KOF Konjunkturprognose Update Jan. 2015

Schon gebeutelter Standort wird noch unattraktiver

Die KOF hat ihre Prognose vom Dezember 2014 angesichts des «Franken-Schocks» aufdatiert. Sie erwartet einen Einbruch der Wirtschaftsleistung im Sommerhalbjahr 2015. Die Arbeitslosenquote dürfte steigen, die Preise weiter fallen.

Wechselkurs Euro_CHF_Jan 2015  
Entscheidend für die Entwicklung der Schweizer Wirtschaft
ist die weitere Entwicklung des Franken-Euro-Kurses. Sollte
dieser den aktuellen Trend in Richtung 1.10 Fr.pro Euro fort-
setzen, werden die Konsequenzen leichter verdaut als bei
Parität.
 
KOF-Prognose Weltwirtschaft Jan. 2015  
Die Wachstumsraten der für die Schweiz wichtigsten Export-
länder sind durchwegs positiv.Die Entwicklung des Ölpreises
hat ebenfalls Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft und auf
den Konsum.    
 
KOF Prognose Reales BIP nach Verwendung Schweiz Jan. 2015  
Exporte und Bauinvestitionen sind ursächlich für die
Gesamtprognose von -0,5%, wobei der Rückgang im
Bausektor nicht auf die Frankenaufwertung zurückgeführt
werden kann. Die Ursache ist hausgemacht.
 
KOF Prognose Schweiz Gesamtwirtschaftliche Grössen Jan 2015  
Die Arbeitslosenquote (ILO) soll gegen 5% steigen.
Keine beruhigende Erwartung... 
 

Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschend den Mindestkurs des Schweizerfrankens zum Euro auf, der seit 2011 Bestand gehabt hatte. Daraufhin wertete sich der Franken schlagartig auf und pendelt seither um die Parität zum Euro. Die KOF hat aufgrund der neuen wirtschaftspolitischen Situation ihre modellgestützte Konjunkturprognose vom Dezember 2014 basierend auf der neuen Annahme eines Wechselkurses von 1 Fr./Euro (anstatt 1.20 Fr./Euro) bis Ende 2016 neu berechnet. Zusätzlich wurde berücksichtigt, dass der Ölpreis stärker gefallen ist als in der Dezemberprognose unterstellt (auf 50 Dollar pro Barrel anstatt auf 70 Dollar). Das Resultat dieser beiden veränderten Rahmenbedingungen ist, dass die Schweizer Wirtschaft im Sommerhalbjahr 2015 eine kurze Rezession durchmacht. Allerdings muss betont werden, dass heftige Schocks wie eine abrupte Währungsaufwertung um 20% die Prognosegüte von Konjunkturmodellen beeinträchtigen.

Exportrückgang vs. Erdölpreissenkung

Der unmittelbare Effekt der Frankenaufwertung auf die Schweizer Konjunktur wird über die Exporte vermittelt. Diese dürften in der ersten Hälfte des laufenden Jahres stark sinken. Dabei führt der Ölpreisrückgang zu einem Einbruch der Erlöse aus dem grösstenteils von der Schweiz aus administrierten internationalen Handel mit Öl («Transithandel»). Dies betrifft aber nur die Wertschöpfung zu laufenden Preisen und nicht die reale Wertschöpfung. Letztere sinkt vielmehr, weil die Aufwertung des Frankens sowohl die Warenexporte als auch die Ausfuhren von Tourismusleistungen und Finanzdienstleistungen belastet. Insgesamt erwartet die KOF einen Rückgang der Exporte um 1.4% im laufenden Jahr.

Mehrere Faktoren drücken die Entwicklung

Die Firmen reagieren nicht sofort auf die verminderte Nachfrage aus dem Ausland, sondern produzieren zunächst auf Lager. Ab dem 2. Quartal 2015 dürfte dann jedoch die Produktion eingeschränkt werden. Die KOF erwartet eine kurze Rezession im Sommerhalbjahr und für das Gesamtjahr 2015 einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 0.5%.
Der aussenwirtschaftliche Schock überträgt sich auf das Inland. Dabei hält sich der private Konsum angesichts sinkender Preise und der Möglichkeit des Einkaufstourismus zunächst noch gut. Investitionen in Ausrüstungen werden aber zunehmend zögerlicher getätigt, weil die Wechselkursanpassung den durch die Zweifel am Fortgang des bilateralen Prozesses bereits gebeutelten Produktionsstandort Schweiz noch unattraktiver gemacht hat. Gleichzeitig trüben sich die Bauinvestitionen ein, was in keinem Zusammenhang zur Frankenaufwertung steht, sondern sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet hat.

Negative Konsequenz auch für den Arbeitsmarkt 

Die angespannte Lage der Unternehmen bedeutet für die öffentliche Hand Steuerausfälle. Daher erwartet die KOF, dass die öffentliche Verwaltung sowie andere überwiegend öffentlich finanzierte Branchen wie das Bildungs- und Gesundheitswesen, welche seit Beginn der Finanzkrise zu den Jobmotoren gehört hatten, zunehmend weniger Arbeitskräfte nachfragen, während im privaten Sektor Arbeitsplätze abgebaut werden. Entsprechend wird für 2015 ein Rückgang der auf Vollzeitäquivalente umgerechneten Beschäftigung um 0.3% und für 2016 ein weiteres Minus von 1.8% prognostiziert. Dabei steigt die Quote der registrierten Arbeitslosen von 3.2% im Jahr 2014 auf 3.4% im laufenden und 4.1% im kommenden Jahr. Die Arbeitslosenquote gemäss internationaler Definition (die auch Ausgesteuerte berücksichtigt) liegt mit 4.4% (2015) und 4.9% (2016) höher. Die Verschlechterung der Beschäftigungssituation drosselt den Lohnauftrieb und lässt nächstes Jahr das gesamte Arbeitnehmereinkommen stagnieren. Darauf reagieren die Privathaushalte in zunehmendem Mass mit Konsumzurückhaltung trotz sinkender Preise. Für die Teuerung, gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise, werden für das laufende und das kommende Jahr negative Raten von -1.5 und -0.4 erwartet.

2016 Beruhigung auf tieferem Niveau 

Zusammengefasst hat der Wechselkursschock für die Schweizer Konjunktur folgende Wirkungen: Die Exporte brechen kurzfristig ein, können aber im späteren Verlauf des Prognosezeitraums von einem sich verbessernden internationalen Umfeld profitieren. Diejenigen Kunden, die Schweizer Produkten trotz des teureren Frankens die Treue halten, erhöhen ihre Nachfrage mit der Zeit wieder; es kommt jedoch zu einer Niveauverschiebung. Die Übertragung des Schocks auf die Binnenwirtschaft via Investitions- und Konsumzurückhaltung bei sinkender Beschäftigung wird die Konjunktur hingegen über den gesamten Prognosehorizont bis Ende 2016 belasten. Daher ist nach dem Rückgang des BIP im laufenden Jahr auch für 2016 lediglich mit einer Stagnation (0.0%) zu rechnen.

30.01.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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