Fachbereich: Ausbildung
Erstveröffentlichung: 23.04.2015 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
Forum Industrieller Mittelstand
Die drei DACH-Länder Deutschland, Österreich und Schweiz sind im globalen Wettbewerb zwar unterschiedlich, aber dennoch durchwegs gut positioniert. Das zeigen internationale Rankings sowie wichtige Indikatoren wie (Jugend-)Arbeitslosigkeit, Wachstum sowie der Beitrag des industriellen Sektors zum BIP. Die heutige Arbeitswelt steht jedoch vor einschneidenden Änderungen. So zeichnet sich auch in Mitteleuropa eine industrielle Clusterbildung ab, Stichworte wie Digitalisierung der Industrie, Industrie 4.0 oder Smart Factory deuten an, wohin die Reise geht. Wollen die drei Länder ihre aktuelle Positionierung auch in Zukunft verteidigen, sind heute wichtige Weichen zu stellen. Wer steht dahinter?
Im Zentrum steht dabei die duale Berufsausbildung, welche die Erfolgsbilanz der drei Länder im internationalen Vergleich zurzeit massgeblich stärkt. Das Forum für den industriellen Mittelstand (FiM) profiliert sich als Sprachrohr industrieller KMU der DACH-Länder und vertritt deren Anliegen auf der politischen Ebene dieser Länder. Kürzlich stand das Thema Duale Berufsbildung auf dem Programm des FiM. Die Frage hiess, wie lässt sich dieser vom Rest der Welt bewunderte Fundus Duale Berufsbildung so stärken, dass die bevorstehende Entwicklung der Arbeitswelt erfolgreich bewältigt wird. Unter dem Patronat des Präsidenten des Verbandes der Schweizer Lack- und Farbenindustrie (VSLF), Lionel Schlessinger wurde der Initiant des Forums, VSLF-Direktor Matthias Baumberger, in seinen Bemühungen von deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmern und Verbandsrepräsentanten sowie von vorausschauenden und engagierten Parlamentariern (Albrecht Rupprecht, MdB; Josef Lettenbichler, Nationalrat; Gerhard Pfister, Nationalrat) der drei DACH-Länder dabei mit Rat und Tat unterstützt. Dr. Hans-Peter Klös vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln stand mit wissenschaftlichen Daten und Rat zur Seite. Herausforderungen gibt es genugEine weitere Deindustrialisierung – wie es Länder wie Frankreich, England oder Griechenland vorexerziert haben – ist für die Mitglieder des Forums tabu. Schliesslich sind alle Mitgliedsfirmen KMU, und alle schwören auf die Duale Berufsbildung. Ihr haben sie es zu verdanken, dass sie auf nationalen wie internationalen Märkten wettbewerbsfähig auftreten können. Sie alle wissen aber auch, dass sie mit den technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sowie mit der gefährlichen demographische Entwicklung (steigender Mangel an Fachkräften in allen Ländern) – sowie in der Schweiz mit der anhaltenden Frankenstärke – fertig werden müssen. Und das, obwohl schon heute in ihren Ländern ein eklatanter Mangel an Fachkräften herrscht. Das vorhandene Potenzial optimal nutzenDie Duale Berufsausbildung ist für sie deshalb der Schlüssel zur Zukunft. Diese Institution können sie alle selbst mit beeinflussen, auch wenn sie in jedem Land durchaus differenziert umgesetzt wird. Primär geht es – das hat die Diskussion im gut zwölfköpfigen Gremium gezeigt – darum, das vorhandene Potenzial der Auszubildenden optimal auszuschöpfen. Doch das Programm, das Potenzial zu erschliessen, ist so vielschichtig wie zeitaufwändig, zumal es nachhaltig wirken soll. So hat man sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des sekundären Sektors und den Bedarf an naturwissenschaftlich-technisch ausgebildeten Fachkräften zu sensibilisieren. Das kann bereits früh in der Schule mit der Einführung bzw. dem Ausbau des naturwissenschaftlichen Unterrichts (in Richtung MINT-Fächer) und einer entsprechenden Ausbildung von Lehrern beginnen, wie Massnahmen in Österreich zeigen. Mit einem weiteren Massnahmenbündel hat sich das Forum die Imageverbesserung der dualen Berufsausbildung im Vergleich zur tertiären/akademischen Ausbildung zum Ziel gesetzt, zumal im erstgenannten Bereich bereits heute der grösste Mangel an qualifiziertem Personal herrscht. Gleichzeitig soll eine klar geregelte Durchlässigkeit zwischen den Ausbildungswegen die Attraktivität für die Auszubildenden steigern und ihnen die Möglichkeit einer späteren persönlichen Weiterbildung schmackhaft machen. Ausgezeichnete Berufs- und KarrierechancenGrossen Einfluss auf die Wahl der Ausbildung haben auch Erwartungen bezüglich der persönlichen Einkommens- und Karriereentwicklung. Schon heute sind die Verdienstmöglichkeiten von Berufsleuten, die sich nach der Ausbildung ihren Arbeitgeber in der Regel aussuchen können, im Vergleich zu akademischen Einsteigern sehr gut. Beispiele von Unternehmensleitern und Kadermitgliedern ohne Tertiärausbildung sollen zudem zeigen, dass die duale Berufsausbildung engagierten Persönlichkeiten auch im weiteren Berufsleben ausgezeichnete Entwicklungschancen eröffnet. Eine grenzüberschreitende Anerkennung der Ausbildung inklusive einer klar definierten Titeladäquanz runden die aktuellen Pläne des FiM zum Ausbau der Dualen Berufsbildung ab. Grenzüberschreitenden Austausch initiiertEinen ersten wichtigen Nagel haben die Mitglieder an ihrer Sitzung bereits eingeschlagen. Alle Unternehmens- und Verbandsvertreter sowie die anwesenden Parlamentarier beschlossen, möglichst rasch ein Austauschprogramm von Auszubildenden in den Mitgliedsfirmen in die Wege zu leiten und die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen zu verbessern. Schon in der laufenden Woche wird die Idee in einer Sitzung des zuständigen Bundestagsausschusses in Berlin eingebracht und diskutiert. Die politischen Vertreter aus Österreich und der Schweiz nehmen dieses Anliegen des industriellen Mittelstandes auf und unterstützen dieses Vorhaben. Die Mitglieder des Forums hoffen, dass die Medien die Initiative aufgreifen und die Bedeutung der Dualen Berufsbildung für die wirtschaftliche Entwicklung der Länder glaubwürdig darstellen. Es reicht nicht, dass sich diese Ausbildung, die praktisch nur in den deutschsprachigen Regionen bekannt ist und praktiziert wird, zum Exportknüller mutiert. Das Interesse von ausländischen Delegationen an der Dualen Ausbildung nimmt zu. Für die DACH-Länder heisst es nun, sie auch vor der eigenen Haustür den sich ändernden Gegebenheiten konsequent anzupassen und den Erfahrungsvorsprung zu sichern.
23.04.2015 | Autor
Jörg Naumann
|
o-mag.ch - Fachinformationen ausschlißlich online