Franken-Euro-Kurs

Von externen Einflussfaktoren getrieben

Wenn der Franken gegenüber dem Euro an Wert verliert, ist das auch auf folgende zwei Faktoren zurückzuführen: die aller Voraussicht nach bevorstehende Einigung Griechenlands mit den europäischen Verhandlungspartnern und die Wachstumsprobleme Chinas – inkl. Börsencrash und Yuan-Abwertung. Doch wie nachhaltig diese Einflüsse sind, bleibt abzuwarten.

Die Wellen schlugen hoch, als die Schweizer Nationalbank SNB den Kurs des Franken gegenüber dem Euro am 15.1.2015 freigab und dieser kurzfristig bis unter die Parität rutschte. Anschliessend stabilisierte sich der Franken zwar auf einem Niveau nahe 1.05, doch die Erwartungen der Wirtschaftsvertreter gingen weiter, die Gewerkschaften liebäugelten sogar mit einem Kurs von 1.20. Die export- wie auch die inlandorientierten Unternehmen wünschten sich wenigstens einen solchen von 1.10 Fr./Euro.

Euro-CHF Aug. 2015  
USD - Yuan Aug. 2015  
Euro USD - August s2015  
CHF Yuan Aug. 2015  

Was spricht für einen weiteren Fall des Franken?

Inzwischen ist der Frankenkurs bei 1.09 zum Euro angelangt – und 1.10 könnte in greifbarer Nähe liegen. Der Druck auf die exportorientierten Unternehmen lässt damit spürbar nach, sollte es dabei bleiben oder der Wert des Franken noch weiter an Stärke verlieren. Doch sollte er das tun? Ausgeschlossen ist das nicht. Denn die Entwicklung hat u.a. zwei Ursachen, die auf den relativen Wert des Franken drücken: auf der einen Seite nähert sich der EU-interne Kampf um das wirtschaftliche Überleben von Griechenland im Euro-Raum einem wichtigen Zwischenziel, nämlich das Ferienparadies im Mittelmeer mit einem dritten Hilfspaket in Höhe von 86 Mrd. Euro über die anstehenden – nicht nur – finanziellen Hürden zu lupfen.

Kurz zuvor hatte die Meldung überrascht, dass die Hellenen zum Wachstum zurückgefunden haben und damit eine Trendwende erreicht sein könnte. Doch ob das Programm das Ende der griechischen Dürrephase bedeutet, bleibt abzuwarten, denn erstens bedarf es nachhaltiger Modernisierungsmassnahmen bei Strukturen und Einstellungen, um die Grundsatzprobleme der beliebten Feriendestination in den Griff zu bekommen. U.a. ist die hohe Staatsverschuldung auf ein erträgliches Mass zu reduzieren, wobei entscheidend sein wird, wie gross die Nachfrage nach den griechischen Kronjuwelen und die Zahlungsbereitschaft für diese sein werden, welche der Staat Interessenten zum Kauf offeriert.

Kräftemessen zwischen Merkel und Lagarde

Nachdem das griechische Parlament dem Hilfspaket (am 14.08.) mit stattlicher Mehrheit zugestimmt hat, müssen nun auch die Geldgeber noch ja sagen. Und da herrscht zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und IWF-Chefin Christine Lagarde noch keine Einigung. Merkel hat sich gegen eine Schuldentilgung der Griechen ausgesprochen, während Lagarde genau das von allen Schuldnern fordert. Sollten sich die beiden einigen, wird sich die Gesamtentwicklung in Griechenland in einer Aufwertung des Euro gegenüber dem Franken wie gegenüber anderen Währungen niederschlagen – falls nicht, steht das Gegenteil ins Haus, und das dürfte dem Franken neuen Auftrieb gegenüber dem Euro verleihen.

 

Auch China spielt mit

Ebenfalls von Bedeutung für die Bewertung des Franken gegenüber dem Euro ist die Offenbarung Chinas, die internationalen und eigenen Erwartungen an das Wachstum ihrer Volkswirtschaft nicht länger erfüllen zu können. Nach dem über mehrere Tage andauernden Crash ihrer Börsen, der auch europäische – inkl. Schweizer – Unternehmensbewertungen tief in den Keller zog, wertete die chinesische Nationalbank – bislang ebenfalls über drei Tage verteilt – ihren Renminbi/Yuan ab, indem er gegenüber dem US-Dollar um 1,9, 1,6 und zuletzt um 1,1 Prozent herabgestuft wurde. Per 13.8. figurierte der Kurs nun bei 6.40 Yuan/Dollar. Hauptgrund für die Abwertung ist, dass China nach 35-jähriger Wachstumsphase in zweistelliger Grössenordnung offensichtlich nun in ein etwas ruhigeres Fahrwasser kommt, was aber im Innern des Landes nicht ohne weiteres ruhig aufgenommen und akzeptiert werden wird. In nur einer Generation seien in China 400 Mio von 1,4 Mrd. Menschen, die damals an der Armutsgrenze lebten, zu moderatem Wohlstand gekommen, kommentierte der ehemalige deutsche Botschafter in China, Michael Schaefer, die Lage. Der grosse Rest, also eine Milliarde Menschen befänden sich noch auf dem Weg in Richtung Mittelstand, ein Viertel von ihnen noch in der Nähe der Armutsgrenze. Hier kann sich rasch ein Pulverfass entwickeln, wenn deren Erwartung nicht nach und nach erfüllt wird. Deshalb soll die Abwertung helfen, Exporte in alle Welt zu verbilligen und die (Hoffnung auf) Beschäftigung in China stabil zu halten.

Die Rolle des Freihandelsabkommens

Dass diese Entwicklung für die Schweiz und damit auch für die Bewertung des Frankens im internationalen Währungsumfeld von Bedeutung ist, ist nach dem Abschluss des Freihandelsabkommens der Schweiz mit China nicht von der Hand zu weisen. Schliesslich werden auch in der Schweiz chinesische Produkte – Konsum- wie Investitionsgüter – durch die Abwertung des Yuan billiger, was wiederum die Wettbewerbslage von Schweizer Firmen in China, aber auch in anderen Ländern sowie in der Schweiz tangiert, auch wenn dieser Effekt nicht pauschal bewertet werden kann.

Ob sich der Franken-Eurokurs bei 1.10 stabilisieren oder noch weiter sinken wird, hängt nicht von der SNB sondern von exteren Einflussfaktoren ab. Immerhin wird die Schweizer Wirtschaft nicht in Tränen ausbrechen, sollte der Kurs weiter fallen, und auch die SNB dürfte ihre Devisenmarkteingriffe herunterfahren. Nur die Schweizer Hoteliers und Touristikmanager blicken bangend in die Zukunft: Werden nächstes Jahr wieder so viele Chinesen ins Land kommen wie 2015? Auch diese Antwort bleibt abzuwarten.

14.08.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

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