KOF Jugendarbeitsmarktindex:

Jugendarbeitslosigkeit - den Ursachen auf der Spur

In einer aktuellen Studie geht die KOF der Jugendarbeitslosigkeit in 178 Ländern der Welt auf die Spur. In einem Index werden die Resultate von 12 Indikatoren aus vier separat bewerteten Bereichen zusammengefasst. Die Studie ist der Anfang einer fortlaufenden Arbeit, die Jahr für Jahr aktualisiert und weiterentwickelt wird. So sollen u.a. die Einflüsse der Arbeitsmarktregulierung und des Bildungssystems auf die Jugendarbeitslosigkeit gezielt erforscht werden. 

Die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt unterscheidet sich weltweit stark. Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit, die üblicherweise zu Einschätzungen herangezogen wird, bildet die Situation der Jugendlichen jedoch nur ungenügend ab. Deshalb hat die KOF einen neuen Index zur Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt entwickelt: den KOF Jugendarbeitsmarktindex. Dieser Index erfasst neben dem Arbeitsmarktstatus auch die Qualität der Arbeit, Bildungsaktivitäten sowie die Leichtigkeit des Eintritts in den Arbeitsmarkt.

Ursachen für die hohen Unterschiede

Der Index zeigt für die Schweiz auf einer Skala von 0 – 7 Indexpunkten den hohen Wert von 5.61, während er in der EU bei nur 4.68 liegt. Worauf ist das zurückzufüren? Die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt hat sich seit der Finanzkrise teilweise dramatisch verschlechtert. So lag die Arbeitslosenquote von Jugendlichen in Spanien und Griechenland im Jahr 2012 bei über 50%, während sie in anderen Ländern wie z.B. Österreich oder Deutschland zwischen 2006 und 2012 fiel. Diese Unterschiede werfen die Frage auf, welche Faktoren für diese unterschiedliche Entwicklung verantwortlich sind. Sind die Unterschiede beispielsweise nur konjunkturell bedingt, oder gibt es auch strukturelle Gründe, wie z.B. die Arbeitsmarktregulierung und das Bildungssystem? Zur Beantwortung dieser Frage muss einerseits die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt analysiert, zum anderen die Ursachen für die unterschiedliche Situation erforscht werden. Die Arbeitslosenquote alleine kann die verschiedenen Dimensionen der Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt nicht umfassend darstellen.

Vier Dimensionen als Basis

Jugendarbeitslosigkeit in verschiedenen Ländern - der KOF Index  
Die 4 Dimensionen und 12 Indikatoren des Jugendarbeitslosigkeits-
Indexes für Deutschland, Österreich und die Schweiz auf einen Blick.
 

Um dieser Herausforderung im Laufe der Zeit zu entsprechen, hat die KOF ihren Jugendarbeitsmarktindex (Englisch: KOF Youth Labour Market Index, KOF YLM Index) entwickelt. Er zeigt die komplexe Struktur der Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt und erlaubt eine tiefer gehende Analyse der Probleme in 178 Ländern. Der Index setzt sich aus den vier Dimensionen «Activity Status» (Beschäftigungsstatus), «Working Conditions» (Arbeitsqualität), «Education» (Bildungssystem) und «Transition Smoothness» (Leichtigkeit des Arbeitsmarkteintrittes) zusammen, denen insgesamt 12 Indikatoren zugeordnet sind. Die verschiedenen Indikatoren werden in einer einzelnen Kennziffer aggregiert.

Für die Schweiz erreichte der Index im Jahr 2012 auf einer Skala von 0–7 Indexpunkten den hohen Wert von 5.61, der in den letzten Jahren erfreulich stabil geblieben ist. Der KOF YLM Index für die EU hat sich zwischen 2007 und 2012 hingegen von 4.97 auf 4.68 reduziert. Weitere Analysen folgen.

Schritt in Richtung Ursacheneruierung

Die Daten zum KOF YLM Index sind für den Zeitraum 1991 bis 2012 auf der Basis der Daten der internationalen Organisationen ILO, OECD und Eurostat aufbereitet worden und werden von der KOF jährlich aktualisiert. Der Index steht den Nutzern auf der Website der KOF als interaktives Webtool zur Verfügung. Die vier Dimensionen werden vorerst gleich gewichtet, da Erfahrungswerte über die unterschiedlichen Gewichte bisher fehlen. Auf der Website kann der Nutzer die einzelnen Indikatoren nach seinen Bedürfnissen gewichten. Dieser Index und seine Komponenten bilden das Fundament, um im nächsten Schritt die Ursachen für existierende Differenzen zu eruieren. Zwei mögliche Ursachen, welche die KOF tiefer gehend analysiert, sind der Einfluss des Bildungssystems und der Arbeitsmarktregulierung auf die Situation von Jugendlichen auf den Arbeitsmarkt.

Weiterführende Links KOF Jugendarbeitsmarktindex (KOF YLM Index): www.kof.ethz.ch/de/indikatoren/ylm-index >> Die dem KOF Jugendarbeitsmarktindex zugrunde liegende Methodologie finden Sie in der KOF Studie (Nr. 51) «On the Multiple Dimensions of Youth Labour Markets: A Guide to the KOF Youth Labour Market Index»

 

02.09.2014 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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