KOF Konjunkturumfragen vom Oktober

Eine Verschlechterung der Lage wird nicht erwartet

Die Geschäftslage der Unternehmen in der Schweiz hat sich im Oktober gegenüber dem Vormonat zwar leicht verbessert, doch der Geschäftslageindikator bewegt sich seit sechs Monaten auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Immerhin geben sich die Unternehmen mit Blick auf das nächste halbe Jahr verhalten zuversichtlich. Eine weitere Verschlechterung der Geschäfte wird nicht erwartet. Doch der Weg aus der Talsohle hat für die Schweizer Wirtschaft erst begonnen.

Die leichte Aufhellung der Geschäftslage in der Schweizer Privatwirtschaft durchzieht bis auf eine Ausnahme alle Sektoren, die von der KOF in ihren Umfragen erfasst werden. So hat sich im Vergleich zur letzten Befragung (im Juli) die Lage im Verarbeitenden Gewerbe, im Detailhandel, im Grosshandel, im Gastgewerbe, im Projektierungsbereich, bei den Finanzdiensten und bei den sonstigen Dienstleistern jeweils etwas verbessert. Einzig das Baugewerbe hielt mit der positiven Entwicklung nicht Tritt. Hier trübte sich die Geschäftslage spürbar ein.

KOF Geschäftslagenindikator - Nov. 2015  
KOF Geschäftslage nach Branchen - Nov. 2015  
KOF Geschäftslage der Privatwirtschaft - regional - Nov. 2015  
   

Unterschiedliche Entwicklung je Branche

Im Verarbeitenden Gewerbe setzte sich die graduelle Erholung der Geschäftslage im Oktober fort. Seit dem Tiefpunkt in der Lagebeurteilung im Juni 2015 liess der Pessimismus in der Lageeinschätzung leicht nach. Doch die Entwicklung verlief keinesfalls einheitlich. Im Maschinen- und Fahrzeugbau verschlechterte sich die Situation im Oktober zum ersten Mal seit vier Monaten wieder. Dagegen berichten der Metallbereich sowie die Branche Chemie, Kunststoffe von einer Verbesserung der Lage.

Im Vergleich zur Situation vor der Aufhebung der Frankenuntergrenze zu Beginn des Jahres sind jedoch in fast allen Branchen Verschlechterungen der Lagebewertung zu verbuchen. Besonders ausgeprägt sind diese Rückgänge in der Chemie, bei den Kunststoffen sowie im Metallbereich. Aber auch die Branchen Elektro, Feinmechanik, Optik sowie Maschinen- und Fahrzeugbau mussten deutliche Rückschläge im Vergleich zum Jahresbeginn hinnehmen.

Bestellungseingang wird Personalabbau nicht aufhalten

Der Grad der Kapazitätsauslastung ist mit derzeit 81.3% gegenüber dem Vorquartal unverändert. Der Auslastungsgrad ist damit jedoch etwa einen Prozentpunkt tiefer als im Vorjahr und im Vergleich zum langjährigen Durchschnittswert klar unterdurchschnittlich. Bezüglich der nahen Zukunft ist in den Befragungsergebnissen eine leichte Zuversicht erkennbar. Die Unternehmen rechnen mit einem stabilen bis leicht anziehenden Bestellungseingang und wollen daher auch die Produktionstätigkeit geringfügig erhöhen. Trotz der erwarteten Stabilisierung von Nachfrage und Produktion soll bei der Mitarbeiterzahl weiterhin tendenziell der Rotstift angesetzt werden.  

Bau unter starkem Margen- und Ertragsdruck

Auch in den mit dem Bau verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierungssektor hat sich die Geschäftslage im Oktober uneinheitlich entwickelt. Während sich die Lage bei den Projektierungsbüros etwas verbesserte und überwiegend gut ist, hat sich die Situation im Baugewerbe spürbar abgekühlt. Tendenziell sind Baufirmen von der Lageeinschätzung «gut» auf «befriedigend» gewechselt. Dies dürfte insbesondere an der Ertragsentwicklung liegen: Die Margen der Firmen waren in den vergangenen Monaten unter Druck. Die Erträge schrumpfen zwar auch bei den Projektierungsbüros, jedoch nicht so verbreitet wie bei den Baufirmen.

Die Reichweite der Auftragsbestände ist im Baugewerbe zwar gestiegen, doch geht dies auf Kosten einer niedrigeren Kapazitätsauslastung. Da sich die Baufirmen weiterhin einem hohen Preisdruck ausgesetzt sehen, rechnen sie auch für die nahe Zukunft mit sinkenden Erträgen. Dagegen hoffen die Projektierungsbüros, dass sich die negative Ertragsentwicklung abschwächt. 

Detailhandel hat Umsatztief durchschritten

Im Detailhandel ist die Geschäftslage weniger ungünstig als bis anhin. Zwar ist die Kundenfrequenz in den Geschäften weiterhin geringer als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, der Abstand zu den Vorjahreswerten hat sich aber im Vergleich zum Sommer verringert. Die Erosion der Ertragslage verlangsamte sich. Gleichwohl sind die Auswirkungen des starken Frankens weiterhin spürbar. Obwohl der Lagerdruck abgenommen hat, ist er nach wie vor vergleichsweise hoch. Auch Preissenkungen sind immer noch vorgesehen, werden aber nicht mehr so verbreitet stattfinden wie im Frühjahr. Eine deutliche Aufhellung ist in den Umsatzerwartungen für die nahe Zukunft zu erkennen: Die Detailhändler rechnen nicht mehr mit sinkenden Umsatzzahlen. Die

Grosshändler berichten nach wie vor von einer recht angespannten Geschäftslage. Sie konnten erneut die Absatzzahlen des Vorjahres nicht erreichen. Mit weiteren Preisabschlägen hoffen sie aber, die Nachfrage stabilisieren zu können. In ihren Geschäftserwartungen gehen sie nicht mehr von einer Verschlechterung der Situation aus.  

Finanzindustrie will Stellen kürzen

Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbesserte sich die Geschäftslage wieder. Die Banken melden eine leicht günstigere Geschäftslage als im Vormonat, während sich die Situation bei den Versicherungen eingetrübt hat. Bei den Banken legte die Nachfrage der inländischen Privatkunden erneut stark zu, während die Zuwächse bei den Firmenkunden und den KMU etwas bescheidener waren als bis anhin. Bezüglich der Nachfrageentwicklung in der nahen Zukunft sind die Banken aber für alle inländischen Segmente zuversichtlich. Die Institute rechnen zudem mit steigenden Kommissionssätzen und hoffen, dass sich die Zinsmargen nicht weiter verringern. Bei den Versicherungen sind die Nettoerträge auf Kapitalanlagen weiterhin unter Druck. Die Institute rechnen aber mit einer stabilen Nachfrage und stabilen Erträgen in der nächsten Zeit. Bei der Personalpolitik zeigt sich jedoch ein Wechsel, es sind vermehrt Stellenkürzungen geplant. 

Nachfrage nach Dienstleistungen wieder stabil

Bei den übrigen Dienstleistern ist der Geschäftslageindikator im Oktober gestiegen. Obwohl die Geschäftslage vorwiegend gut ist, liegt hier der Geschäftslageindikator im langjährigen Vergleich auf einem unterdurchschnittlichen Wert. Nach der Aufhebung der Frankenuntergrenze im Januar sind auch die Erträge bei den übrigen Dienstleistern geschrumpft. Jüngst schwächte sich die negative Entwicklung aber ab. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen hat sich wieder stabilisiert und die Betriebe rechnen etwas häufiger mit einer Belebung der Geschäfte. Zusätzliches Personal wollen sie weniger zurückhaltend einstellen als noch im Frühjahr.

Geschäftslage nach Regionen

Regional betrachtet entwickelte sich die Geschäftslage im Oktober in der Nordwestschweiz und in der Region Zürich positiv. Auch im Genferseegebiet hat sich die Geschäftslage etwas erholt. In allen anderen Regionen – der Zentralschweiz, der Ostschweiz, im Espace Mittelland und im Tessin – hat sich die Geschäftslage abgeschwächt. Im Vergleich mit der Situation zu Jahresbeginn, vor Aufhebung der Frankenuntergrenze, sind insbesondere in der Ostschweiz und im Espace Mittelland ausgeprägte Abschläge ersichtlich.

Zur Umfrage

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom Oktober 2015 sind die Antworten von mehr als 4’500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 57%.

03.11.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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