BIP-Prognose 2016 und 2017
Der Expansionspfad der Schweizer Wirtschaft bleibt 2016 und auch 2017 verhalten. Das ist die Quintessenz der aktuellen Prognose von BAKBASEL. Seit Jahresbeginn hat sich insbesondere das aussenwirtschaftliche Umfeld spürbar eingetrübt. Der bislang unterstellte Aufschwung in den Industriestaaten verzögert sich, weshalb im laufenden Jahr nachfrageseitig nur mit wenig Rückenwind für den Schweizer Exportsektor zu rechnen ist. Die ausbleibenden Nachfrageimpulse verstärken nochmals die Investitionszurückhaltung der Unternehmen, welche sich aufgrund der Belastung durch den weiterhin starken Franken bereits im zweiten Halbjahr 2015 immer deutlicher gezeigt hat. Hinzu kommt, dass eine baldige Einigung zwischen der Schweiz und der EU bezüglich der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative zunehmend unwahrscheinlich erscheint. BAKBASEL geht zwar nicht davon aus, dass es zu einer Aufkündigung der Bilateralen Verträge kommt, gleichwohl wird die Unsicherheit bis weit in das Jahr 2017 hoch bleiben und die Investitionstätigkeit hemmen.
Globales Umfeld hat sich eingetrübtDurch die Eintrübung des aussenwirtschaftlichen Umfeldes haben sich auch die Perspektiven der Schweizer Wirtschaft verschlechtert. In der Dezember-Prognose war BAKBASEL davon ausgegangen, dass es 2016 zu einer breit abgestützten Belebung der Konjunktur in den grossen Industriestaaten kommt, welche die Schwäche vieler Schwellenländer mehr als ausgleicht. Diese Hoffnung scheint sich jedoch nicht zu erfüllen. Denn während der private Konsum nicht zuletzt dank der niedrigen Energiepreise sowohl in den USA als auch in der Eurozone weiterhin robust expandiert, halten sich die Unternehmen trotz der expansiven Geldpolitik weiter mit Investitionen zurück. Die Folge ist eine Stagnation der Industrie in vielen Regionen der Welt. Aktuelle Risikofaktoren verlieren an GewichtEin wichtiger Grund für die derzeitige Zurückhaltung der Unternehmen in den Industriestaaten ist die Verunsicherung über die hartnäckige Schwächephase in den Schwellenländern, was sich auch in der sehr verhaltenen Entwicklung des Welthandels widerspiegelt. Zudem hat sich das Gefahrenpotenzial in den Schwellenländern in den letzten Monaten weiter erhöht – so waren etwa die Sorgen über eine mögliche harte Landung in China der Hauptauslöser für die kräftigen Börsenturbulenzen zu Jahresbeginn. BAKBASEL geht zwar nicht von einem Crash der chinesischen Wirtschaft aus, eine Abschwächung des Wachstums in Richtung 6 Prozent ist jedoch zu erwarten. Alles in allem dürfte die Nachfrage nach Schweizer Gütern und Dienstleistungen 2016 somit weniger stark wachsen als im Jahr 2015. Für 2017 rechnet BAKBASEL im Basisszenario wieder mit dynamischeren Nachfrageimpulsen aus dem Ausland, da unterstellt wird, dass die derzeitigen wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren (China, BREXIT, Ölpreise, Deflationsgefahr) allmählich an Gewicht verlieren und sich daher das globale Umfeld wieder aufhellt. Das Risikopotenzial für negative Überraschungen bleibt jedoch ungewöhnlich hoch. Geldpolitik im Euroraum bleibt expansivAngesichts der verhaltenen Konjunktur und der im Februar negativen Preisveränderungen in der Eurozone ist damit zu rechnen, dass die EZB an ihrer nächsten Sitzung (am 10. März) eine weitere Ausweitung der expansiven geldpolitischen Massnahmen verkündet. Zu erwarten sind dabei mehrere Massnahmen, am wahrscheinlichsten erscheint eine Ausweitung des Umfangs des Quantitative Easing (Erhöhung der monatlichen Einkäufe von 60 auf 80 Mrd. Euro) und eine weitere Senkung der bereits negativen Einlagezinsen um 0.2 Prozentpunkte auf -0.5 Prozent. Der Franken bleibt 2016 bei 1.10 CHF/Euro. Doch die nochmalige Ausweitung der expansiven Geldpolitik im Euroraum dürfte bereits in den Euro-Franken-Kursen eingepreist sein. Es ist daher nicht damit zu rechnen, dass die SNB die Negativzinsen ebenfalls weiter verschärfen wird. Gelegentliche Interventionen auf dem Devisenmarkt sollten ausreichen, um eine weitere Aufwertung des Frankens zu verhindern. Allerdings ist innerhalb dieses Szenarios bis 2017 hinein auch keine nennenswerte Abwertung gegenüber dem Euro zu erwarten. Wechselkurs bleibt vorerst Hürde für ExporteureBAKBASEL prognostiziert, dass der Franken im Jahresverlauf 2016 und im ersten Halbjahr recht nahe an der Marke von 1.10 CHF/Euro verharren wird. Erst für die zweite Hälfte 2017 ist von einer leichten Abwertung gegenüber dem Euro in Richtung 1.13 CHF/Euro auszugehen. Somit bleibt der Franken-Eurokurs noch einige Zeit eine Hürde für die Schweizer Exporteure. Wechselkursseitige Entlastung kommt jedoch weiter vom USD, welcher 2016 rund 6 Prozent gegenüber dem Franken aufwertet. Zögerliche Erholung ab 2017In der ersten Jahreshälfte 2016 dürfte das Wachstum der Schweizer Wirtschaft weiterhin sehr verhalten ausfallen. Der starke Franken erhält den Margendruck aufrecht und zwingt viele Unternehmen zu Sparmassnahmen. Hiervon ist insbesondere die Investitionstätigkeit negativ betroffen, besonders ausgeprägt zeigt sich dies in der zunehmenden Verlagerung von Unternehmensteilen ins Ausland. Hinzu kommt die wohl bis weit in das Jahr 2017 anhaltende Unsicherheit über die bilateralen Konsequenzen nach Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. BAKBASEL prognostiziert daher für 2016 nur eine Stagnation der Ausrüstungsinvestitionen. Im 2017 dürften die Ausrüstungsinvestitionen trotz der der anziehenden globalen Nachfrage nur um vergleichsweise bescheidene 2.2 Prozent expandieren. Kein Rückenwirnd durch AussenhandelVom Aussenhandel ist wegen der anhaltenden Frankenstärke und der schwachen globalen Konjunktur vorerst ebenfalls wenig Rückenwind zu erwarten. Für 2016 prognostiziert BAKBASEL eine bescheidene Expansion der Ausfuhren um 1.6 Prozent und auch 2017 bleibt die Exportdynamik mit 3.6 Prozent hinter der dann erwarteten globalen Nachfragedynamik zurück. Hoffnung ruht auf 2018Alles in allem prognostiziert BAKBASEL für 2016 eine Expansion der Schweizer Wirtschaft um 0.8 Prozent (bisher 1.1%), für 2017 wird eine leichte Beschleunigung auf 1.5 Prozent erwartet (bisher 2.0%). Damit verlaufen die Expansionsraten 2016 und 2017 weiter unterhalb des Potenzialpfades von rund 1.7 Prozent. Ausserdem erreicht die Schweiz damit 2017 im dritten Jahr in Folge ein im Vergleich zum Euroraum schwächeres Wachstumstempo.
08.03.2016 | Autor
Jörg Naumann
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