Arbeitsmarkt Sept. 2015

Schon Jugendliche werden ausgesteuert

Auf auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im September nur wenig getan. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert, gegenüber dem Vorjahresmonat allerdings stieg sie um 6,4%; auch die Jugendarbeitslosigkeit hat sich auf den ersten Blick in die Statistik nur wenig verschlechtert. Sie stieg gegenüber dem Vormonat August um ganze 49 Personen oder 0,3%. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit.

Registrierte Stellensuchende und Arbeitslose Sept. 2015 - seco  
Arbeitslose nach Kantonen - Sept. 2015 - seco  
Registrierte Arbeitslose nach ausgeübter Funktion - Sept. 2015 - seco  
Registrierte Arbeitslose nach Merkmalen - Sept. 2015 - seco  
Ausgesteuerte - Juli 2015 - seco  
   

Mit 20‘618 Personen (15-24 Jahre) beläuft sich die Jugendarbeitslosenquote im September2015 auf 3,7% (August 3.6%, Sept. 2014 3,5%). Die Quote liegt damit nur leicht über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 3,2% (3,2%; 3,0%) und auch über derjenigen der über 50-jährigen von 2,8% (2,8% bzw. 2,6%). Doch die beruhigenden Zahlen täuschen über die wahre Situation hinweg. Denn dass der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in der Statistik nicht deutlicher wird, liegt offensichtlich vor allem daran, dass immer mehr Jugendliche aus der Arbeitslosenversicherung ausgesteuert werden. Das beteuert Boris Zürcher, Leiter Direktion für Arbeit beim Seco (Staatssekretariat für Arbeit) in Bern. So seien im Juli 2015 (aktuellste Zahlen) allein 15,7% der aus der Arbeitslosenversicherung Ausgeschlossenen zwischen 15 und 24 Jahren alt gewesen. Heute könnten es deutlich mehr sein. Der Grund für diese Entwicklung sei eine Gesetzesrevision aus dem Jahr 2011, gemäss der die Zeit, die ein Jugendlicher nach Ausbildung oder Schule von der Arbeitslosenversicherung unterstützt wird, von seinerzeit 12 auf 4 Monate reduziert wurde.

Regional unterschiedliche Entwicklung

Dass nicht alles so harmlos ist, wie es auf den ersten Blick scheint, zeigen folgende Zahlen, welche die Jugendarbeitslosenquote als solche nicht von sich aus preisgibt: Hatten im September 2015 – wie erwähnt – 20‘618 Jugendliche keinen Job, so nahm die Zahl in der Deutschschweiz im Vergleich zum Vormonat zwar um 31 Personen ab, im Vergleich zum September 2014 allerdings um 1178 Personen beziehungsweise knapp 10% zu. In der Westschweiz zeigt sich zur selben Zeit ein ganz anders Bild: Hier waren im Monatsvergleich 90 Jugendliche mehr als arbeitslos gemeldet als im August, während die Zahl im Vorjahresvergleich um 40 Personen (-0,5%) fiel.

Ausländer besonders betroffen

Noch differenzierter stellt sich die Lage wie folgt dar: Aktuell sind 10‘976 bzw. 53,4% der jungen Arbeitslosen Männer, 46,6% Frauen. Während die Zahl der männlichen Arbeitslosen im Vormonatsvergleich um 28 sank, stieg die der jungen Frauen um 87. Im Vergleich zum September des Vorjahres sind wiederum beide Zahlen angestiegen: die der Männer um 7,5%, die der Frauen um 4%. Und wenn die Arbeitslosigkeit der inländischen Jugendlichen gegenüber dem Vormonat um 86 Personen tiefer lag, so ist sie mit 13'718 doch fast doppelt so hoch wie bei den Ausländern (6900), die wiederum im September besonders von Arbeitslosigkeit betroffen wurden (Aug. 2015: 145; Sept. 2015: 391).

Ausbildung lohnt sich

Die Daten lassen einen weiteren Schluss zu: Schon bei den Jugendlichen zeit sich, dass sich eine (gute) Ausbildung bei der Behauptung im Arbeitsmarkt lohnt: Während die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen mit Fachfunktion um 0,7% oder 87 Personen im Vormonatsvergleich gestiegen ist, traf es in derselben Periode 225 Jugendliche mit Hilfsfunktion. Mit 1507 wurden  deutlich weniger (- 220) Schüler und Studenten arbeitslos gemeldet.    

Trend steigt, aber nur langsam

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass der Trend der Arbeitslosen und parallel dazu der Stellensuchenden in der Schweiz seit dem Jahrtausendwechsel (saisonbereinigt) leicht gestiegen ist, aber keine dramatischen Höhen erreicht hat. Die höchsten Zahlen wurden in den Jahren 2004 und 2010 erreicht. Heute liegen sie noch klar unter diesen Niveaus. Die Differenz zwischen den beiden Zahlenreihen (Arbeitslose und Stellensuchende) liegt stabil bei rund 60‘000. Boris Zürcher rechnet mit einer anhaltenden Erhöhung der Zahlen, aber nur mit einer langsamen, auch wenn man immer mit bösen Überraschungen rechnen sollte. Aktuell zeichnen sich solche nicht am Horizont ab. Für das Jahr 2015 prognostiziert das Seco eine Arbeitslosenquote von 3,3%, die im Folgejahr dann um 0,3 Prozentpunkte steigen soll.  

 

10.10.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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