Pom+-Highlights
Bereits zum 18. Mal hat das Beratungsunternehmen pom+Consulting AG im Zürcher Technopark interessante Referenten gewinnen können. Diesmal berichteten diese über die künftige Entwicklung der Wirtschaft in einer digitalen Welt. Dabei wurden avantgardistische und «revolutionäre» Thesen vorgetragen. Der Geschäftsführer von pom+Consulting AG, Dr. Peter Staub, konnte im Technopark-Saal gegen 300 Immobilienfachleute und FM-Expertinnen und –Experten zum neuesten pom+Highlight begrüssen. Er sprach von «digitaler Revolution», welche durch die jüngste Web-Entwicklung am Entstehen sei. Darum habe man den Titel «Die Zukunft ist nicht Schicksal» gewählt. Der pom+-Geschäftsführer verwies auf die Rechenleistungen als Äquivalent zum menschlichen Gehirn, die heute über Internet künstlich erzeugt werden können. Gemäss einer Studie der britischen Forscher Dr. Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne über die Zukunft der US-Jobs (2013), welche durch die Digitalisierung der Arbeitswelt verschwinden könnten, dass Kreditberater, Immobilienmakler, Bewirtschafter am ehesten durch Computer ersetzt werden könnten. Dass dann bereits die Handwerker auf dem Ranking erscheinen, dürfte eher eine ideologische Aussage der befragten Experten darstellen. An Schluss des Rankings, der kaum ersetzbaren Jobs, figurieren Physiotherapeuten, Architekten und Bauingenieure. «Das Internet gehört UNS» «Wem gehört das Internet oder die Operation am Lebensnerv der Gesellschaft» betitelte Andreas Von Gunten, Inhaber, buch & netz gmbh, sein engagiertes und mit Verve vorgetragene Referat. Es tönte zwar etwas utopisch und es erinnerte als kooperative Gesellschaftsideen, was da der Internet-Freak Von Gunten von sich gab. Er verwies auch auf die früheren «geschlossene Systeme». Mit dem «offenen Internet für alle zugänglich» fand nach seinen Worten ein Paradigmenwechsel statt und ein «Globales Dialogmedien» habe darauf die Welt erblickt. Für einen versierten Journalisten waren die Aussagen von Andreas Von Gunten natürlich nicht eben erbauend; wenn er auf einen selbsternannten journalistischer Blogger (@nachbern) hinweist, der sich auf mediale Themen konzentriert und über die Wahlen in der Schweiz berichtet hat. Dabei trat er wie bereits vor vierzig Jahren das Boulevardblatt «Blick» ins Fettnäpfchen; in dem er als «Video-Reporter» die lesenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier ablichtete und dies wieder bei den Linken tat. Was soll da neu sein und innovativ, fragt sich der Schreibende. Kampf für «offenes» Internet Es existieren natürlich auch positive Beispiel wie eine Asylplattform oder die Khan Academy, die Schulungs-Portal der gesamten Menschheit zur Verfügung steht und Bildungsprogramme für Volksschule bis Gymnasium online anbietet. Für den Gründer von buch & netz gmbh steht ein Kampf für das «offene Internet» bevor. Von Gunten sieht, dass die Unterhaltungs- und die Geldspielindustrie Netzsperren einführen wollen. «Staaten und Unternehmen wollen uns überwachen.» Das bisher offene Internet habe unsere Gesellschaft weit gebracht - und wir seien erst am Anfang. Die Netzneutralität müsse deshalb gesetzlich sichergestellt werden. Für das Web sollte – statt Netzsperren – der Grundsatz «Löschen statt Sperren» gelten. Er sei ja kein Kommunist; aber für «Teilen statt Besitzen» und für neue Wirtschaftsformen, so Andreas Von Gunten. Hohes Risiko bei Investionen Zum Thema «Digitales, kooperatives Trendmanagement – der systematische Blick in die Zukunft» äusserte sich Professor Dr. Michael Durst, Gründer und CEO, Itonics GmbH Shaping Innovation in Nürnberg. Heute ist er Professor für Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management. Während seiner Zeit in der Unternehmensberatung war er Projekt- und Programmleiter bei diversen Fortune500-Unternehmen in den Themengebieten Innovationsmanagement, IT-Strategie, Enterprise Architecture und Enterprise 2.0, war auch Abteilungsleiter Research & Innovations bei der adidas AG. In der Wirtschaft habe sich einiges durch die Digitalisierung verändert. Überall gibt es viele Neuerungen; trotzdem sei die Kundenloyalität weiterhin gefragt und sehr wichtig. In dieser Umwälzung in den letzten zehn Jahren gebe es verschiedene Ansätze wie der Blick auf den Markt zeigt, wo es Aspekte wie internationale Business-Optionen, kurze, kurze Technologiezyklen, hohes Risiko bei Investitionen, sehr spezifische Kundenbedürfnisse und auch ein Verlust der Kundenbindung zu beachten gelte, erklärt Professor Durst im Vortrag. Trendradar als Steuerung Aus dem Blickwinkel des Unternehmens braucht es eine andere Analyse: Probleme bilden eine begrenzte Strategieentwicklung, begrenzte Geschäftsmöglichkeiten, «Betriebsblindheit», ein Mangel an Methoden und Praktiken, um auf dynamische Märkte zu reagieren und zuletzt auch begrenzte Budgets. Deshalb sei ein Innovations Management gefragt. Das Trendradar sei ein probates Mittel um im modernen Unternehmen erfolgreich zu bleiben: mit Trenderhebung und -bewertung (Umfeldscanning, Trendidentifikation, Kategorisierung, Strukturierung, Dokumentation und erste Relevanzprüfung Entwicklung von Trendszenarien), Potenzialanalyse, Portfoliobildung und Roadmapping sowie Umsetzungsentscheidung (Ressourcierung, Vorbereitung der operativen Durchführung). FM Monitor als Top-10-Analyse «Virtual Reality oder reale Virtuosität – was beschäftigt die Immobilienbranche» lautete der Titel der Vortragenden Marco Bischof und Susanne Schwartzer, beide von pom+Consulting AG, die sich mit den Resultaten der FM Monitor Trendanalyse befassten. Dieser Monitor vermittelt ein virtuelles Abbild der Immobilienwirtschaft in der Schweiz und resultiert aus einer Umfrage mit 270 Marktexperten. In der Rangliste der Top-10-Themen stehen seit Jahren an erster Stelle das Flächenmanagement und die Flächenoptimierung, gefolgt von Energiemanagement, Kosten- und Preisdruck. Eine effiziente Leistungserbringung und klare SLA-Definitionen würden helfen, die Margen zu retten, meinte Marco Bischof. Weiter werde eine Lebenszyklusbetrachtung sowie Kostenwahrheit gefordert. Und der Stellenwert des Datenmanagements steige weiter. Nur verlässliche Daten führten zum Erfolg. In diesem Bereich herrsche noch Nachholbedarf; ein Drittel der Befragten ist unzufrieden mit der Datenqualität. Zukunft der Apps Zu den weiteren Top-Kriterien zählen Reportingkonzepte, will heissen das Controlling strategisch planen sowie Benchmarking, von den Besten lernen und profitieren, wie Susanne Schwartzer ausführte. Und letztlich der Einsatz intelligenter Technologien bleibt ebenfalls ein Top-10-Thema. Da wird ein Digital Real Estate mit Apps und verschiedenen Optionen wie Marktplatz, Community, Energieverbrauch, Wohnservices, Zugriff auf Dokumentation usw. angestrebt. Ebenfalls BIM Building Information Modelling wird als System und Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit Hilfe von Software vermehrt angewandt. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Nicht zu späte kommen Als letzter Referent der pom-Highlights kam Manuel P. Nappo zu Wort. Er studierte internationales Management an der HSG Universität St. Gallen. Seit 2011 ist Nappo Leiter der Fachstelle Social Media an der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ und seit 2014 Leiter des Center for Digital Business und des MAS Digital Business. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind: Social Media, Digital Communications, Mobile Business, Digital Transformation, Enterprise 3.0 sowie Startups und Tech Innovation. Seine Referat will auf die digitale Zukunft hindeuten, darum auch der Titel «If you want tob e 100% sur, you gonna be 100% late», was zu Deutsch bedeuten soll, wer zu lange wartet kommt zu spät. Manuel Nappo, der Secundo aus dem Süden Italiens, sieht vor allem drei Trends, die es zu beachten gelte. Die Technologie werde zum «Rückenmark vom Business», das Web werde um den Menschen gebaut, und das Internet werde «verschwinden», weil künftig eine digitale Weltkommunikation entstanden sei. Nappo verweist hier auf einen bekannten Twitterer, der formuliert hat, «wenn sich eine Technologie durchgesetzt hat, wird diese verschwinden», z.B. bei der Eisenbahn, oder der Stahlindustrie oder dem PC. Agil und flexibel Die Medienvielfalt steige also rasant, so die Analyse von Nappa. Er hat für die HWZ ein «Digital Leaders Manifesto» mit neun Thesen formuliert: Die Welt ist unsicher; der Kunde entscheidet. Immer; Firstclass User Experience über alles; Spielen Sie auf Angriff, bleiben Sie neugierig, Seien Sie agil und flexibel; unterschätzen Sie nie neue oder kleine Players; kannibalisieren Sie ihr eigenes Business und wenn «Ja, aber» und mehr «Ja, wieso nicht». Der HWZ-Dozent schloss mit den Worten von Jeffrey P. Bezos, Gründer Amazon: «Es gibt keine Karte, und den Weg zu zeichnen wird nicht einfach sein. Wir werden alles erfinden müssen, das heisst, wir müssen experimentieren.»
21.09.2015 | Autor
Eugen Rieser
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