Fachbereich: Wirtschaftsentwicklung
Erstveröffentlichung: 17.09.2015 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
Konjunkturlage und -prognosen für die Schweiz
Seit der Freigabe und anschliessenden Aufwertung des Franken im Januar dieses Jahres ist die Schweizer Wirtschaft kaum mehr gewachsen. Eine anhaltend starke Inlandnachfrage durch privaten Konsum und Ausrüstungsinvestitionen vermochten den spürbar sinkenden Exporten von Waren und Dienstleistungen nur im Rahmen Paroli zu bieten, zumal der gesamte Welthandel durch eine schwächere Dynamik geprägt war. Da sich die Wechselkurssituation inzwischen etwas entschärft hat und sich ermutigende Widerstandskräfte der Wirtschaftsakteure nachweisen lassen, rechnet die Expertengruppe des Bundes für das Jahr 2015 trotz allem mit einem leichten Anstieg des BIP. Ab 2016 soll auch die Handelsbilanz wieder zum BIP-Wachstum beitragen und dies beschleunigen. Eine wichtige Voraussetzung für eine Verbesserung der Wirtschaftslage sei allerdings, dass sich die internationale Konjunktur weiterhin stabil entwickelt und vor allem der Euroraum seine Erholung fortsetzen kann. Unter diesen Bedingungen erwartet die Expertengruppe für das Jahr 2015 ein BIP-Wachstum von 0,9% (Juni-Prognose: +0,8%) und für 2016 eine moderate Beschleunigung auf 1,5% (Juni-Prognose: +1,6%) erwartet. Die Arbeitslosenquote dürfte trotzdem von 3,3% im Jahresdurchschnitt 2015 auf 3,6% im 2016 steigen. Margen unter DruckDie durch die Frankenaufwertung initiierten Preissenkungen haben sowohl die Export- und Importpreise als auch die inländischen Produzenten- und Konsumentenpreise stark unter Druck gesetzt. Viele Firmen mussten, um konkurrenzfähig zu bleiben, ihre Preise und damit ihre Margen soweit gesenkt, dass sie über das Jahr mit Verlusten rechnen. Daran dürften auch die zum Teil tieferen Kosten für importierte Vorleistungen, darunter insbesondere auch Erdölprodukte, nur wenig ändern. China verlangsamt…Angesichts der verstärkten Abkühlung in den Schwellenländern sind die weltwirtschaftlichen Risiken im Vergleich zur Juni-Prognose leicht gestiegen. Falls einige Schwellenländer in eine noch ernsthaftere Krise und die Industrieländer wider Erwarten erneut in einen Abwärtssog geraten würden, hätte die Schweizer Wirtschaft in einem solchen Kontext nur geringe Chancen um weiter wachsen zu können. ... USA und Europa beschleunigen das TempoEntgegen den gedämpften Impulsen aus den Schwellenländern erscheinen insbesondere in den USA, aber zunehmend auch im Euroraum, die konjunkturellen Auftriebskräfte durchaus gefestigt. So wird für die USA von einer Wachstumsverstärkung auf 2,5% 2015 und 2,8% 2016 ausgegangen. Zudem hat sich hier die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die US-Notenbank die erste Leitzinserhöhung, die bis vor kurzem noch für Ende September erwartet wurde, noch um einige Monate verzögern wird. Fazit: Widerstandsfähigkeit bewiesenInsgesamt stellen sich damit die Aussichten für das internationale Konjunkturumfeld weiterhin relativ positiv dar. Allerdings dürfte die weltwirtschaftliche Beschleunigung wegen der schwächeren Tendenzen in den Schwellenländern etwas langsamer verlaufen als noch in der letzten Prognose (von Juni 2015) angenommen wurde. Für und widerZudem deutet die Entwicklung der ersten Jahreshälfte 2015 auf eine gewisse Widerstandsfähigkeit der Gesamtwirtschaft hin. Doch neben der Währungsstärke haben zwei Themen die Unsicherheit für die Schweizer Wirtschaft verstärkt: die kontrovers diskutierte Regelung der Zuwanderung sowie der bilateralen Verträge mit der EU.
17.09.2015 | Autor
Jörg Naumann
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