Fachbereich: Logistik/SCM
Erstveröffentlichung: 11.05.2015 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
IFOY Award 2015
Vieles spricht dafür, dass – ähnlich wie bei den Automobilen (PW und LW) – immer wieder ein Flurförderzeug als „bestes“ Gerät ausgezeichnet wird. Für dies hat die deutsche Organisation International Forklift Truck of the Year (IFOY Award) die Verantwortung übernommen. Ziel der Organisation ist es, die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der neuen Flurförderzeuge und entsprechender Intralogistikkonzepte durch eine internationale Jury, bestehend aus mehreren Journalisten verschiedener europäischer Logistikfachzeitschriften – im Wesentlichen der «Logistik Heute» – zu prüfen. Leider ist aber niemand aus der Schweiz dabei! Die IFOY-Organisation will damit zur starken Wettbewerbsfähigkeit und zur Imageverbesserung der Flurförderzeug-Branche in der Öffentlichkeit beitragen. Als Träger des IFOY Award gilt der deutsche Fachverband Fördertechnik und Intralogistik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und als Verleihungspartner steht die CeMAT, Weltleitmesse der Intralogistik, Hannover, dahinter. Damit der Preis auch einen offiziellen Neutral-Touch erhält, steht der IFOY Award unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Bewertungsgrundlage bilden gemäss IFOY-Organisatoren ʹneutraleʹ Tests und ein Innovations-Check des Geräts bzw. des Intralogistikkonzepts. Der Test, wenn er nach festgelegten Bedingungen abläuft, die auch identisch zu Vorgänger- und Wettbewerbsmodellen sind, um einen echten Nutzungsvergleich ziehen zu können, ist zwar schwierig durchzuführen, aber dennoch machbar. Der IFOY Test basiert dazu auf dem so genannten Anderson-Test des niederländischen Fachjournalisten Theo Egberts, der seit 1988 bereits bei über 350 verschiedenen Flurförderzeugen Bewertungen durchgeführt hat. Getestet bzw. hinterfragt werden u.a.: der Verbrauch, die Energieeffizienz, Geschwindigkeiten, das Beschleunigungsverhalten, Sicherheits- und Ergonomieaspekte, das Fahr- und Lenkungsverhalten usw. Fakten, die jeder Hersteller in seinen Verkaufsunterlagen ohnehin deklariert – aber eben nicht neutral. Bedenklich wird es beim Innovationscheck. Was gilt als innovativ (Was in der Branche bereits Stand der Technik ist!) und mit welcher Begründung bzw. wie wird die Innovation zum Wettbewerb verglichen? Und last but not least muss man sich fragen, wem nützen die Ergebnisse. Bei den PW-Tests, die in den Medien detailliert publiziert werden, ist klar zu erkennen, dass damit einzig und allein der Nutzer angesprochen wird. Ihm wird dann transparent gemacht, wo ein Fahrzeug z.B. Schwächen aufweist und wie das Gesamturteil – also inkl. Preis – mit Kategorie-gleichen Modellen anzusehen ist. Kann man das bei Arbeitsgeräten, die für den Nutzer ganz bestimmte Aufgaben übernehmen sollen, ebenfalls machen? Als auch technisch ausgebildeter Journalist kann ich diese Frage zwar bejahen, sehe darin aber die Schwierigkeit bzw. Komplexität für eine nutzerkonforme, schlüssige Aussage. Dennoch – herstellerunabhängige Flurförderzeug-Tests können ein wichtiger Marketing-Faktor sein und für Nutzerentscheidungen einen Einfluss ausüben. Die Sieger des International Forklift Truck of the Year – IFOY-Award 2015 –…wurden unlängst in der IFOY Award-Night in München bekanntgaben. Jungheinrich, Still und UniCarriers sind die Fahrzeug-/Geräte-Hersteller in vier von total fünf ausgeschriebenen Kategorien:
Die Kategorie 4 und 5 – FTS/Intralogistics Solution – wurden diesmal zusammengefasst.
Zur Auswahl standen zum IFOY Award 2015 total 14 Geräte und Lösungen, also längst nicht alle Marktprodukte. Denn um an dieser Bewertung teilzunehmen, müssen sich die Flurförderzeug-Hersteller anmelden. Anbieter und Hersteller von Flurfördertechnik können sich mit beliebig vielen Gegengewichtsstaplern und Lagergeräten sowie Anwendungskonzepten (Intralogistics Solutions) für den IFOY Award bewerben. Dazu ist zunächst eine kostenlose und unverbindliche Registrierung für den Zugang zum Bewerberportal erforderlich. Erst nachdem die Teilnahmebedingungen auf dem Bewerberportal akzeptiert und alle erforderlichen Daten eingegeben und bestätigt wurden, ist die Bewerbung offiziell zum Wettbewerb angemeldet – und dann werden Gebühren berechnet. Denn die Teilnahme am IFOY Award ist natürlich kostenpflichtig (Bearbeitungsgebühren, Nominierungsgebühren, Lizenzgebühren). Alle Gebühren sind obligatorisch. Um den Award 2015 herauszufinden wurde angeblich in der Jury heiss diskutiert, hart gerungen und akribisch getestet. Es musste am Ende eine einstimmige Entscheidung der Jury herbeigeführt werden. „Dies spreche für das hohe technische Niveau der Finalisten“, sagte Anita Würmser, geschäftsführende Vorsitzende der IFOY Jury, anlässlich der Verleihung in München. „Mit ihrer Entscheidung hat die Jury in diesem Jahr auch ein Zeichen für Elektromobilität und Multifunktionalität in der Intralogistik gesetzt.“ Der Sieg bei den Counter Balanced Trucks bis 3,5 Tonnen ging an den Drei-Tonnen-Elektrostapler EFG S30s von Jungheinrich. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury ist der komplett überarbeitete Arbeitsplatz mit zahlreichen Innovationen. „Bei der Entwicklung des EFG S30s hat Jungheinrich vorausgedacht“, urteilt die Jury und definiert weiter: Der EFG S30s sei durch und durch fahrerfreundlich, fahre sich äusserst komfortabel und vorhersehbar. Das Fahrzeug ist ein perfekter Allrounder für den Massenmarkt. „Insbesondere der ergonomische und durchdachte Arbeitsplatz komme der neuen Generation Fahrer entgegen.“ Der automatische und einfache Batteriewechsel sowie der Zweischichtbetrieb ohne Batteriewechsel durch das baureihenübergreifende "Pure Energy"-Technologiekonzept sind weitere innovative Features, die in dieser Konsequenz neu eingebracht wurden. Ebenfalls ein Elektrostapler machte das Rennen bei den Gegengewichtsstaplern ab 3,5 Tonnen. Die Jury wählte den Acht-Tonnen-Elektrostapler RX 60-80 von Still zum besten schweren Stapler des Jahres 2015. Hier hob die Jury vor allem den hohen Innovationsgrad mit signifikantem Kundennutzen hervor, heisst es in der allgemeinen Begründung. „Mit ihm sei der Trend zum Elektrostapler endgültig im Hochleistungssegment angekommen.“ Neben zahlreichen ergonomischen Verbesserungen punktet der Achttonner vor allem durch seine Kraft und Wendigkeit. Der wartungsfreie und gekapselte Antrieb inklusive Lamellenbremsen machen den 80 Volt-Stapler zum idealen Fahrzeug für den kombinierten Innen- und Ausseneinsatz. In einem knappen Finish setzte sich in der Kategorie "Warehouse Truck" der Tergo URS von UniCarriers durch. Der Schmalgang- und Schubmaststapler in einem Gerät überzeugte der Jury neben seiner Multifunktionalität durch sein hohes Ergonomiekonzept. „Mit dem Tergo URS kombiniert UniCarriers die Vorteile einer grossen Lagerdichte mit einer Reduzierung des Handlings und setzt darüber hinaus einen Benchmark in Sachen Ergonomie“, lautet das Urteil der Jury. Seine Bedienung ist feinfühlig und vorhersehbar widerspiegelt die aktuellen Marktanforderungen hinsichtlich Effizienz und Ergonomie auf einzigartige Weise. Staplerhersteller Still holte sich auch einen zweiten IFOY Award mit seinem Generalunternehm erprojekt für die Intralogistik des neuen Rohstofflagersder Kuraray Europe GmbH in Troisdorf bei Köln. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury ist die innovative Kombination von Fahrerlosen Transportsystemen mit einem Palettenshuttle-System sowie von automatisch und manuell bedienten Geräten. „Still habe es geschafft, für Kuraray eine voll funktionsfähige, ausfallsichere 24/7-Lösung mit modernster Technik aufzusetzen, die mit einer herausragenden Amortisationszeit von drei Jahren einen Massstab setzt“, urteilt die Jury und begründet zudem, dass Still mit dem Kuraray-Projekt einen Benchmark im Hinblick auf zukünftige Lagerprojektierungen setzt. Der IFOY Award, der seit 2013 vergeben und gilt aufgrund seiner fachlichen Expertise als bedeutsamer Innovationspreis in der Intralogistik-Branche. Noch begehrenswerter kann der Award in Zukunft werden, wenn die Jurybeurteilung auch noch ein wenig kritischer ausfällt und die Detailergebnisse für jedermann anhand von Tabellen und Grafiken transparent gemacht werden. Jedenfalls wird die kompetente Glaubwürdigkeit enorm gesteigert.
11.05.2015 | Autor
Hans Joachim Behrend
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