Seltene Erden

Marktkräfte stärker als chinesische Erpressungsversuche

China hebt Exportbeschränkungen für Seltene Erden wieder auf. Als Grund für die Entscheidung wird ein Schiedsgerichtsurteil der Welthandelsorganisation (WTO) genannt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Früher stillgelegte Abbaustätten ausserhalb Chinas wurden reaktiviert, das Monopol bekam Risse. Zudem fielen die weltweite Nachfrage nach den kostbaren Rohstoffen und damit die Preise.

Recycling Seltener Erden  
Das konsequente Recycling trägt dazu bei, die Preise für die seltenen
Rohstoffe in Schach zu halten
 
   

Es ist ein interessantes Beispiel für das Kräftemessen nationalen Politiker mit globalen Handelsorganisationen und (mehr oder weniger) freien Märkten, das sich im Umfeld der Seltenen Erden da abspielt. Denn wenn China nach einem knappen Jahrzehnt als Quasimonopolanbieter dieser Rohstoffe nun deren Ausfuhren wieder freigibt, dann ist das nur vordergründig auf das Urteil der Welthandelsorganisation WTO zurückzuführen, mit dem die chinesische Regierung bereits im März 2014 aufgefordert wurde, den Handel freizugeben, weil sie sich damit unfaire Wettbewerbsvorteile verschaffen würden. China produzierte damals rund 90 Prozent der 17 seltenen Elemente, die vor allem in der Produktion von Hightech-Produkten wie Computern, Handys, aber auch in Windturbinen etc. eingesetzt werden. Nach einer provokativen Beschränkung der Ausfuhren um über 40 Prozent führte der folgende Lieferengpass nicht nur zu massiven Preissteigerungen, sondern im Westen sogar zu Befürchtungen, dass bestimmte Produkte in der freien Welt nicht mehr (zu erschwinglichen Preisen) hergestellt werden könnten.

Der Reiz ging rasch vorbei 

Doch ob die Klage der USA, der EU und Japans bei der WHO nötig war, um ein Umdenken der chinesischen Führung herbeizuführen, ist aus heutiger Sicht zumindest fraglich. China selbst bekundete Probleme mit den schweren Umweltproblemen, die der Abbau der seltenen Erden verursacht. Ebendiese hatten in den Jahren zuvor dazu geführt, dass andere Länder auf die Gewinnung verzichteten und ihre – allerdings dünn gesäten – Abbaustätten geschlossen und die Arbeit den Chinesen überlassen hatten. Nach dem rasanten Preisanstieg um 800 Prozent und mehr wurden diverse Anlagen in den USA, Malaysia und Australien jedoch rasch reaktiviert und vor allem bereits verbaute Stoffe aus Altprodukten konsequenter recyliert. Damit bekam das Monopol der Chinesen deutliche Risse. Der einstige Marktanteil von 95 Prozent hat sich inzwischen auf 85 Prozent reduziert und soll weiter sinken. Da nun die weltweite Nachfrage nach seltenen Erden auch noch aus konjunkturellen Gründen sank, purzelten auch die Preise – und zwar deutlich. Der Reiz des Spiels war für die Chinesen vorbei. Demnächst sollen sich die Grenzen im Land der aufgehenden Sonne für die kostbaren Erden also wieder öffnen, was der Regierung obendrein erlaubt, sich – wie die NZZ schreibt – als Musterschüler der WTO in Szene zu setzen.

06.01.2015 | Autor Jörg Naumann

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