Fachbereich: Wirtschaftsentwicklung
Erstveröffentlichung: 30.01.2015 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
KOF Konjunkturprognose Update Jan. 2015
Die KOF hat ihre Prognose vom Dezember 2014 angesichts des «Franken-Schocks» aufdatiert. Sie erwartet einen Einbruch der Wirtschaftsleistung im Sommerhalbjahr 2015. Die Arbeitslosenquote dürfte steigen, die Preise weiter fallen. Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschend den Mindestkurs des Schweizerfrankens zum Euro auf, der seit 2011 Bestand gehabt hatte. Daraufhin wertete sich der Franken schlagartig auf und pendelt seither um die Parität zum Euro. Die KOF hat aufgrund der neuen wirtschaftspolitischen Situation ihre modellgestützte Konjunkturprognose vom Dezember 2014 basierend auf der neuen Annahme eines Wechselkurses von 1 Fr./Euro (anstatt 1.20 Fr./Euro) bis Ende 2016 neu berechnet. Zusätzlich wurde berücksichtigt, dass der Ölpreis stärker gefallen ist als in der Dezemberprognose unterstellt (auf 50 Dollar pro Barrel anstatt auf 70 Dollar). Das Resultat dieser beiden veränderten Rahmenbedingungen ist, dass die Schweizer Wirtschaft im Sommerhalbjahr 2015 eine kurze Rezession durchmacht. Allerdings muss betont werden, dass heftige Schocks wie eine abrupte Währungsaufwertung um 20% die Prognosegüte von Konjunkturmodellen beeinträchtigen. Exportrückgang vs. ErdölpreissenkungDer unmittelbare Effekt der Frankenaufwertung auf die Schweizer Konjunktur wird über die Exporte vermittelt. Diese dürften in der ersten Hälfte des laufenden Jahres stark sinken. Dabei führt der Ölpreisrückgang zu einem Einbruch der Erlöse aus dem grösstenteils von der Schweiz aus administrierten internationalen Handel mit Öl («Transithandel»). Dies betrifft aber nur die Wertschöpfung zu laufenden Preisen und nicht die reale Wertschöpfung. Letztere sinkt vielmehr, weil die Aufwertung des Frankens sowohl die Warenexporte als auch die Ausfuhren von Tourismusleistungen und Finanzdienstleistungen belastet. Insgesamt erwartet die KOF einen Rückgang der Exporte um 1.4% im laufenden Jahr. Mehrere Faktoren drücken die EntwicklungDie Firmen reagieren nicht sofort auf die verminderte Nachfrage aus dem Ausland, sondern produzieren zunächst auf Lager. Ab dem 2. Quartal 2015 dürfte dann jedoch die Produktion eingeschränkt werden. Die KOF erwartet eine kurze Rezession im Sommerhalbjahr und für das Gesamtjahr 2015 einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 0.5%. Negative Konsequenz auch für den ArbeitsmarktDie angespannte Lage der Unternehmen bedeutet für die öffentliche Hand Steuerausfälle. Daher erwartet die KOF, dass die öffentliche Verwaltung sowie andere überwiegend öffentlich finanzierte Branchen wie das Bildungs- und Gesundheitswesen, welche seit Beginn der Finanzkrise zu den Jobmotoren gehört hatten, zunehmend weniger Arbeitskräfte nachfragen, während im privaten Sektor Arbeitsplätze abgebaut werden. Entsprechend wird für 2015 ein Rückgang der auf Vollzeitäquivalente umgerechneten Beschäftigung um 0.3% und für 2016 ein weiteres Minus von 1.8% prognostiziert. Dabei steigt die Quote der registrierten Arbeitslosen von 3.2% im Jahr 2014 auf 3.4% im laufenden und 4.1% im kommenden Jahr. Die Arbeitslosenquote gemäss internationaler Definition (die auch Ausgesteuerte berücksichtigt) liegt mit 4.4% (2015) und 4.9% (2016) höher. Die Verschlechterung der Beschäftigungssituation drosselt den Lohnauftrieb und lässt nächstes Jahr das gesamte Arbeitnehmereinkommen stagnieren. Darauf reagieren die Privathaushalte in zunehmendem Mass mit Konsumzurückhaltung trotz sinkender Preise. Für die Teuerung, gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise, werden für das laufende und das kommende Jahr negative Raten von -1.5 und -0.4 erwartet. 2016 Beruhigung auf tieferem NiveauZusammengefasst hat der Wechselkursschock für die Schweizer Konjunktur folgende Wirkungen: Die Exporte brechen kurzfristig ein, können aber im späteren Verlauf des Prognosezeitraums von einem sich verbessernden internationalen Umfeld profitieren. Diejenigen Kunden, die Schweizer Produkten trotz des teureren Frankens die Treue halten, erhöhen ihre Nachfrage mit der Zeit wieder; es kommt jedoch zu einer Niveauverschiebung. Die Übertragung des Schocks auf die Binnenwirtschaft via Investitions- und Konsumzurückhaltung bei sinkender Beschäftigung wird die Konjunktur hingegen über den gesamten Prognosehorizont bis Ende 2016 belasten. Daher ist nach dem Rückgang des BIP im laufenden Jahr auch für 2016 lediglich mit einer Stagnation (0.0%) zu rechnen.
30.01.2015 | Autor
Jörg Naumann
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