Die Wirtschaftsleistung in den wichtigsten Exportdestinationen der Schweiz fiel Ende 2012 etwas schwächer aus als von der KOF prognostiziert. Über die Wintermonate ist die Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum allerdings in den Hintergrund getreten – auch wenn die Situation in Zypern nun wieder für Unruhe gesorgt hat. Und der Euro gewann nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber dem Schweizerfranken an Aussenwert. Zudem signalisieren verschiedene Stimmungsindikatoren, dass der Abschwung der Weltwirtschaft zu Ende gehen sollte: China und andere wichtige Schwellenländer scheinen die konjunkturelle Talsohle durchschritten zu haben. Zudem verhinderten die USA zu Jahresbeginn einen Fall von der «Fiskalklippe», die zu einer starken Erhöhung der Einkommensteuern geführt hätte. In Europa bestehen allerdings weiterhin Unsicherheiten hinsichtlich der politischen und wirtschaftlichen Situation. Immerhin sollten der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) und die Selbstverpflichtung der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Krisenbekämpfung sowie die in den Krisenstaaten erzielten Fortschritte eine Destabilisierung des Euroraums verhindern. Insgesamt erwartet die KOF, dass mit der Konjunkturbelebung der Weltwirtschaft auch Europa wieder positive Wachstumsraten erreichen wird. Dazu beitragen sollte die aufgrund sinkender Lohnstückkosten verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer.
Schweizer Konjunkturentwicklung
In der Schweiz schlug sich Ende 2012 die schwache internationale Entwicklung in rückläufigen Warenexporten nieder. Die Dienstleistungsexporte entwickelten sich über das vergangene Jahr ebenfalls schwach. Die etwas entschärfte Wechselkurssituation und die leicht bessere Stimmung im Ausland sollten dagegen im laufenden Jahr zu einer Erholung der Gesamtausfuhren (2013: 2.9%) führen. Die Importe entwickelten sich 2012 zwar ebenfalls eher schwach (3.4%), aber etwas
stärker als die Exporte (1.2%). Da sich die Schweizer Binnenkonjunktur in diesem Jahr stabil entwickeln sollte, dürften die Wareneinfuhren an Dynamik gewinnen. Für die Gesamtimporte geht die KOF in diesem Jahr von einer Zunahme von 2.3% aus. Die stabile Binnenwirtschaft zeigt sich im laufenden Jahr im Anstieg des privaten Konsums von 1.9%. Der Boom der Bauwirtschaft hat hingegen wohl seinen Zenit erreicht: In diesem Jahr nehmen die Bauinvestitionen gemäss KOF-Prognose nur noch um 0.5% zu. Die Wohnbautätigkeit sollte sich auf einem hohen Niveau stabilisieren. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen dürften vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2013 zunehmen und damit trotz eines verhaltenen Jahresbeginns im Jahr 2013 um 2.0% wachsen.
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Im Vergleich zu den Vorjahren bahnen sich laut KOF-Prognose nur leichte Veränderungen des BIP ab - immerhin sollen diese wieder positiv ausfallen.Quelle und Grafik: KOF |
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Arbeitslosigkeit im internationalen Vergleich tief
Die Beschäftigung (auf Vollzeitäquivalente umgerechnet) hat im vergangenen Jahr weiter zugelegt (1.6%). Gleichzeitig ging beim eher schwachen Wirtschaftswachstum (1.0%) die Arbeitsproduktivität statistisch etwas zurück. Das Beschäftigungswachstum dürfte sich in der nächsten Zeit abgeschwächt fortsetzen (2013: 0.8%), die Arbeitslosigkeit in der Schweiz im internationalen Vergleich auf tiefem Niveau bleiben: Die KOF erwartet, dass sich die momentan geringe Zunahme der Arbeitslosenzahl nicht beschleunigen wird (Arbeitslosenquote 2013: 3.2%). Die negative Teuerung scheint allmählich auszulaufen; die Preise dürften in den kommenden Monaten wieder moderat steigen.
Insgesamt erwartet die KOF vor diesem Hintergrund einen langsamen, aber stetigen Anstieg der Wachstumsraten des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP), der sich auch im kommenden Jahr fortsetzt. In diesem Jahr erreicht das BIP demzufolge eine Zunahme von 1.4%.
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Für erhebliche Fragezeichen der Prognosen scheint die EU verantwortlich zu sein. Für sie haben sich die Vorhersagen im Vergleich zur Dezember-Prognose 2012 etwas verschlechtert. |
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Die Exporte sollen deutlich zulegen. Anlage- und Ausrüstungsinvestitionen brillieren mit klaren Zuwachsraten - jedenfalls in der Prognose. |