40 Jahre Barcode
Bis zu fünf Milliarden Mal täglich hören weltweit Mitarbeitende von Lagerhäusern oder kleinen und grossen Einzelhandelsgeschäften das vertraute Piepsen beim Erfassen (Scannen) der jeweiligen Produkt-/Artikel-Kennzeichnung. Dennoch weiss wohl kaum einer von ihnen, dass jedes Piepsen einen historischen Meilenstein im Leben der ersten Tracking-and-Traceability-Lösung im Standardsystem von GS1, der Kompetenzplattform für nachhaltige Wertschöpfung auf der Basis optimierter Waren- und Informationsflüsse, ist.
Vor genau vierzig Jahren, nämlich am 26. Juni 1974, scannte Sharon Buchanan als erste Kassiererin im Marsh Supermarkt in Troy, Ohio (USA), statt der manuellen Preiseingabe einen Strichcode. Gedruckt war dieser auf einer kleinen Kaugummipackung von Wrigley's, Preis: 67 Cent. Heute befindet sich diese Kaugummipackung im National Museum of American History der Smithsonian Institution in Washington, D.C. “Stellen Sie sich vor, es gäbe keinen Strichcode”, sagt Miguel Lopera zur Bedeutung der fast überall anzutreffenden schwarzen Striche-Grafik. Lopera ist Präsident und CEO von GS1, einer neutralen, globalen, nicht gewinnorientierten Organisation mit Sitz in Brüssel, Belgien. GS1 hat Mitgliedsorganisationen in mehr als 110 Ländern – in der Schweiz mit rund 5000 Mitgliedern – und garantiert die Eindeutigkeit der meisten Strichcodes, die heute auf der Welt verwendet werden. GS1 Schweiz ist nebst der Mitgliedschaft von GS1 Global, auch noch Mitglied von Efficient Consumer Response Europe und der European Logistics Association. (Kontakt: GS1 Schweiz, Länggassstrasse 21, CH - 3012 Bern, www.gs1.ch). Und Lopera fährt fort: “Können Sie sich die Schlangen an den Kassen vorstellen? Und aus unternehmerischer Sicht stellen Sie sich bitte vor, wie es der Strichcode einem kleinen Hersteller in Indien ermöglicht, sein Produkt überall auf der Welt zu verkaufen, weil das Etikett in jedem Land in jeder Sprache gelesen werden kann.“ Strichcodes … … sind der bekannteste Teil des GS1 Standards, des weltweit meist genutzten Standardsystems für Lieferketten. Das System beruht auf globalen Standards und Lösungen zur Verbesserung der Effizienz und Sichtbarkeit von Liefer- und Nachfrageketten weltweit und ist Sektor übergreifend. Es wurde von GS1 entwickelt und umgesetzt. Die Tracking-and-Tracing-Lösungen von GS1 ermöglichen es Unternehmen weltweit, Handelswaren (Produkte und Dienstleistungen), Vermögenswerte, logistische Einheiten, Lieferungen, physische Orte und Dienstleistungsbeziehung zwischen einem Anbieter und einem Empfänger eindeutig zu kennzeichnen.
Wird dieses umfassende Kennungssystem mit dem GS1 Strichcode und anderen Lösungen im GS1 Standardsystem kombiniert, können Unternehmen – auch solche, die miteinander in Konkurrenz stehen – eine Verbindung zwischen diesen physischen Dingen und der von der Lieferkette benötigten Informationen herstellen. Strich- bzw. Barcodes sind eine aus verschieden breiten, parallelen Strichen und Lücken bestehende grafische Kennzeichnung, die in der Regel nur optoelektronisch gelesen werden kann. Beim Strichcode wird eine Zahl durch zwei helle und zwei dunkle Liniendefiniert. Eine mehrstellige Zahl ist demnach eine Aneinanderreihung mehrerer Striche (Balken = engl. Bars) und Lücken. Sie sind durch identische Randzeichen begrenzt und durch ein Trennzeichen in der Mitte unterteilt. Die so codierte Information wird meist durch einenumerische Klarschriftangabeunter dem Barcode wiederholt. So kann man bei Leseproblemen des Scanners die Information von Hand eingeben. Der Begriff Code steht hierbei nicht für Codierung und Verschlüsselung, sondern für Abbildung von Informationen in so genannten binären Symbolen, die somit mittels Computertechnologie verarbeitet und verwaltet werden können. Dazu sind jedoch spezielle Lesegeräte (Scanner oder Kamera) vonnöten. Das Lesegerät wertet die Reflektion aus, die von den schwarzen Balken und den weissen Lücken ausgeht und interpretiert so den Inhalt des Codes.
Viele Strichcode-Arten Die bekanntesten Konsumgütercodes sind EAN und UPC. Es wurden aber noch weitere Barcodes entwickelt, die zum Teil für spezifische Zwecke oder in einzelnen Branchen eingesetzt werden. Denn im Laufe der Zeit stiegen die Ansprüche an die automatische Datenerfassung und es wurden neue Codierungen erfunden oder bestehende Strichcodes weiterentwickelt. So kann z.B. der ʺCode 128ʺ den vollständigen ASCII-Zeichensatz darstellen und die zweidimensionalen Codes verfügen über eine hohe Informationsdichte sowie eine Fehlerkorrektur. Heute gibt es gibt sowohl 1D-Strichcodearten mit zwei Strichbreiten als auch solche mit mehr Strichbreiten. Der Barcode muss eine gewisse Mindesthöhe haben, die in einigen Fällen genormt ist. Ausserdem ist auch das Breitenverhältnis zwischen schmalen und breiten Balken genormt und liegt nach Norm zwischen 1 : 1,8 bis 1 : 3,4 (normalerweise soll nur 1 : 2,0 bis 1 : 3,0 verwendet werden. Mehrstrich-Breitencodes haben üblicherweise Balkenbreiten, die sich um je ein Modul erhöhen. Auch muss vor und nach dem Code ein Feld frei bleiben − die so genannte Ruhezone − um den Code einwandfrei dekodieren zu können. Als erstes und als letztes Zeichen steht meistens ein Start- oder Stoppzeichen, anhand dessen das Lesegerät einerseits die Barcodeart und andererseits auch die Leserichtung feststellen kann. Handelsstrichcodes: EAN (European Article Number), IAN, JAN und UPC (Universal Product Code) Strichcodes sind in der internationalen Norm ISO/IEC 15420 festgelegt. Der Inhalt ist durch die Anwender-Gruppenspezifikation (der Handel) in den GS1 (General Specifications) festgelegt:
Zur Darstellung sind je 4 verschiedene Balken- und Lückenbreiten notwendig, die insgesamt 32 Symbole definieren: Für die Ziffern 0–9 gibt es jeweils 3 Symbole (Codierung A, B, C), dazu kommt ein Randsymbol als erstes und letztes Zeichen und schliesslich ein Trennsymbol in der Mitte.
Für die Kodierung des EAN-13 (13 Ziffern!) genügen 12 Symbole. Während die Ziffern der Stellen 1−6, darunter die Prüfziffer auf Stelle 1, mit den entsprechenden Symbolen aus dem Satz C gedruckt werden, werden die Ziffern 7−12 aus Symbolen aus A und B codiert und zwar in einer Abfolge, aus der sich eindeutig die 13. Ziffer ergibt. Das ist die vorderste Ziffer. Meist steht die Nummer im Klartext darunter und man sieht die 13. Ziffer dann links neben dem Barcode. Die EAN 13 setzt sich wie folgt zusammen: - Die ersten drei Stellen geben das Land an, z.B. 400–440 für Deutschland. - Die folgenden vier Stellen kennzeichnen den Hersteller des Produkts, - dann kommen fünf Ziffern für das jeweilige Produkt. - Die letzte Zahl ist eine Prüfziffer.Der UPC-A Code ist der ursprüngliche Code in diesem System. Der UPC-A Code verwendet nur den Zeichensatz A für die Ziffern 7-12. Damit erhält der UPC-A Code als 13. Stelle die Ziffer 0, während der EAN-13 die Werte von 0 bis 9 in der 13. Stelle annehmen kann. Die 13. Stelle wird nie mit gedruckt. Scanner lassen sich so programmieren, dass der UPC-A Code entweder 12- oder 13-stellig gelesen wird. Es empfiehlt sich, diese Codearten nur im Zusammenhang mit einer gültigen EAN-Nummer (seit 2009 als Global Trade Item Number bezeichnet) einzusetzen, da ansonsten das Risiko von Verwechslungen sehr hoch ist. Die Nachfolgelösungen stehen aber bereits in den Startlöchern oder finden schon Anwendungen. Denn nebst der einen Artikelbezeichnung (Nummer) sind heute noch weitere Produkt-/Artikelinformationen für die Kennzeichnung und Materialflusssteuerung von Wichtigkeit. Sie lassen sich mittels der RFID (Radio Frequenz Identifikation)-Technologie ideal nutzen. Mit Hilfe dieserRFID-Minisender können Daten berührungslos und ohne Sichtkontakt gelesen und gespeichert werden. Entstehungsgeschichte des Strichcodes Bereits im Jahr 1949 wurde in den USA das erste Patent für einen Strichcode erteilt. In der Schweiz startete die Firma Zellweger in Uster anfangs der Siebzigerjahre ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Migros, welches sich aber nicht durchsetzen konnte. Auf Druck der amerikanischen Supermarktkette Walmart wurde 1973 in USA der von IBM entwickelte UPC-Code eingeführt und bereits 1976 folgte in Europa der EAN-Code.
Dazumal wurde unter der Bezeichnung SACV die Schweizerische Artikelcode Vereinigung gegründet. Vier Jahre später war es auch hierzulande soweit: Als erstes Unternehmen führte der Abholgrosshändler Prodega Cash + Carry 1980 das Scanning des gesamten Sortiments ein. Zu Beginn mussten weit über 90 Prozent aller Produkte von Hand mit Strichcode-Etiketten ausgezeichnet werden. Heute können Konsumenten Produkte teilweise sogar per Selfscanning oder Self-Checkout weitgehend unabhängig von den Mitarbeitenden der Detailhändler erwerben. „Der Barcode hat die Konsumgüterbranche geprägt und wesentlich zur Vereinfachung der wirtschaftlichen Prozesse beigetragen“, sagt Nicolas Florin, Geschäftsleiter GS1 Schweiz. „Was an der Kasse im Supermarkt angefangen hat, ist heute für über eine Million Unternehmen weltweit die Grundlage für die Steuerung ihrer Waren- und Informationsflüsse.“ Doch beendet ist die Entwicklung damit nicht. Für einige Kategorien von Produkten seien mehr Informationen wünschenswert, als sie der Barcode transportieren könne, da der gebräuchliche EAN/UPC-Code auf 13 Stellen beschränkt sei, sagt Florin. Hier könnten GS1 DataBar und GS1 DataMatrix Abhilfe schaffen. Gerade im Food-Bereich und im Gesundheitswesen seien Zusatzinformationen wie Verfalldatum, Chargennummer für die Rückverfolgbarkeit wichtig. Fazit: Der anhaltende Erfolg des Barcodes beruht im Wesentlichen auf drei Merkmalen: Einfachheit, Zuverlässigkeit und günstiges Kosten/Nutzen-Verhältnis. Ein Strichcode ist einfach herzustellen, egal ob in gedruckter, gelaserter oder gewobener Form. Auch das Lesen der Barcodes ist einfach, jeder handelsübliche Scanner erkennt die gängigsten Barcodes. Die hohe Sicherheit beim Erfassen von Daten mittels Strichcode macht das System zu einem der zuverlässigsten überhaupt. Weil es schneller und sicherer ist als jede Eingabe von Hand, verlassen sich unzählige Anwendungen in der Logistik, der Medizin und der Produktion auf die Strichcode-Technologie. Die hohe Sicherheit bei der Datenerfassung gepaart mit der Einfachheit in der Anwendung führen zu einem ausgezeichneten Kosten/Nutzen-Verhältnis. Quellen:- GS1 Schweiz: wwwgs1.ch- Strico AG: www.strico.ch- Wikipedia.
15.08.2014 | Autor
Hans Joachim Behrend
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