Produkt Lifecycle Management

Der Wandel im IH ist bereits eingeläutet

Die Instandhaltung von Investitionsgütern spielt im industriellen Umfeld eine immer grössere Rolle. Die Instandhaltung leistet einen zentralen Beitrag zur Wertschöpfung jedes Betriebes, der zur Leistungserstellung technische Systeme einsetzt. Sie stellt sicher, dass die benötigten Anlagen und Betriebsmittel und damit der Wertschöpfungsprozess selbst in hohem Mass verfügbar sind. das bedingt eine effiziente Organisationsstruktur, Verwendung zielgerichteter Konzepte und moderne IT- und Kommunikationsmittel.

Instandhaltung PLM
Industrielle Instandhaltung hat an Bedeutung im Unter-
nehmen deutlich zugelegt.

 Instandhaltungsmanager und -managerinnen sind dafür verantwortlich, dass die Instandhaltung optimal und effektiv organisiert und abgewickelt wird und einen grösstmöglichen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leistet. Dies gilt aus technischer, ökonomischer und ökologischer Sicht. Das Produktdaten- und Product Lifecycle Management (PLM) leistet dazu wertvolle Unterstützung.

 Lebensdauer, Lebenszyklus, Betriebs- und Folgekosten

  Investitionsgüter sind mit Lebenszyklen ohne qualifizierte Instandhaltung nicht wirtschaftlich zu betreiben. Anders als im Konsumgüterbereich kann eine komplexe Anlage bei Verschleiss, unfallbedingten Schäden oder neuen gesetzlichen Vorgaben zum Schutz von Bedienern, Endnutzern und Umwelt nicht einfach ausgetauscht werden. Ein guter Service – also Wartung und Instandhaltung – ist unerlässlich, um die Verfügbarkeit, Betriebssicherheit und Effizienz technisch komplexer Systeme aufrecht zu erhalten.

Umfeld im Product Lifecycle Management

 Im Maschinen- und Anlagenbau verschieben sich aber die Schwerpunkte. War das Geschäft für Hersteller bisher quasi mit dem Verkauf der Anlage erledigt, fordern Kunden/Betreiber heute vorgängig eine verstärkte Berücksichtigung der Folgekosten im Maschinen- und Anlageneinkauf. Diese Folgekosten hängen im Wesentlichen von den generellen Betriebskosten, den regelmässigen Wartungsphasen und vom Verschleiss ab. Maschinenausfälle und -stillstände sowie dadurch bedingte Qualitätseinbussen sind immer mit hohen Kosten verbunden, die am Ende eines Herstellungsprozesses auf das Produkt umgelegt werden müssen.

 Zusätzlich muss auch eine Ersatzteilhaltung betrieben werden, die Stillstands- und Wartungszeiten verkürzen kann. Darüber hinaus gewinnen Dienstleistungsangebote an Bedeutung. Das beginnt bereits schon mit der Beratung beim Bau der Maschine oder Anlage sowie auch ausgefeilten (Fern-)Wartungskonzepten, welche das Angebot der jeweiligen Anlage/Maschine/Produkt erweitern. So entsteht eine aus Sachleistungen, Dienstleistungen und Rechten bestehende Kunden orientierte Paketlösung, das so genannte ʺLeistungsbündelʺ.

 Dr. Frank Bünting, Geschäftsführer Arbeitskreis LCC im VDMA, schreibt im Vorwort zu einer VDMA-Dokumentation: „Bei vielen Kunden des Maschinen- und Anlagenbaus setzt sich in den letzten Jahren immer mehr die Erkenntnis durch, dass für eine Investitionsentscheidung nicht nur der Kaufpreis, sondern auch das Verhalten des Investitionsgutes während der Lebensdauer eine entscheidende Rolle spielt. Früher genügte ein Qualitäts-Label wie ʺMade in … “ oder die ʺHersteller-Bekanntheit (Marke)ʺ als Synonym für qualitativ hochwertige und langlebige Produkte. Inzwischen hat sich die Welt gewandelt und die Kunden hinterfragen kritisch die Aussagen der Hersteller und wollen sie mit Fakten untermauert wissen.

 Die Zielsetzung des Käufers bzw. des Anlagenbetreibers ist es also, das Investitionsgut so herauszufinden, damit dieses ihm über einen definierten Zeitraum (Lifecycle) die geringsten Kosten verursacht. Da heute die Betriebskosten eines Investitionsgutes bei einem Betrachtungszeitraum von zehn Jahren ca. fünf- bis zehnmal höher sind als die Investitionskosten, wird sehr schnell deutlich, welche hohe Bedeutung die so genannte Life Cycle Performance (LCP) oder das Asset Lifecyle Management (ALM) heute und auch in Zukunft spielen wird.

 Lifecycle Performance Management – Controlling für den Produktlebenszyklus

  Lifecycle Performance Management (LPM) – auch Asset Lifecycle Management (ALM) genannt – ermöglicht es, die Profitabilität von Produkten vom Anfang bis zum Ende des Lebenszyklus vollständig bewerten und optimal steuern zu können.

PLM im Flugzeugbau
Flugzeugbau und Flugzeugwartung sind ein prädesti-
niertesSachgebiet für PLM/ALM.

 LPM bzw. ALM fokussiert hierzu auf das Produkt (im Englischen auch allgemein ʺassetʺ genannt) und den Lebenszyklus und stellt somit ein abgestimmtes Controlling dar. Zeitspannen werden nicht mehr durch Geschäftsjahresgrenzen vorgegeben, sondern richten sich nach Phasen und Meilensteinen des Lebenszyklus. Im Zentrum stehen Produkte, Assets und Projekte anstelle von Kostenstellen und Geschäftseinheiten.

 Um diese Aufgaben optimal und effizient umsetzen zu können braucht es u.a. moderne IT- und Kommunikationsmittel. Im Markt gibt es bereits starke Softwarelösungen, die fundierte und schnelle Entscheidungen im Bereich Entwicklung und Produktion mit einem zielgerichteten Controlling ermöglichen. Damit behält man den Überblick über den Einfluss aller Objekte/Prozesse, womit deren Profitabilität über den gesamten Lebenszyklus gesteuert werden kann.

 Zudem fügt sich ein zielgerichtetes LPM bzw. ALM in bestehende System- und Prozesslandschaften ein. Und auch ein schon vorhandenes Controlling wird ergänzt, indem die bewährten Instrumente des klassischen Controllings jetzt zusätzlich auf den Lebenszyklus des Objektes angewendet werden. Das Ergebnis: ein vollständiges, umfassend finanzielles Bild des Produktes und aller dazugehörigen Prozesse.

 ʺTideum business LPMʺ ist z.B. eine Standardsoftware, die an die internen Bedürfnisse und Prozesse eines Unternehmens angepasst wird. Der Software-Hersteller Tideum unterstützt die Nutzer bei Analyse, Anpassung und Einführung ihrer Software-Lösung, d.h. das erwähnte LPM-Paket lässt sich in eine schon bestehende Prozess- und IT-Landschaft mit ERP, PLM, Product Costing etc. relativ einfach integrieren.

PLM ist im bestehenden IT-Umfeld
integrierbar.      Bild: EnviaTherm

 Finanzbezogene Daten zu Produkten und zugehörigen Projekten/Prozessen werden in ʺTideum business LPMʺ gepflegt und ausgewertet. Dadurch werden komplexe Abhängigkeiten von Produkten und den mit diesen verbundenen Prozessen transparent sowie die finanzielle Performance einfach nachvollziehbar. Und das unabhängig von der Länge des Lebenszyklus, von F&E über Produktion und After Market bis End of Life. Alle Unternehmensprozesse (z.B. Produktionen u.a.) werden kontinuierlich berechnet und weiterentwickelt und sowohl auf Plan- als auch Ist-Ebene über den gesamten Lebenszyklus hinweg auswert- und vergleichbar. Ergänzt werden diese z.B. durch dynamische Analysen wie Sensitivitätsanalysen oder Was-Wenn-Szenarien.

 Was ist neu an diesem Konzept? 

  • Einbeziehung des gesamten Lebenszyklus bei der finanziellen Analyse von Produkten.
  • Alle ein Produkt betreffenden Projekteinflüsse werden bei der Analyse berücksichtigt.
  • Perspektive auf Produkte und deren Lebenszyklus unabhängig von Geschäftsjahresgrenzen und Kostenstellenhierarchien.

 Was sind die Vorteile?

  • Vollständiges Bild der finanziellen Performance von Produkten statt Informationsfragmenten.
  • Bessere Steuerungs- und Entscheidungsqualität durch Transparenz und Vergleichbarkeit.
  • Reduzierter Aufwand für das Produkt- und Projektcontrolling durch effiziente Unterstützung der Controlling-Prozesse.

 Seminare, Ausbildung und Beratung/Verständnis sind unerlässlich

  In einer Vielzahl von Unternehmen müssen heute hohe Maschinenverfügbarkeiten erzielt werden. Allerdings können ungünstige Anlagenverkettungen schnell zu einer Reduktion der Systemverfügbarkeit führen. Eine Betrachtung innovativer Ansätze zur Verfügbarkeitssteigerung auf Linien, Maschinen und Komponentenebene ist demzufolge erforderlich. Hinsichtlich des Qualitätsmanagements werden unter anderem der Trend In-line-Messtechnik sowie ein dynamisches Qualitätsmanagement z. B. während des Produktionsanlaufs thematisiert werden.

 Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) veranstaltet beispielsweise Tagungen zum Thema Life-Cycle-Performance (LCP) an Produktionssystemen. Im Fokus steht die ganzheitliche Betrachtung von Produktionssystemen. Konkret werden innovative Thesen und Ansätze im Bereich der Produktion, Instandhaltung und des Qualitätsmanagements erörtert und erarbeitet. Dabei sind in der ganzheitlichen Betrachtung die Ebenen des Produktionssystems, der Einzelmaschinen bis hin zum Prozess eingeschlossen.

 Durch Fachvorträge wird ein umfassender Einblick in die ganzheitliche Produktionsbetrachtung gegeben und die Verbindung zur OEE als Monitoring-Kennzahl hergestellt. Mit denen u.a. die Stabilität der Leistung von Produktionssystemen betrachtet werden kann. Dadurch rückt vor allem die Planbarkeit als ein wesentliches Kriterium in den Fokus. Als weiteres relevantes Themengebiet wird die Verfügbarkeit diskutiert.

 Um dieses Gesamtbündel zu erarbeiten, stehen vier zentrale Fragestellungen im Vordergrund:

  1. In welchem Verhältnis stehen die Investitionskosten zu den Lebenszykluskosten?
  2. Sind die Maschinen und Anlagen für den konkreten Anwendungsfall und die Nutzungsdauer richtig ausgelegt?
  3. Inwieweit können konstruktive Änderungen und Neuentwicklungen die Life Cycle Performance eines Produktes bzw. ein gezieltes Asset Lifecycle Management positiv beeinflussen?
  4. Wie kann durch ALM und/oder Produkt begleitende Massnahmen die LCP gesteigert werden?
PLM-ALM - Die Summe ist
"Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile"

Fazit

  Technisch und organisatorisch ist das Management solcher Prozesse sehr anspruchsvoll. Die ausgeprägte Produktindividualisierung wie auch die Ausweitung des Service-Geschäfts im Bereich Modernisierung und Re-Engineering machen einen integrierten Ansatz erforderlich, und damit auch den Einsatz entsprechend geeigneter Software.  Hier gewinnen Systeme für das Produktlebenszyklus- und Produktdatenmanagement (PLM/PDM) sowie Konzepte/Systeme zum Asset Lifecycle Management (ALM) zunehmend an Bedeutung, da sie das Daten- und Prozessmanagement in vielen Unternehmensbereichen (Produktion, Instandhaltung, Beschaffung usw.) durchgängig unterstützen und eine effiziente Planung, Durchführung und nachweisfähige Dokumentation von wichtigen Produktions- und Maintenance-Massnahmen sicherstellen.

 Quellen:

  • Leitfaden LifeCycle Performance.pdf,  VDMA
  • Tideum AG, CH-6301 Zug, www.tideum.com
  • Institut für Technologie (KIT), D-76131 Karlsruhe, www.kit.edu
25.07.2014 | Autor Hans Joachim Behrend   -> Drucken

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