Kommissionieren / Automatisieren
Die Intralogistik unterscheidet mehrere Funktionsbereiche wie Wareneingang, Lagerung und Kommissionierung, Verpackung und Warenausgang, Inhouse-Transporte, Produktions-Zu- und -Abführungen usw. Von diesen Bereichen kommt der Kommissionierung eine entscheidende Funktion zu. Da die Kommissionierung oft durch kostenintensive manuelle Tätigkeiten geprägt ist, sollten die involvierten Mitarbeitenden für möglichst wertschöpfendere Abläufe eingesetzt werden. Treten andererseits bei der Kommissionierung Fehler bzw. unproduktive Tätigkeiten auf, kann das die Lieferqualität, aber auch die Wirtschaftlichkeit des Intralogistikprozesses ʹKommissionierenʹ negativ beeinflussen. Der Einklang von Material- und Informationsfluss zur Befriedigung der Kundenerwartungen ist ein wesentlicher Faktor bei der Auftragszusammenstellung. Kommissioniersysteme werden anhand zahlreicher Aspekte definiert, wobei sich die Auftragszusammenstellung grundsätzlich aus folgenden Detailprozessen zusammensetzt:
Diese Tätigkeiten fallen in der Regel bei der Auftragszusammenstellung nach dem Prinzip ʺPerson zur Wareʺ an. Die Prozesse, bei denen die Kommissionierperson Informationen erhält bzw. rückmeldet, beispielsweise bei der Vorgabe der Entnahmeinformationen oder der Quittierung von Artikelentnahmen, sind fehleranfällig und besitzen deshalb Optimierungspotenzial. Je nach Konzept und System wird der Kommissionierprozess dazu mehr oder weniger tangiert.
Pick-by-VoiceEin viel verwendetes Kommissioniersystem ist das Pick-by-Voice. Diese sprachgesteuerte Kommissionierung ist ein ʺbeleglosesʺ Kommissionierverfahren. Dabei findet die Kommunikation zwischen Kommissioniersystem und Kommissionierperson mittels Sprache statt. Anstatt ausgedruckter Kommissionierlisten oder Datenfunkterminals arbeitet die Kommissionierperson mit einem Headset (Kopfhörer & Mikrofon), welches entweder an einen handelsüblichen Pocket-PC oder einem eigens dafür konstruierten Gerät angeschlossen ist. Die Kommissionieraufträge werden vom Lagerverwaltungssystem mittels Funk, meist WLAN, an die Kommissionierperson gesendet. Dabei umfasst die erste Sprachausgabe vielleicht das Regal von dem Waren entnommen werden sollen. Ist der oder die Kommissioniermitarbeitende dort angelangt, nennt die Person eine am Regal angebrachte Prüfziffer oder einen Prüfbuchstaben, womit das System eine Überprüfung vornehmen kann. Wurde die richtige Prüfziffer genannt, wird die Kommissionierperson angewiesen eine bestimmte Einheit aus dem Regal zu entnehmen. Nach der erfolgten Entnahme quittiert die Person diesen Vorgang mittels Schlüsselwörtern, die vom Rechner mittels Spracherkennung entsprechend verstanden werden. Die Vorteile dieser Art der Kooperation zwischen Mensch und Computer liegen auf der Hand. Beide Hände sind frei für die Kommissionierarbeit – die Mitarbeitenden werden deutlich produktiver. Denn das Hantieren mit Papierlisten bzw. mobilen Barcode-Lesegeräten entfällt. Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin kann sich ganz auf den Greifvorgang konzentrieren, wodurch eine sehr hohe Kommissioniergenauigkeit und Kommissionierleistung erreicht wird.
Je nach Artikelsortiment und Umgebungsbedingungen kann mit dem Einsatz von Pick-by-Voice eine bedeutende Leistungs- und Qualitätssteigerung gegenüber anderen Kommissioniersystemen erzielt werden. Dazu ist die Erstellung individueller Sprachprofile heute nicht mehr notwendig. Die Systeme basieren in der Regel auf der modernsten Spracherkennungstechnologie, so dass jeder Sprecher, unabhängig von Geschlecht, Dialekt oder Akzent und ohne vorheriges Sprachtraining erkannt wird. Somit kann jeder Mitarbeitende innerhalb kürzester Zeit produktiv sein, was enorm Zeit und somit Kosten spart. Auch RFID optimiert die innerbetriebliche LogistikRFID wird heute in unterschiedlichen Unternehmensbereichen vorangetrieben, namentlich in der Logistik. RFID-Anwendungen kommen bereits häufig im Warenein- und -ausgang, bei der Warenrückverfolgung, beim Bestandsmanagement, aber auch in der Kommissionierung zum Einsatz. Speziell für die Kommissionierung, die wesentlichen Anteil an der Wirtschaftlichkeit der logistischen Produktion hat, bietet der RFID-Einsatz viel Potenzial bei der Schnittstellengestaltung von Material- und Informationsfluss. Und der Gesamtprozess des Kommissionierens lässt sich wesentlich effizienter gestalten, da die RFID-Technologie nicht nur ein reines Identifikationssystem ist, sondern auch direkt die Organisation und Prozesse steuert. … beispielsweise beim funkgesteuerten Kommissionieren.Der Einsatz mobiler RFID-Lesegeräte zur beleglosen Kommissionierung verringert Medienbrüche, da weder Picklisten gedruckt bzw. handschriftlich erfasste Angaben in das Lagerverwaltungssystem (LVS) übernommen werden müssen. Zudem eröffnet die beleglose Kommissionierung die Möglichkeit, wie auch andere beleglose Verfahren, Picklisten online zu aktualisieren. So können z.B. Positionen, für die keine ausreichenden Mengen bereitstehen, auf eine folgende Pickliste übertragen bzw. Positionen ergänzt werden, um Warte- und Wegzeiten zu minimieren.
Da funkgesteuert, benötigt die RFID-Kommissionierung eine besondere Antenne. Zur Erkennung der Identifikationsnummer der Artikel ist diese z.B. in einem Handschuh integriert, den die Kommissionierperson trägt. Bei der Entnahme der zu kommissionierenden Waren erfolgt automatisch ein Abgleich zwischen dem Artikel und der per RFID erfassten Artikelnummer. Fehlentnahmen werden der Kommissionierperson umgehend mitgeteilt, so dass diese sofort den Fehler korrigieren kann. Neben der Typenprüfung kann zudem eine Mengenprüfung anhand der Seriennummer, die jedes einzelne Objekt eindeutig identifiziert, durchgeführt werden. In zahlreichen Kommissioniersystemen werden Kommissionierwagen eingesetzt, die Mitarbeitende zur Zusammenstellung von Aufträgen mit einer hohen Anzahl an Positionen bzw. Artikeln mitführen. Werden die Kommissionierwagen mit RFID-Technik versehen, ist es möglich, die entnommenen Artikel hinsichtlich Typ und Menge zu identifizieren und mit dem Auftrag abzugleichen. Die Kontrolle stellt die Vollständigkeit des entsprechenden Auftrages sicher. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass das Antennenfeld derart gestaltet sein muss, dass keine Artikel erfasst werden, die nicht auf dem Kommissionierwagen abgelegt oder bei der Fahrt entlang einer Regalwand erfasst werden. Eine permanente Inventur mittels RFID stellt gleichzeitig eine Unterstützung beim Bestandsmanagement dar. Sie lässt sich während der Kommissionierung verwirklichen. Durch die Dokumentation der Bestände eines Lagerplatzes in Echtzeit kann das gezielte Auslösen von Nachschubaufträgen bzw. Bestellungen eingeleitet werden. Die Abdeckung aller Lagerplätze ist jedoch aus physikalischer und auch finanzieller Sicht problematisch. Die Eignung des Artikelsortiments für eine zuverlässige RF-Identifikation ist Grundlage für den wirtschaftlichen Einsatz der RFID-Technologie. Und potenzielle Anwender von RFID müssen sich zudem bewusst sein, dass Störeinflüsse existieren, die die Erkennung von Transpondern be- bzw. verhindern. Es sind noch keine „Lösungen von der Stange“ erhältlich. Unabhängig von den erwähnten Problemfaktoren zeichnen sich wesentliche Vorteile der Anwendung von RFID in der Kommissionierung ab:
Die RFID-Technologie kann – wenn weitgehend nur als Artikelidentifikation eingesetzt – jedoch recht vorteilhaft als Ergänzung zu anderen Technologien genutzt werden. In Kombination mit ʺPick-by-Voiceʺ-Systemen kann bereits während der Entnahme kontrolliert werden, ob der geforderte Artikel kommissioniert wurde, wie das folgende Beispiel zeigt.
Voice Integrates RFID (VIR)
Mit der Neuentwicklung «VIR, Voice Integrates RFID», ist der renommierte Warehouse-Experte Ehrhardt + Partner (E+P) Gewinner des Preises ʺBestes Produkt LogiMAT 2014ʺ in der Kategorie Kommissionieren, Verpacken, Sichern geworden. VIR vereint die beiden Technologien Pick-by-Voice und RFID und kombiniert aus beiden die Vorteile – die Lösung optimiert die Kommissionierung spürbar. Time is money – das gilt auch in der Logistik. Ineffiziente Lagerprozesse sind zeitaufwändig und kosten Geld. Mit VIR optimiert E+P das Multi-Order-Picking und geht sogar noch einen Schritt weiter: Die Lösung beschleunigt den Rüstvorgang der Transportwagen in der Multi-Order-Kommissionierung und steigert durch die eindeutige Behälteridentifikation mittels RFID die Produktivität und die Qualität in der Auftragsbearbeitung. Im Vergleich zum Rüsten mit Pick-by-Voice, bei dem der Vorgang der Behälteridentifikation durch Einsprechen der Behälternummern jeweils bis zu zehn Sekunden dauert, nimmt dies mit VIR lediglich eine Sekunde in Anspruch. In einem Praxisbetrieb mit 20 Kommissionierwagen und zwei Rüstvorgängen pro Stunde lassen sich so bis zu sechs Stunden pro Schicht einsparen. Im Vergleich zum rein sprachgeführten Rüstvorgang können mit VIR bis zu 80 Prozent Zeit gespart werden. Bei der Technologie VIR werden Behälter einmalig mit einem RFID-Tag versehen und sind somit für immer eindeutig gekennzeichnet. Die bislang übliche sprachgebundene Eingabe der Behälterkennung oder das Scannen mit MDE-Handhelds wird abgelöst durch die automatische Erfassung der RFID-Behälteretiketten. Dies geschieht mit einem RFID-Scanner, der direkt mit dem Pick-by-Voice-Talkman verbunden ist und ebenfalls am Gürtel der Kommissionierperson befestigt wird. Zur automatisierten Identifizierung zieht die Person die Behälteretiketten beim Rüstvorgang am Scanner vorbei.
Weitere Vorteile von VIR: Aufgrund eindeutiger Behälteridentifikation werden Fehler ausgeschlossen. Fehler, die durch das Einsprechen der Behälternummern entstehen können, werden darüber hinaus komplett vermieden. Während das Einscannen eines Barcodes beim Kommissionieren mit Pick-by-Voice oder mit MDE eine direkte Sichtverbindung zwischen Mitarbeiter/Mitarbeiterin und Behälter erfordert, gelingt das Scannen mit einem RFID-Tag durch Funkübertragung. Auch in puncto Sicherheit liegt die RFID-Identifizierung vorn: Ein einmaliges Scannen zur automatischen Erkennung des Behälters reicht aus, während schon leichte Verschmutzungen oder Beschädigungen der Behälternummer beziehungsweise des Barcodes – welche ja beim Erfassen mit Voice oder MDE notwendig sind – zu Fehlern führen können. Mehrere Wiederholungen des Lesevorgangs sind dann nicht selten und kosten Zeit. Darüber hinaus lässt sich durch die E+P-Lösung das Behältermanagement stark vereinfachen. Eine aktive Verfolgung jedes Behälters, auch beim Versand und Rücklauf, wird durch die RFID-Identifizierung garantiert. Die völlige Transparenz im Behältermanagement schließt somit Verluste praktisch aus.
23.11.2014 | Autor
Hans Joachim Behrend
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