Wohnbedürfnisse im Alter

Räumliche Auswirkungen

Für Gemeinden und Städte bestehen Anreize, die Wohnmobilität im Alter und damit die bedürfnisgerechte Nutzung des Wohnraums zu fördern. Die demographischen Entwicklungen haben im Kanton Zürich einen grundlegenden Wandel der Altersstruktur zur Folge. Mit den Babyboomern (Jahrgänge 1943-1963) treten in den nächsten Jahrzenten geburtenstarke Jahrgänge mit veränderten Lebensstilen und Möglichkeiten ins Rentenalter.

Bisher fehlten fundierte Erkenntnisse zu den Ansprüchen der bisherigen und der künftigen älteren Generationen an ihren Wohnraum und zu ihrer Umzugsbereitschaft. Das Amt für Raumentwicklung hat deshalb vom Büro Zimraum Raum + Gesellschaft eine breit gefächerte Grundlagenstudie erarbeiten lassen, welche auf einer repräsentativen Befragung sowie diversen bestehenden Datenbeständen basiert. Regierungspräsident Markus Kägi und Kantonsplaner Wilhelm Natrup präsentierten heute die Erkenntnisse aus der Studie «Wohnbedürfnisse und Wohnmobilität im Alter».

Gründe für erfolgte Umzüge im Alter

Bereits heute zeichnen sich Unterschiede zwischen den Generationen ab. Die Vorkriegsgeneration (Jahrgänge vor 1942) gibt im Rückblick häufiger an, im Alter kleineren oder günstigeren Wohnraum gesucht zu haben oder wegen einer Mietvertragskündigung umgezogen zu sein. Wer von den bereits älteren Babyboomern umgezogen ist, hebt dagegen die Verbesserung der Wohnqualität hervor, sei dies eine zentralere Lage, eine schönere Wohnung oder der Erwerb einer Eigentumswohnung.

Umzug in Städte

In der Stadt und in der Agglomeration ist die Umzugsbereitschaft unter den älteren Menschen generell höher als auf dem Land. Ältere Städter möchten bei einem Umzug meistens in der Stadt bleiben. Wer sich auf dem Land oder in der Agglomeration für einen Umzug im Alter entscheidet, sucht hingegen häufiger eine Wohnung in einer gut oder besser erschlossenen oder ausgestatteten Nachbarsgemeinde.
Etwa 14 Prozent der Umzugswilligen können sich den Umzug in die Stadt Winterthur oder Zürich vorstellen, wo sie vor der Familiengründung studiert oder eine Ausbildung gemacht haben. Es handelt sich vorwiegend um Babyboomer, die kurz vor der Pensionierung stehen. Viele Ältere aus der Vorkriegsgeneration und jene, die über soziale Netzwerke oder Engagements lokal verwurzelt sind, bevorzugen hingegen einen Umzug innerhalb der Gemeinde, sofern ein adäquates Wohnungsangebot vorhanden ist.

Hohe Ansprüche an Wohnraum

Ältere Personen entscheiden beim Umzug sehr überlegt. Sie wählen gute Standorte und berücksichtigen dabei sowohl die Wohnungsqualität als auch das Quartierumfeld. Nicht alle Wohnlagen in einer Gemeinde oder Stadt sind aus dieser Perspektive altersgerecht. Künftig wird es mehr alleinstehende Ältere geben. Im ländlichen Raum fehlt oftmals ein Angebot an modernen Kleinwohnungen, das sich an den Bedürfnissen von Älteren orientiert. Umzüge innerhalb der Gemeinde sind so kaum möglich.
Der städtische Raum bietet dagegen mit seinem vielfältigen Versorgungs-, Kultur- und Freizeitangebot ein ideales Umfeld zum Älterwerden. Auf dem Wohnungsmarkt treten ältere Menschen aber in Konkurrenz zu Jungen und Erwerbstätigen, mit denen sie sich messen müssen. Gleichzeitig haben ältere Städter kaum Anreize, zu grossen, aber günstigen Wohnraum für eine bedürfnisgerechtere Wohnform zu verlassen.

Wohnmobilität fördern

Die Studie zeigt für Gemeinden und Immobilienwirtschaft differenzierte Möglichkeiten auf, wie sie die Wohnmobilität der älteren Generationen fördern können. Dies liegt nicht allein im Interesse der umzugsbereiten Personen. Wenn ältere Personen aus grossen Einfamilienhäusern in kleinere Wohnungen umziehen, reduziert dies den Wohnflächenverbrauch pro Kopf. Junge Familien erhalten eine Chance auf ein Familienhaus und ältere Personen entledigen sich eines aufwändig zu führenden Haushalts mit viel Umschwung. Der Alltag wird vereinfacht. Damit kann der Umzug in ein Alters- oder Pflegeheim vermieden oder zumindest deutlich hinausgezögert werden. Gerade für ländliche Gemeinden und grössere Städte liegt hier ein Schlüssel zur Gemeinde- und Stadtentwicklung.
Die Angebote an Wohnformen für ältere Menschen sind nicht nur in der Stadt Zürich vielseitig. Dabei erleben einige ältere Personen den Wechsel etwa von der privaten Wohnung in einen Kollektivhaushalt als einschneidende Veränderung der Lebensumstände. Die Entscheidung für die eine und gegen eine andere Wohnform ist mit einem komplexen Prozess des Abwägens verbunden. Die Motive für einen Umzug in eine institutionelle Wohnform werden dabei von verschiedenen Erwartungen begleitet. Diese Erwartungen spiegeln auch häufig das Meinungsbild über eine bestimmte Wohnform wieder. Dabei sind die Motive und Beweggründe, die gegen die bisherige Wohnform sprechen (Push-Faktoren), von solchen zu unterscheiden, die für eine Wohnform sprechen (Pull-Faktoren). Die individuellen Bedürfnisse älterer Menschen beziehungsweise ihre Motive für die Wahl einer bestimmten Wohnform haben sich in den letzten Jahren ausdifferenziert und treffen auf eine immer vielfältigere Auswahl an Wohnformen. Aber warum entscheiden sich Personen für die Wohnform Altersheim und konkret für das Wohnen innerhalb der Altersheime der Stadt Zürich (AHZ)? Um dieser Frage nachzugehen, wird nun eine Befragungsstudie initiiert, die Auskunft über die Einstellungen zum Altersheim und zu den Motiven für einen Eintritt in ein Altersheim geben sollte.

Zielsetzung

Der Frage nach den Motiven für den Heimeintritt konnte das Zentrum für Gerontologie mittels zweier Befragungsstudien bereits im Jahre 2005 und 2010 teilweise nachgehen. Durch eine erneute Befragung können die dort gewonnenen Erkenntnisse überprüft und aktuelle Dimensionen der Beweggründe für einen Eintritt ins Altersheim erhoben werden. Die Wiederholungsbefragung liefert nicht nur für die AHZ wichtige Vergleichswerte, sondern ermöglicht auch neue Befunde in Bezug auf Vorstellungen über das Leben im Altersheim. Dies ist für den Vergleich verschiedener Wohnformen für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen hilfreich, besonders auch dadurch, dass nicht nur Personen befragt werden sollen, die sich bereits für ein Altersheim entschieden haben, sondern auch Personen, welche sich (noch) nicht auf eine Warteliste eingeschrieben oder einen anderen Entscheid bezüglich ihrer Wohnform im Alter getroffen haben.


 

 

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Babyboomer sind mobiler

Die Babyboomer treten ins Rentenalter. Ihre Haushaltsformen und Wohnbedürfnisse unterscheiden sich von jenen der heute alten Generation. Wer aktiv in den neuen Lebensabschnitt nach der Familien- und Erwerbsphase tritt, spricht kaum auf Alterswohnungen an. Vielmehr erwarten sie ein generationengemischtes Wohnumfeld. Dies ergab eine neue Studie aus dem Kanton Zürich.

Die geburtenstarke Generation der Babyboomer, also der zwischen 1943 und 1963 Geborenen, kommt ins Pensionsalter. Sie werden die Nachfrage nach Wohnraum in den nächsten zehn Jahren spürbar mitprägen. Babyboomer haben andere Ansprüche an den Wohnraum als die Vorkriegsgeneration, welche heute im hohen Alter ist. Sie sind häufiger ledig, getrennt, geschieden oder in neuer Partnerschaft, womit ältere Haushalte künftig anders zusammengestellt sind und sich häufiger nochmals verändern werden. Die Umzugsbereitschaft der Babyboomer wird künftig grösser sein als jene der heutigen alten Generation.

07.05.2013 | Autor Eugen Rieser   -> Drucken

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