Internationales Interesse an Schweizer Auszubildenden
Viele Länder wollen sich von unserem Berufsbildungssystem inspirieren lassen. Sie sehen darin die Garantie für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Nach der Schuldenbremse entdeckt das Ausland damit eine weitere Stärke des schweizerischen politischen bzw. gesellschaftlichen Systems. Die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Berufsbildung ist nichts Neues. "Seit Jahrzehnten beinhalten Partnerschaften zum Zwecke der Entwicklungshilfe einen Abschnitt über die Zusammenarbeit im Bereich Schul- und Berufsbildung", macht Laura Antonelli, die Leiterin des Ressorts Internationale Bildungsprojekte beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), deutlich. Doch seit einigen Jahren weckt das duale System der Schweiz bei den ausländischen Delegationen, die in die Schweiz kommen, zunehmendes Interesse.
Die Länder wollen wissen, was hinter dem Erfolg der dualen Ausbildung steckt. Damit sind die Lehrgänge gemeint, die Schule und Arbeit im Betrieb kombinieren und zu einer Berufsmatura, einem Berufsattest oder einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis führen. Einer der Gründe für das wiedergewonnene Interesse ist die Tatsache, dass ausländische Delegationen häufig einen Zusammenhang herstellen zwischen der niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz und den guten Resultaten dieses Berufsbildungssystems. Lässt sich das Schweizer Modell also einfach exportieren? Mehrere Bundesämter führen vor Ort Projekte durch, deren Ziel "nicht darin besteht, das Schweizer System als Ganzes zu exportieren, sondern einige Elemente zu übertragen oder fachliches Know-how anzubieten", erläutert Laura Antonelli. So führte das SBFI beispielsweise in Indien ein Pilotprojekt mit "insgesamt positiven" Ergebnissen durch. Interesse von Seiten der SlowakeiAuch in Europa trifft die schweizerische Berufsbildung auf Interesse. Erst kürzlich wurden im Rahmen des Schweizer Beitrags an der EU-Erweiterung in Bulgarien und Rumänien zwei neue Projekte bewilligt. Das grösste und älteste Projekt betrifft die Slowakei. Es ist mit CHF 4,5 Millionen veranschlagt und wird zu 85% vom Bund finanziert. Beteiligt sind zahlreiche Schweizer Institutionen, darunter die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) sowie das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Ralph Friedländer, Programmverantwortlicher bei der DEZA, die das Projekt begleitet, beschreibt die Ziele dieser Partnerschaft: "Zunächst einmal geht es darum - über eine bessere Abstimmung zwischen den Lehrgängen und dem Bedarf der Wirtschaft - die Koordination und die Kooperation zwischen den Arbeitgeberorganisationen und den Berufsschulen zu verbessern. Das erfolgt auch über eine bessere Ausbildung der Lehrenden, die vom EHB unterstützt und teilweise durchgeführt wird." Der letzte Teil des Projekts zielt auf eine Verbesserung des Images der Berufsbildung in der Slowakei ab. "In vielen Ländern Osteuropas geniesst diese im Vergleich zu einem Universitätsstudium viel weniger Anerkennung." Um die Vorzüge der Berufsbildung aufzuzeigen, greift das Staatliche Institut für Berufsausbildung (SIOV) der Slowakei, das mit der Umsetzung des Projektes betraut ist, insbesondere auf Werbefilme oder die Veranstaltung von Konferenzen zu diesem Thema zurück. Auch wenn sich ein direkter Zusammenhang nicht mit Sicherheit nachweisen lasse, merkt Ralph Friedländer an, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die sich an der Berufsschule für Mechatronik in Prešov angemeldet haben, seit Beginn des Projekts um 21% gestiegen ist. Ein Schlüsselbereich der Schweizer AussenpolitikMit diesen Programmen will der Bund einerseits sein Image im Ausland verbessern und sich andererseits langfristig künftige Exportmärkte für seine Wirtschaft sichern. Laut Laura Antonelli besteht ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Kooperationen in der Förderung der internationalen Anerkennung von Abschlüssen, die im Rahmen der Schweizer Berufsbildung verliehen werden. Um die duale Ausbildung international auszubauen, wirbt die Schweiz innerhalb von Institutionen wie der OECD oder der Europäischen Union für das duale Modell. Sie arbeitet in dieser Hinsicht mit anderen Ländern mit ähnlichen Systemen, zum Beispiel Deutschland oder Österreich, zusammen. Quelle: KMU Portal
26.02.2015 | Autor
Jörg Naumann
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