WEF-Bericht: Global Risks 2014
Die Finanzkrisen der grössten Volkswirtschaften, die hohe strukturelle Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sowie der verbreitete Mangel an (frischem) Wasser stehen im 9. WEF-Bericht ganz oben auf der Liste der aktuell grössten globalen Krisen. Der Bericht fordert ein koordiniertes und gemeinsames Vorgehen der Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um die Widerstandsfähigkeit gegen diese und weitere Krisen zu stärken. Globale Risiken sind nicht nur miteinander vernetzt, sondern zeichnen sich auch durch systemische Impacts aus. Um globale Risiken effektiv zu managen und die Widerstandsfähigkeit gegen sie und ihre Konsequenzen zu stärken, müssen sie früher erkannt, besser verstanden und beurteilt werden. Sollten globale Risiken nicht wirksam angegangen werden, würden ihre sozialen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen verheerend sein, wie die anhaltenden Auswirkungen der Finanzkrise von 2007-2008 veranschaulichten. Zu diesem Schluss kommt der neunte Bericht des WEF zum Thema Globale Risiken. Die systemische Natur der wichtigsten Risiken verlange allerdings Verfahren und Institutionen, die global koordiniert werden, vor Ort aber flexibel agieren. Da globale Systeme wie Finanzen, Versorgungsketten, Gesundheit, Energie, Internet und die Umwelt zunehmend komplexer und voneinander abhängig würden, bestimme das Mass ihrer Widerstandskraft, ob sie sich als Bollwerke der globalen Stabilität bewährten oder ob sich allfällige Schockwellen weiter vergrösserten. Zu beachten sei, dass die Stärkung der Widerstandsfähigkeit ein kollektives Handeln durch internationale Kooperation von Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft erfordere. Die Ziele des BerichtsDie Risiken, vor denen die Welt stehe, könnten nur durch langfristiges Denken und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Regierungen und der Zivilgesellschaft adressiert werden, gibt der Bericht zu bedenken. Er zielt deshalb darauf ab, diesen Prozess zu unterstützen, insbesondere durch:
Mapping Global Risks 2014Die 31 grössten globalen Risiken wurden auf der Basis einer Umfrage des World Economic Forum unter ihren Stakeholdern eruiert. Als besonders ernst werden
Hohe Wirkung und EintrittswahrscheinlichkeitAls Risiken mit besonders hohen Wirkungen und hoher Eintrittswahrscheinlichkeit wurden Umwelt-und Wirtschaftskrisen bewertet. Dabei wurden sie von Frauen deutlich ernster genommen als von Männern. Auch das Alter spielt bei der Wahl eine Rolle. Jüngere Personen beurteilen die Wirkungen und die Wahrscheinlichkeit dieser Risiken kritischer als ältere. Zu diesen Risiken zählen insbesondere Umweltprobleme wie Wassermangel, die Häufung von Naturkatastrophen, der Verlust an biologischer Vielfalt sowie öfter auftretende extreme Wetterereignisse. Als Risiken, die mit anderen besonders vernetzt sind und sich gegenseitig verschärfen, werden makroökonomische Risiken – z.B. Finanzkrisen, strukturelle Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung – erkanntt. Auch das Scheitern der Weltordnungspolitik könne sich als ein zentrales Risiko entpuppen, das mit zahlreichen anderen Themen verknüpft wäre. Der Rückgang des Vertrauens in Institutionen, Mangel an Führung, anhaltende Ungleichbehandlung der Geschlechter und Datenmisswirtschaft werden als Trends bewertet, die kritisch zu beobachten sind. Drei Risiken im FokusVon den zahlreichen Möglichkeiten, wie sich Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen globalen Risiken in 10 Jahren auswirken können, werden drei analysiert: - Die Instabilitäten in einer zunehmend multipolaren Welt: Der demographische Wandel, eine wachsende Mittelschicht und fiskalische Zwänge verstärken den Druck auf Regierungen hinsichtlich interner Reformen und der Gestaltung ihrer internationalen Beziehungen. Das könnte, so der Bericht, zu einer Ära steigenden wirtschaftlichen Pragmatismus, zu nationalem Selbstschutz sowie zu zwischenstaatlicher Reibung führen. - Verlorene Generation?: Die Generation, die in den 2010er-Jahren ins Arbeitsleben tritt, wird mit einer bedrohlich hohen Arbeitslosigkeit und prekären Arbeitssituationen konfrontiert. Das erschwere ihre Bemühungen, sich eine Zukunft aufzubauen, und erhöhe das Risiko sozialer Unruhen. - Digitale Desintegration: Bisher hat sich der Cyberspace als robust genug erwiesen, Angriffe abzuwehren. Aber es sei in der Online-Welt schon immer einfacher gewesen, anzugreifen als zu verteidigen, resümieren die Herausgeber der Studie. Das könne sich allerdings ändern und das Internet seinen Ruf als vertrauenswürdiges Medium für Kommunikation und Handel verlieren. „Wenn wir uns von einem von Dringlichkeit getriebenem Risk-Management zu koordinierten Massnahmen durchringen können, um die Risikoabwehrkräfte zu stärken, werde die Gesellschaft weltweit davon profitieren,“ hält Klaus Schwab, Gründer und CEO des World Economic Forum, in seinem Vorwort zur Studie fest. „Zusammen können die führenden Kopfe aus Wirtschaft, Politik und ziviler Gesellschaft die Weitsicht und den gemeinsamen Elan aufbringen, unsere globale Zukunft zu gestalten.“
17.01.2014 | Autor
Jörg Naumann
-> Drucken
|
MEHR ZU DIESEM THEMA
TOP ARTIKEL
TOP AKTUELLsoeben aufgeschaltet
MEIST GELESEN
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|