Personenfreizügigkeit

Schweizer Arbeitsmarkt beweist seine Aufnahmefähigkeit

Der Einfluss der Zuwanderung auf die Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in den Jahren 2001-2010 wurde in einer aktuellen Studie detailliert untersucht. Die Autoren Sandro Favre, Rafael Lalive und Josef Zweimüller von den Universitäten Zürich und Lausanne kommen zum Schluss, dass die starke Zuwanderung keine generellen Verdrängungseffekte ausgelöst hat. Nur bei höher Qualifizierten haben sie geringfügige Verdrängungseffekte festgestellt. Sie schätzen, dass die durch die Personenfreizügigkeit ausgelöste zusätzliche Zuwanderung die Arbeitslosenquote von Personen, die in der Schweiz geboren wurden, um rund 0.2 Prozentpunkte erhöht hat. Der Effekt beschränkte sich dabei auf hoch qualifizierte Personen.

Arbeitslosenquote nach Migrationshintergrund, 1990, 2000 und 2010
Arbeitslosenquote nach Migrationshintergrund, 1990, 2000 und 2010: Quelle: Sandro Favre, Rafael Lalive und Josef Zweimüller:
Verdrängungseffekte des Freizügigkeitsabkommens Schweiz-EU
auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, Schlussbericht

Das Hauptergebnis der Studie ist, dass Verdrängungseffekte aufgrund der starken Zuwanderung seit 2002 gering sind. Die Autoren finden keine signifikante Abnahme der Beschäftigung der in der Schweiz ansässigen Wohnbevölkerung als Folge der starken Zunahme der Nettoimmigration. Auch die erhebliche Zunahme der Grenzgängerbeschäftigung zeitigt keine Verdrängungseffekte grösseren Ausmasses. Weder für in der Schweiz geborene Personen noch für bereits länger in der Schweiz lebende Ausländer kann ein signifikanter Einfluss des Migrationsdrucks auf die Beschäftigtenquote festgestellt werden. Für die in der Schweiz geborene Bevölkerung zeigt sich ein nachteiliger Einfluss der Nettoimmigration auf die Arbeitslosigkeit, der jedoch quantitativ gering und statistisch nur marginal signifikant ist. Konkret impliziert das angewandte ökonometrische Modell, dass Einwanderung im Ausmass von 1 Prozent der Beschäftigten zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote der in der Schweiz Geborenen von 0.068 Prozentpunkten führt. Für früher Zugewanderte existiert ein solcher Zusammenhang nicht. Eine Zunahme der Grenzgängerbeschäftigung führt weder zu einem signifikanten Anstieg der Arbeitslosenquote noch zu einem Rückgang der Beschäftigtenquote.

Flankierende Massnahmen zeigen Wirkung

Die Studie zeigt auch, dass sich die flankierenden Massnahmen (FlaM) bewähren und sich grundsätzlich als Instrument,  möglichen negativen Begleiterscheinungen aufgrund des FZA zu begegnen, eignen. Insbesondere konnte ein Abgleiten der tiefen Löhne in den letzten Jahren verhindert werden, und die FlaM dürften dazu wesentlich beigetragen haben.

Mit der starken Zuwanderung nimmt der Anteil der EU/EFTA-Staatsangehörigen an der Finanzierung der Sozialversicherungen kontinuierlich zu, während der Anteil der schweizerischen Staatsangehörigen rückläufig ist. Die starke Zuwanderung hat die Alterung der Bevölkerung in den letzten Jahren verlangsamt und damit die umlagefinanzierten Sozialversicherungen der ersten Säule (AHV/IV/EO/EL) entlastet. Die Befürchtung, die Personenfreizügigkeit führe zu einer überproportionalen Zunahme ausländischer IV-Leistungsbezüger, hat sich laut Studie nicht bewahrheitet.


Zur Studie

 

05.05.2013 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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