und Brands
8. Konjunkturprognosen 2012/13
Zuversicht stärker als Skepsis