WEF Global Gender Gap Report 2013
Frauen sind auf gutem Weg, Männern in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Stellung näher zu kommen, aber damit hat es sich auch. In keinem Land der Welt sind Frauen – so der neue 400seitige WEF Global Gender Gap Report 2013 – mit Männern wirklich gleichgestellt. Der seit 2006 jährlich erscheinende Bericht des World Economic Forum bewertet die Gleichheit der Geschlechter nach vier Kategorien: Gesundheit und Überlebenschancen (u.a. Geburten- und Sterberaten, durchschnittliche Lebenserwartung), dem Bildungsweg (Schul- und Hochschulbildung, Alphabetisierungsrate), der politischen Partizipation (Parlaments-, Kabinettssitze) sowie den wirtschaftlichen Chancen (Löhne, Führungspositionen, Arbeitsmarkt etc.). Schwab: Radikal umdenkenWEF-Gründer und Executive Chairman Klaus Schwab macht aufgrund der neuen Analyse zwar globale Verbesserungen bei der wirtschaftlichen Gleichstellung und der politischen Teilhabe von Frauen aus, doch gezielte Anstrengungen und Fortschritte seien weiterhin nötig, um den Gender Gap weiter zu schliessen. Massgeblichen Rückenwind bekommen die Bemühungen durch den Arbeitsmarkt und den steigenden Druck, die besten Arbeitskräfte zu nutzen, um global wettbewerbsfähig zu werden bzw. zu bleiben. Und dazu gehören schon allein aufgrund ihres ungenutzten Potenzials die Frauen. Schwab lässt keine Zweifel offen: "Viele Länder werden in Sachen Humankapital radikal umdenken müssen". Hinsichtlich der Gesundheit ist die Lücke zwischen Frauen und Männer beinahe geschlossen. Hier klafft noch eine minime Lücke von 4%, wobei sich diese seit dem ersten Bericht 2006 leicht vergrössert hat. Im Hinblick auf Bildungschancen wird der Gap mit 7 % angegeben, wobei 25 Länder die Lücke komplett schliessen konnten. Anders sieht es beim Gender Gap für wirtschaftliche Gleichstellung aus. Er ist nur zu 60% überwunden, auch wenn hier Fortschritte zu erkennen sind. Noch schlechter stellt sich die Situation bezüglich der politischen Führung. Hier liegt der Gap weltweit bei mageren 21 Prozent, auch wenn er innerhalb des vergangenen Jahres um knapp 2% verringert werden konnte. In den sowohl 2012 als auch 2013 erfassten Ländern hat sich der Gap im Berichtsjahr um 86 Punkte verringert. Island bleibt im fünften Jahr in Folge das fortschrittlichste Land in Sachen Geschlechtergleichheit. Zusammen mit Finnland (Platz 2), Norwegen (3) und Schweden (4) hat das Land die Lücken heute zu mehr als 80% geschlossen. Es folgen die Philippinen (5), erstmals unter den ersten fünf, Irland (6), Neuseeland (7), Dänemark (8), dann die Schweiz (9, 2012: 10) und Nicaragua (10). Schwer nachvollziehbares RankingDeutschland ist unter den G20-Ländern mit Rang 14 am besten platziert, fällt gegenüber dem Vorjahr allerdings um einen Platz zurück. Mit gewissem Abstand folgen Südafrika (17), das Vereinigte Königreich (18) und Kanada (20). Die USA findet man auf Rang 23, die besten BRICS-Staaten Russland auf 61, Brasilien auf 62, China auf 69 und Indien auf 101. Das Ranking schliessen der Tschad (134), Pakistan (135) und Jemen (136). Gleichstellung zahlt sich ausVieles spricht für eine gleiche Stellung von Mann und Frau. Doch hartnäckige Gegner oder Ignoranten wird das nicht überzeugen. Vielleicht sind es ökonomische Kriterien, die in dieser Frage für Einsicht und/oder ein Umdenken sorgen. So legt das WEF mit zwei Vergleichen dar, dass auch Männer profitieren, wenn es den Frauen in ihrer Umgebung gut geht: Eine Gegenüberstellung des aktuellen Global Competitiveness Index 2013-2014 und des Global Gender Gap Index 2013 (Abb. 1) zeigt, dass Länder mit einer hohen Gleichstellungsrate auch wirtschaftlich besonders erfolgreich sind. Das Gleiche gilt für den Vergleich des Pro-Kopf-Einkommens mit dem Gender Gap Index (Abb. 2). Natürlich stellt sich hier die Frage nach Ursache und Wirkung, also dem Huhn und dem Ei, aber das mag im Endeffekt egal sein, es spricht in jedem Fall für eine zielstrebige Verringerung des Gender Gap. Download Global Gender Gap Report 2013
27.10.2013 | Autor
Jörg Naumann
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