FMpro-Nachricht
Der Baustoffkonzern HOLCIM ist heute wie kein anderer nicht nur weltweit tätig, sondern in den einzelnen Märkten auch bestens verankert. In rund 70 Ländern sind heute mehr als 80´000 Mitarbeitende beschäftigt. Alle Betriebe orientieren sich zwar an lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse, um eine optimale Wertschöpfung zu erbringen, konzernweite Standards und konsequentes Benchmarking steigern jedoch die Effizienz. In der Balance von lokaler Verantwortung und globaler Führung liegt der Schlüssel zum Erfolg. Hans Burger (53), Dipl. Ingenieur FH und Abteilungsleiter Instandhaltung und Maschinentechnologie bei Holcim Group Support Ltd. hat in seiner über 30jährigen Betriebserfahrung im In- und Ausland nicht unwesentlich zum Erfolg beigetragen. Industrielle Instandhaltung, IH-Management in einem stark multikulturellen (globalen) Umfeld sowie IH-Strategien entwickeln und umsetzen sind seine ʺtäglichenʺ Herausforderungen. Seit April 2012 ist Hans Burger neues Vorstandsmitglied im Branchenverband fmpro. Bezüglich seiner hohen Fachkompetenz in der Instandhaltung hat die Redaktion von fmproSERVICE mit ihm ein kleines Gespräch geführt.
Herr Burger, Sie sind in der Holcim Group Support Ltd. im Bereich Cement Manufacturing Services tätig. Wie wichtige ist Instandhaltung in Ihrem Unternehmen und welche Bedeutung hat IH für Sie ganz generell? Hans Burger: Instandhaltung ist für Holcim eine Kernkompetenz, eine Kompetenz, die wir nicht nach aussen vergeben, also nicht outsourcen. Das gilt weltweit. Und von der Unternehmenszentrale in Holderbank werden die Produktionsstandorte entsprechend unterstützt, damit jeder Standort die Instandhaltung optimal erfüllen kann. Das ist im Wesentlichen meine Aufgabe.
Holcim ist eine hochgradige Investitionsgüter-Industrie. Der Asset Value-Wert von unseren Anlagen ist sehr hoch. Die Anlagen müssen möglichst rund um die Uhr laufen. Die hohe Anlagenverfügbarkeit erreichen wir nur durch effiziente Instandhaltung. Die Kosten für unsere Instandhaltung betragen zwischen 15 und 20 % von den Anlagen-Anschaffungskosten. Ich habe das Metier Instandhaltung früher bei der Rhätischen Bahn kennengelernt, bin dann vor über 30 Jahren zur Holcim gestossen - dazumal noch Holderbank AG - um mich auch hier der Instandhaltung zu widmen. Ich habe nebst den heimischen Betrieben viele weitere im Ausland kennengelernt bevor ich hier in der Konzernzentrale die diesbezügliche Gruppenleitung übernahm. Mein Berufsleben ist Instandhaltung, dass ich in den unterschiedlichsten Anforderungen wahrgenommen habe. Ich kenne also die Wichtigkeit und Bedeutung der Instandhaltung sehr genau. Holcim ist ein sehr globales Unternehmen; Holcim-Instandhalter stehen überall in der Welt im Einsatz. Für Sie, Herr Burger, sind durch Ihre Tätigkeit im Holcim-Konzern IH-Ausbildung und Schulung zentrale Praxisaufgaben. Gibt es für Holcim-Instandhalter eine Art berufliche Mindestqualifikation? Hans Burger: Im Prinzip schon. Aber eine einheitliche Mindestqualifikation vorzugeben, die weltweit für uns Gültigkeit hat, ist schwierig zu verwirklichen. Denn wir versuchen grundsätzlich ausgebildete Berufsleute einzustellen. Das relativ einfach in Ländern wie Schweiz, Deutschland oder Frankreich, wo es entsprechende Berufsausbildungen gibt. In vielen Ländern, wo unser Konzern zugegen ist, besteht diese Möglichkeit nicht, nicht einmal mit der beruflichen Grundausbildung. Da müssen wir dann für unseren Anlagenservice Leute entsprechend schulen. Kontinuierliche konzerninterne Aus- und Weiterbildung - insbesondere im Instandhaltungsbereich - haben deshalb einen hohen Stellenwert. Preventive Maintenance Engineer ist dazu unsere Höchste und zertifizierte Ausbildung. In der Praxis werden unterschiedliche IH-Methoden und -Strategien angewandt, wie z.B. zustandsorientierte, präventive oder ausfallorientierte IH, oder Inspektionsstrategie, Mehrstufenstrategie usw. Ist für Holcim eine der Methoden relevant - wenn ja, nur national oder sogar weltweit? Hans Burger: Wir nutzen in unseren Betrieben nicht nur eine Strategie oder eine IH-Methode an, sondern eine Vielfalt. Das hängt mit unseren Anlagen zusammen, die nicht alle der gleichen Bedeutung und den gleichen Nutzungsbedingungen unterliegen. So gibt es Komponenten, die z.B. ausfallorientiert betrieben werden, andere jedoch zustandsorientiert und oder rein präventiv. Im weitesten Sinn können wir von RCM (Reliability Centered Maintenance), der zuverlässigkeitsbasierten Instandhaltung reden - und das erfolgt überall. In vielen Industrienationen wird heute Instandhaltungswissen vermittelt - leider nicht nach einheitlichen Grundlagen und Bedingungen. Ist das für Ihr Unternehmen ein Hindernis? Hans Burger:In gewisser Hinsicht schon. Wir sehen es jedoch nicht mehr als ein Hindernis an, weil wir unsere eigenen
Grundlagen geschaffen haben und uns an diesen orientieren, wie bereits zuvor schon beantwortet. Unsere Kennzahlen, Indikatoren und IH-Informationen werden dank weltweit einheitlichem IT-Standard entsprechend erfasst, verwaltet und genutzt und die Prozesse einheitlich umgesetzt. Sie kennen die IH-Ausbildung in der Schweiz und vermutlich auch in einigen anderen Ländern recht gut. Entspricht für Sie die schweizerische IH-Aus- und Weiterbildung den aktuellen Marktbedürfnissen? Hans Burger: Für die Schweiz sind die Anforderungen sicherlich aktuell, aber die schweizerischen Massstäbe kann ich nicht international verwenden. Das hängt in erster Linie mit dem Sprachproblemen zusammen. Andererseits baut die schweizerische Ausbildung, namentlich in der Berufsausbildung, auf das so genannte Dualsystem auf, das es anderswo gar nicht gibt - einzig in gewisser Art vielleicht noch in Deutschland. Wenn ich jedoch die Leute in die Schweiz bringen möchte, um die Ausbildung hier zu absolvieren, stossen wir wiederum auf die Sprachproblematik. Es ist eine meiner Herausforderungen, für die interne Schulung entsprechende Umsetzungen zu finden. Dann kommt schweizerisches IH-Know-how in Ihrem Konzern auch anderswo zur Anwendung? Hans Burger: Schweizer Betriebe sind deshalb auch für uns ein Benchmark, von dem wir unsere Zielvorgaben ableiten. Vieles baut in unserer Ausbildung und Schulung auf die schweizerische Ausbildung auf. Nur können wir sie nicht 1:1 in unseren weltweiten Betrieben entsprechend nutzen. Ich selbst sowie Mitarbeiter von mir transferieren sehr viel Schweizer IH-Know-how in die jeweiligen ausländischen Konzernunternehmungen, dann natürlich stets landes- und kulturkonform angepasst. Sie engagieren sich seit kurzem im Vorstand des Branchenverbands fmpro, in dem sowohl Instandhaltung als auch Facility Management in vielen Aktivitäten wahrgenommen wird. Wo liegen für Sie zu diesen beiden Sachgebieten gravierende Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten? Hans Burger: Für mich gibt es eigentlich keine Unterschiede. Wenn doch, dann bestehen diese lediglich in den Objekten. Das stelle ich fast überall fest, wenn fachspezifische Diskussionen um die Instandhaltung angesagt sind. Die Leistungen, die wir zu technischen Einrichtungen jeglicher Art und zu Immobilien erbringen, haben stets direkt oder indirekt mit Instandhaltung, Wartung sowie System- und Werterhalt zu tun. Wir, die damit zu tun haben, müssen deshalb alles daransetzen, dass die Aufgaben auch wirtschaftlich, effizient und umweltverträglich erbracht werden. Im fmpro sind aber auch Dienstleistungsbereiche vertreten, denken Sie an die Pflegeberufe in Spitälern und Heimen oder an Catering. Können diese Dienstleistungen ebenfalls unter dem zuvor Gesagten eingeordnet? Hans Burger: Die Pflegeaufgaben im Spital oder Heim und weitere Dienstleistungen können nur funktionieren, wenn das Arbeitsumfeld dieser Dienstleistungen ebenfalls funktioniert. Gerade diese Dienstleistungen zeigen uns aber das oftmals schwer Verständliche im sehr weit zu fassenden Tätigkeitsbereich der Werterhaltung und Verfügbarkeit unserer Systeme. Instandhaltung und Facility Managements haben mehr Gemeinsamkeiten denn Trennendes, obschon Unterschiede bei Objekten und der Leistungserbringung bestehen. Wo und wie werden Sie sich in der Vorstandsarbeit von fmpro konzentrieren? Hans Burger: Unabhängig von jeglicher Ressort-Aufgabe im Vorstand von fmpro werde ich mich aus meiner beruflichen Tätigkeit heraus sicherlich sehr stark dem Thema Instandhaltung - mit Schwerpunkt industrielle Instandhaltung - widmen. Diesbezüglich bin ich im Vorfeld zur Vorstandsmitarbeit angesprochen worden. Dazu zählt auch das Umfeld der beruflichen Aus- und Weiterbildung, die meines Erachtens noch stärker und effizienter in der Wirtschaft verankert sein muss. Dazu möchte ich eine starke Vernetzung der Instandhaltungsfachleute anstreben, über die nicht zuletzt die wirtschaftliche Bedeutung der Instandhaltung zum Tragen kommt. Und daraus abgeleitet werde ich sehr wahrscheinlich zukünftig die Aufgabe als Bindeglied zum europäischen Instandhaltungs-Dachverband EFNMS übernehmen und sein. Vielen Dank, Herr Burger, für das sehr informative Gespräch.
Autor/Interview: H.-Joachim Behrend
20.07.2012 | Autor
Hans Joachim Behrend
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