Clarity on Swiss Taxes
Die Schweiz steht im Hinblick auf ihre Standortattraktivität an einem Wendepunkt. Dabei spielen Steuersätze trotz der Bedeutung weiterer Standortfaktoren immer noch eine wichtige Rolle. Das aktuelle «Clarity on Swiss Taxes» von KPMG, das die Gewinn- und Einkommenssteuersätze in 130 Ländern und allen 26 Schweizer Kantonen vergleicht, zeigt durchschnittlich minimale Steuersatzsenkungen auf der Ebene der juristischen Personen und minimale Erhöhungen auf der Ebene der natürlichen Personen. Gemäss dem Vergleich ist der Abwärtstrend bei den maximalen Gewinnsteuersätzen für Unternehmen weiter deutlich abgeflacht: Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich heute eine durchschnittliche Senkung von lediglich 0.01% feststellen, während der maximale durchschnittliche Gewinnsteuersatz für Unternehmen in der Schweiz über die letzten 9 Jahre um gesamthaft 3.34% gesunken ist. Bei den Spitzensteuersätzen für natürliche Personen ist im Vergleich zum Vorjahr hingegen ein leichter Anstieg des Durchschnittswerts der Schweizer Kantone um 0.12% zu beobachten. Unternehmensbesteuerung: Zentralschweizer Kantone nach wie vor vorneMit einem maximalen effektiven Vorsteuersatz von 12.32% steht der Kanton Luzern im nationalen Vergleich der Gewinnsteuersätze wie bereits im Vorjahr an der Spitze, dicht gefolgt von Nidwalden und Obwalden mit 12.66% sowie Appenzell Ausserrhoden, das den Steuersatz um 0.38%-Punkte von 12.66% auf 13.04% erhöht hat. Neben Appenzell Ausserrhoden hat auch Schwyz den Gewinnsteuersatz auf kantonaler Ebene aufgestockt, nämlich um 0.57%-Punkte. In Sachen Steuersatzsenkung ist der Kanton Neuenburg mit 1.36%-Punkten tonangebend. Die Westschweiz, das Mittelland und die Stadtkantone liegen bei den ordentlichen Gewinnsteuersätzen wie bereits im Vorjahr deutlich hinter den Zentral- und Ostschweizer Kantonen zurück. Auch in diesem Jahr wird der höchste Steuersatz für Unternehmen in den Kantonshauptorten Genf und Lausanne mit 24.16% beziehungsweise 22.79% erhoben. Im europäischen Vergleich können zurzeit lediglich die Zentral- und Ostschweizer Kantone mithalten. Mit Blick auf die Steuersätze für Unternehmen wenden einzig die Kanalinseln und einige (süd-) osteuropäische Staaten tiefere Gewinnsteuersätze an. Die grösste Konkurrenz bezüglich ordentlicher Besteuerung stellt in Westeuropa nach wie vor Irland dar. Mit dem dortigen ordentlichen Gewinnsteuersatz von 12.50% kann nur der Kanton Luzern mithalten. Im globalen Vergleich (Stand: 2014) befinden sich zudem starke Finanzplätze wie Hongkong und Singapur mit 16.50% und 17.00% in den vordersten Rängen. Steuerliche Sonderregeln unter DruckWie die aktuelle Situation zeigt, spielen beim internationalen Wettbewerb jedoch nicht nur die ordentlichen Steuersätze eine bedeutende Rolle bei der Standortwahl der Unternehmen. Die politischen Entwicklungen der letzten Jahre, vorangetrieben durch die EU, OECD und G20, haben den Druck auf den Standort Schweiz und seine steuerlichen Sonderregelungen weiter verstärkt. Allerdings sind in den letzten 12 Monaten auch weitere europäische Staaten wie Belgien, Irland, Luxemburg oder die Niederlande wegen ihrer besonderen Besteuerungsformen unter Druck geraten. Im Rahmen der Unternehmenssteuerreform III hat die Schweiz nun eine gute Gelegenheit, eine innen- wie aussenpolitisch akzeptierte Lösung zu finden, welche die steuerliche Attraktivität der Schweiz weiterhin sicherstellt. Mehr Transparenz bei den Unternehmen gefordertDie Besteuerung der Unternehmen ist von einem Trend zur Transparenz geprägt. Dies wird sich auch in den bereits absehbaren gesetzlichen und regulatorischen Transparenzregeln niederschlagen. So sieht das Übereinkommen der OECD und des Europarats über die Amtshilfe in Steuersachen den internationalen Informationsaustausch vor. Ebenso verlangt der BEPS-Aktionsplan der OECD, Unternehmen im Rahmen eines Länder-Reportings künftig zu verpflichten, den Steuerbehörden detailliert darüber Auskunft zu geben, wo ihre Gewinne anfallen und wo sie wie viele Steuern bezahlen. «Wir gehen davon aus, dass diese Informationen längerfristig Teil der öffentlichen Firmenberichterstattung sein werden», sagt Peter Uebelhart, Leiter Steuern und Mitglied der Geschäftsleitung von KPMG Schweiz. Individualbesteuerung: Leichter Anstieg bei den SpitzensteuersätzenDer durchschnittliche kantonale Steuersatz für hohe Einkommen stieg wie bereits im Vorjahr leicht an. Zwischen den einzelnen Kantonen existieren nach wie vor grosse Unterschiede. Auch bei der Besteuerung der natürlichen Personen liegen die Zentralschweizer Kantone ganz vorne: An erster Stelle bei den Kantonshauptorten liegt weiterhin der Kanton Zug mit 22.86%, gefolgt von den Kantonen Obwalden (24.48%), Nidwalden (25.55%) und Uri (25.63%). Der Kanton Schwyz fällt mit 26.96% im Vergleich zum Vorjahr (23.73%) von Platz 2 auf Platz 6 zurück. Mit Blick auf die europäischen Länder können die Schweizer Kantone weiterhin mithalten. Bei den Einkommenssteuersätzen liegen lediglich die osteuropäischen Staaten wie beispielsweise Bulgarien (10%), Litauen (15%) und Ungarn (16%) sowie die Kanalinseln Guernsey und Isle of Man (20%) tiefer. Im internationalen Vergleich liegen zudem die karibischen Offshore-Domizile und einige arabische Staaten aufgrund ihrer Nullbesteuerung der Einkommen ganz vorne. Dahinter folgen asiatische Nationen wie Hongkong (15%), Singapur (20%) oder Malaysia (26%) (Stand: 2014). Mit einem durchschnittlichen maximalen Einkommenssteuersatz von 33,86% befindet sich die Schweiz insgesamt weiterhin im Mittelfeld. Die Publikation enthält weitere zahlreiche Grafiken und interessante Informationen.
02.04.2015 | Autor
Jörg Naumann
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