KOF Beschäftigungsindikator

Der Frankenschock wird messbar

Im April fiel der KOF Beschäftigungsindikator auf den tiefsten Wert seit dem Ende der Wirtschaftskrise von 2009. Die Unternehmen in der Schweiz tendieren vermehrt zu einem Stellenabbau. Die starke Aufwertung des Schweizerfrankens nach der Aufhe­bung der Wechselkursuntergrenze dürfte hierfür ursächlich sein. 

KOF Beschäftigungsindikator April 2015  
KOF Werte Beschäftigungsindikator April 2015  

Im 1. Quartal 2015 lag der Beschäftigungsindikator noch bei -2 Punkten. Eine Mehrzahl der teilnehmenden Unternehmen hatte damals die Umfrage aber noch vor der Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses am 15. Januar beantwortet. Der aktuelle Rückgang des Indi­kators dürfte daher zu einem grossen Teil auf die starke Frankenaufwertung zurückzuführen sein, die auf die Aufhebung des Mindestkurses folgte. Die Aufwertung verteuerte die meisten Schweizer Produkte und Dienstleistungen im Ausland erheblich, wodurch Schweizer Firmen insbesondere gegenüber europäischen Konkurrenten an preislicher Wettbewerbsfähigkeit einbüssten. Das wirkt sich nicht nur bei Exporteuren negativ auf die Beschäftigung aus. Die Aufwertung belastet vielmehr auch Firmen, die überwiegend auf dem heimischen Markt aktiv sind, da sie auch Importe gegenüber Schweizer Produkten vergünstigt. So sinkt beispiels­weise die Nachfrage bei Schweizer Zulieferfirmen, weil andere Firmen Vorleistungsgüter vermehrt aus dem Euroraum beziehen.

Lage am Arbeitsmarkt wird düster

Die Anzeichen mehren sich, dass der Frankenschock nicht spurlos am Schweizer Arbeits­markt vorbeigehen wird: Der KOF Beschäftigungsindikator, der eine frühe Einschätzung der Lage auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht, fällt im 2. Quartal 2015 auf -6.2 Punkte. Auf einem solch tiefen Niveau lag der Indikator zuletzt zum Ende der weltweiten Krise im 4. Quartal 2009. Der Indikator wird aus den KOF Konjunkturumfragen ermittelt, die monatlich und vier­teljährlich bei mehr als 9000 Unternehmen in der Schweiz durchgeführt werden. Da der Anteil der Unternehmen, die planen, in den kommenden drei Monaten Stellen abzubauen, grösser ist als der Anteil jener Unternehmen, die Stellen schaffen wollen, fällt der Indikator in den negativen Bereich. Auch den gegenwärtigen Bestand an Beschäftigten bewertete eine über­wiegende Zahl der befragten Unternehmen als zu hoch. Die Lage am Arbeitsmarkt dürfte sich in naher Zukunft entsprechend verschlechtern.

Ergebnisse nach Branchen

Nicht unerwartet deuten die Beschäftigungsindikatoren für die einzelnen Branchen darauf hin, dass sich die Beschäftigungssituation insbesondere in den exportorientierten Branchen verschlechtern wird. Die branchenspezifischen Beschäftigungsindikatoren der Industrie wie auch des Gastgewerbes und der Banken bewegen sich klar im negativen Bereich.

Allerdings zeigt sich der Frankenschock auch bereits deutlich in den Beschäftigungsindi­katoren von stärker binnenorientierten Dienstleistungsbranchen. Der Beschäftigungsindikator des Detailhandels fällt gar auf den tiefsten Wert seit mehr als zehn Jahren, was auf die be­deutende Zunahme des Einkaufstourismus im grenznahen Ausland zurückzuführen sein dürfte. Der Margendruck im Detailhandel und die zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland machen sich auch in schweizerischen Zulieferbetrieben bemerkbar. Auch der Beschäftigungsindikator des Grosshandels fällt tief in den negativen Bereich. Robust gegenüber den Wechselkursturbulenzen zeigt sich der Beschäftigungsindikator des Baugewerbes, der nahe bei null liegt. Das deutet darauf hin, dass die Beschäftigung im Bau zumindest in den nächs­ten drei Monaten auf hohem Niveau konstant bleibt.

 

07.05.2015 | Autor Jörg Naumann   -> Drucken

MEHR ZU DIESEM THEMA

1. KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
2. Freelancer or team?
Teamwork Remains Important, even in the Grasshopper Age
3. KOF Globalisierungsindex 2017
Die Niederlande sind das am stärksten globalisierte Land
4. März 2017
KOF Konjunkturbarometer steigt weiter
5. Litauische Hersteller von Verpackungsmaschinen
Erfolgreiche Zusammenarbeit der Maschinenindustrie
6. Sprung auf ein Niveau
KOF Konjunkturbarometer steigt markant
7. Estland
Schweizer Immobilienfirma blickt auf ein gutes Jahr zurück
8. Key trends and statistics 2016
The European offshore wind industry: record €18 billion invested


TOP ARTIKEL

1. New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
2. KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
3. Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
4. Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
5. Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
6. Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses

TOP AKTUELL

soeben aufgeschaltet
New O-Mag
O-Mag Online Magazine is Building a Brand New Website
KOF Konjunkturprognose Sommer 2017
Konjunkturbild hellt sich weiter auf
Smart Sensors on Borderline
An Estonian Defence Companys Technology is Tracking Terrorists in the Indonesian Jungle
Climeworks-Anlage in Hinwil
CO2 aus der Umgebungsluft kurbelt Pflanzenwachstum an
Neues Tool identifiziert auch Auswirkungen von Cyberangriffen
DHL Supply Watch: Maschinelles Lernen hilft bei Früherkennung von Lieferantenrisiken
Virtual reality glasses turn the sketches into a three dimensional model
Pencil, Paper, Clay...and 3D glasses
Tallinn-based NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence welcomed Peter Pellegrini
Slovakia´s Deputy PM Peter Pellegrini Briefed on Recent Developments in Cyber Defence
3D printing
World's Largest Search Engine for 3D Printable Models Launched
Nicht den Estnischen Klimaverhältnissen
Elron muss hunderte Räder ihrer Züge auswechseln
Freelancer or team?
Teamwork Remains Important, even in the Grasshopper Age

MEIST GELESEN

1. Trends im globalen Urbanisierungsprozess
Wir leben immer städtischer
2. Fachausweis-Feier
74 neue Bereichsleiter/innen Hotellerie-Hauswirtschaft
3. KOF Winterprognose 2013
Die wichtigsten Indikatoren im grünen Bereich
4. Gefahrgut-Logistik
Mehr als nur Spezialgebiet
5. Hochregal-Lagertechnik
Holz statt Stahl – eine interessante Alternative
6. Instandhaltung-Marktspiegel
Der Wandel ist überall zu spüren
7. Kauft China Europa?
Chinesen setzen auf Technologie und Brands
8. Konjunkturprognosen 2012/13
Zuversicht stärker als Skepsis