Fachbereich: Wirtschaftsentwicklung
Erstveröffentlichung: 26.03.2015 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
KOF Frühjahrsprognose 2015
Nach der Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses durch die Schweizer Nationalbank sowie sowie der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative erwartet die KOF für die ersten drei Quartale 2015 einen deutlichen Rückgang des BIP. Dank einer Steigerung im letzten Quartal werde das Inlandprodukt im laufenden Jahr um gerade mal 0,2 % wachsen. Der Arbeitsmarkt werde erst am Rande betroffen, er profitiert weiterhin von der anhaltend guten Konsumstimmung im Inland.
Die Frankenaufwertung infolge der Aufhebung des Mindestkurses werde die Schweizer Konjunktur erheblich belasten. So die KOF-Prognose. Diese sagt für 2015 einen Anstieg des BIP um 0,2%, für 2016 einen solchen um 1,0% voraus. Insbesondere die Exportfirmen spürten die Frankenstärke. Der private Konsum halte sich angesichts der sinkenden Preise und des Einkaufstourismus zunächst noch gut. Die Unternehmen zögerten aber mit ihren Ausrüstungsinvestitionen. Doch der Arbeitsmarkt werde dieses Jahr noch relativ wenig in Mitleidenschaft gezogen, erst 2016 werde die Arbeitslosenquote deutlicher steigen. Am Anfang einer technische RezessionMit mehr als zwei Quartalen in Folge mit negativen Wachstumsraten befände sich die Schweizer Wirtschaft demzufolge am Anfang einer technischen Rezession. Diese werde aber vorerst kaum Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Im Jahresverlauf sei jedoch in vielen Branchen mit Produktionsrückgängen zu rechnen, vor allem bei Firmen, die ihre Produkte mehrheitlich im Euroraum absetzen. Das Exportwachstum werde dieses Jahr denn auch nur tiefe 1,2% (2016: 2,4%) betragen, prognostizieren die ETH-Ökonomen. Die Arbeitslosenquote gemäss Definition des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) dürfte in diesem Jahr leicht auf 3,4% steigen. Im kommenden Jahr ist mit einer höheren Quote von 3,8% zu rechnen. Gemäss der für internationale Vergleiche heranzuziehenden Definition der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wird die Arbeitslosenquote 4,5% (2015) beziehungsweise 4,9% (2016) betragen. Preise stagnieren, privater Konsum als StützeDie sich verschlechternde Arbeitsmarktlage wird dem privaten Konsum zusetzen. Aufgrund der immer noch komfortablen Einkommenssituation und der tieferen Preise wird die Abschwächung allerdings nicht sehr deutlich ausfallen. Der private Konsum erweist sich einmal mehr als Stütze der schweizerischen Konjunktur (2015: 2,0%). Der Index der Konsumentenpreise LIK dürfte in diesem Jahr erneut um -0,8% zurückgehen. Nächstes Jahr stagnieren die Preise. Sowohl bei den Ausrüstungsinvestitionen als auch im Wirtschaftsbau dürfte es zu Rückgängen kommen. Aufgrund der unsichereren konjunkturellen Lage und der Unsicherheit bezüglich der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative wurden viele Investitionspläne vorerst gestoppt. Die KOF rechnet für dieses Jahr mit Wachstumsraten von 0,3% für die Ausrüstungsinvestitionen bzw. -0,6% für die Bauinvestitionen. Internationale Konjunktur mehrheitlich erfreulichAuch wenn sich die Konjunktur in den USA im Winterhalbjahr 2014/2015 abgeschwächt hat, dürfte sich der Aufschwung fortsetzen. Hierfür sprechen die gute Beschäftigungsentwicklung, das monetäre Umfeld und der tiefe Ölpreis. Im nächsten Jahr dürfte sich das Wachstum aufgrund der Straffung der Geldpolitik durch das Fed leicht verringern. Die Konjunktur ist in vielen Ländern des Euroraums wieder auf einem positiven Pfad. Unterstützt durch die weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, eine weniger restriktive Fiskalpolitik, die anhaltende Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar und den weiterhin tiefen Ölpreis wird sich die Wirtschaft im Euroraum positiv entwickeln. Mit Ausnahme von Indien verlangsamt sich dagegen das Expansionstempo in den grossen Schwellenländern. China kann nicht mehr die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre vorweisen, Brasiliens Wirtschaft stagniert und droht in eine Rezession zu gleiten und auch die Aussichten für die russische Wirtschaft sind aufgrund des Rubelverfalls und der Wirtschaftssanktionen eingetrübt. Erhöhte PrognoseunsicherheitDie KOF geht – wie eingangs erwähnt - von der Annahme aus, dass der Wechselkurs bis Ende 2016 stabil bei 1,07 Franken je Euro verbleibt. Sowohl eine tiefere als auch eine höhere Bewertung sind jedoch möglich. Wie ein pessimistischeres Konjunkturszenario unter Annahme der Parität von Franken und Euro aussehen könnte, hat die KOF in ihrer Prognose vom 28. Januar 2015 bereits gezeigt. Die BIP-Prognose für die Schweiz lag bei -0.5% im laufenden Jahr. Eine Umfrage der KOF zeigt allerdings, dass die Schweizer Unternehmen über die nächsten Quartale eher eine leichte Abwertung des Frankens gegenüber dem Euro erwarten. Kommt hinzu, dass die Schweizer Wirtschaft in den letzten Jahren bei exogenen Schocks eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an den Tag gelegt hat. Somit könnte auch eine positivere Entwicklung eintreten, als von der KOF in der aktuellen Prognose erwartet wird.
26.03.2015 | Autor
Jörg Naumann
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