Label: Grünstadt Schweiz

Für nachhaltiges Stadtgrün

Angesichts der zunehmenden Urbanisierung wachsen die ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ansprüche an städtische Grünräume. Im KTI-Projekt Grünstadt Schweiz wird ein Label entwickelt, welches Städte und Gemeinden auszeichnet, die ihre Grünräume nachhaltig planen, bauen und bewirtschaften.

 Am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften arbeiten Florian Brack, Leiter Forschungsgruppe und Reto Hagenbuch (Dozent) an der Erforschung eines solchen Zertifikats. Als Projektleiter des gesamten Teams amtet Christian Wieland, Stadtgärtner von Winterrhur. «Städtische Grünräume verbessern die Lebensqualität und können einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. Für die Gesellschaft übernehmen begrünte Stadträume wichtige ökologische, soziale und wirtschaftliche Funktionen, indem sie beispielsweise zum Erhalt der Biodiversität und zur Förderung der menschlichen Gesundheit beitragen.» (Auszug aus Literatur: Martina Weiss; Reto Hagenbuch; Florian Brack (2010). «Wert und Nutzen von Grünräumen». Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter, VSSG (Hg.). Kilchberg)

Breite Palette der Möglichkeiten

Um die vielfältigen Funktionen und Nutzen von Grünräumen entwickeln und erhalten zu können, muss sich das kommunale Grünraummanagement am Nachhaltigkeitsleitbild orientieren, das heisst ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte ausgewogen in Entscheidungen berücksichtigen. An dieser Stelle setzt das Projekt Grünstadt Schweiz an. Im Rahmen des dreijährigen, von der KTI finanzierten Projektes wird das Label entwickelt. Dieses zeichnet ab dem Jahr 2016 Städte und Gemeinden aus, die ihren Grünräumen einen hohen Stellenwert einräumen und diese nach Nachhaltigkeitskriterien planen, bauen und bewirtschaften. Das Label lehnt sich am bekannten Label Energiestadt Schweiz an. Es formuliert in einem Massnahmenkatalog eine breite Palette von Möglichkeiten, wie Städte mit ihren Grünräumen nachhaltiger umgehen können. Je nach Anzahl umgesetzter Massnahmen wird einer Stadt das Gold-, Silber- oder Bronze-Label verliehen.

Forschungsprojekt

Für einige Teilbereiche des Grünraummanagements ist bekannt, wie dieses nachhaltiger gestaltet und organisiert werden kann. In diesen Bereichen gilt es im Rahmen des KTI-Projektes, das bestehende Wissen zusammenzutragen und in einem praxistauglichen Massnahmenkatalog zu bündeln. In anderen Bereichen fehlt zurzeit das entsprechende Wissen. Das Projekt schlägt daher auf der Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen Massnahmen vor. In Kooperation mit drei Schweizer Stadtgärtnereien testen die beiden Forschungspartner ZHAW und FiBL, inwiefern die Produktion von Zierpflanzen, der Pflanzenschutz von Stadtbäumen sowie die Pflege von Gebrauchs- und Sportrasen nach den Richtlinien des biologischen Landbaus (Bio Suisse) und mit Hilfe der zulässigen Betriebsmittel erfolgen kann.

Inhalte der Forschung

Inhaltlich ist das Projekt in drei Forschungspakete und in den Aufbau der Label-Organisation gegliedert. Im Rahmen der Forschungspakte werden Fragen zur nachhaltigen Produktion von Pflanzen und zum nachhaltigen Unterhalt von Grünflächen geklärt. Schwergewicht haben Pflanzen bzw. Grünflächen für die noch wenig gesichertes Wissen in Bezug auf eine nachhaltige und / oder biologische Produktion und Bewirtschaftung vorhanden ist. Die Feldforschung zu den spezifischen Bereichen findet jeweils in einer oder zwei der drei beteiligten Stadtgärtnereien statt.

Als «Querschnittaufgaben» werden Themen bezeichnet, die für einen nachhaltigen Umgang mit Grünflächen zentral sind, aber nicht direkt die Produktion oder den Unterhalt betreffen. Beispiele sind etwa die ganze Beschaffung, die Kommunikation oder die Verankerung des Themas in der gesamten Stadtverwaltung (Tiefbau, Hochbau, Stadtmarketing). Im Zusammenhang mit dem Aufbau der Organisation werden Strukturen und Statuen aufgestellt sowie die Grundlagen für den Zertifizierungsprozess geschaffen.

Gleichzeitig wird eine Trägerorganisation aufgebaut, die Eigentümerin des Labels ist und dieses vergeben wird. In einer ersten Phase wird die VSSG (Vereinigung der Schweizerischen Stadtgärtnereien und Gartenbauämter) diese Funktion übernehmen.

Umsetzung ab 2016

Ab dem Jahr 2016 können Städte und Gemeinden mit dem Label Grünstadt Schweiz zertifiziert werden. Eine Stadt oder Gemeinde kann Mitglied von Grünstadt Schweiz werden und dabei von einer grossen Auswahl an Informationen, Dienstleistungen und Veranstaltungen profitieren.

Jede Stadt hat die Möglichkeit, die Zertifizierung auf ihren bisherigen Leistungen abzustützen und mit geeigneten Massnahmen zu ergänzen. Dazu stehen mit einem weit gefassten Katalog Massnahmen zur Verfügung, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen sind. Die Zertifizierung schafft so Anreize, den nachhaltigen Umgang mit dem urbanen Grün zu einem festen Bestandteil der Stadtpolitik werden zu lassen.

Die Zertifizierung einer Stadt mit dem Label Grünstadt Schweiz wird voraussichtlich in drei Stufen möglich sein. Ein dreistufiger Zertifizierungsprozess ermöglicht es den Städten, ihr Grünraummanagement nach und nach zu verbessern:

Bronze: Städte erfüllen den Standard eines nachhaltigen Managements ihrer Grünräume.

Silber: Städte erfüllen einen hohen Standard im nachhaltigen Management ihrer Grünräume.

Gold: Städte erfüllen einen sehr hohen Standard im nachhaltigen Management sowie die Anforderungen an eine biologische Bewirtschaftung. Zusätzlich zur Labelstufe Gold können die Städte mit der bekannten Marke Knospe von Bio Suisse ausgezeichnet werden. Die Anforderungen an diese Zertifizierung werden durch Bio Suisse definiert.

 

Forschungsprojekt

Gründstadt Schweiz – Entwicklung eines Labels für nachhaltiges Stadtgrün

Leitung: Florian Brack (federführender Forschungspartner),

Gesamtleitung: Christian Wieland, Vorstand VSSG, Partner: Vereinigung Schweizer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter VSSG, Bioterra, Stadtgärtnereien Basel, Luzern und Winterthur, Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL, nateco AG

Projektvolum: CHF 650 000. Die ersten Resultate aus diesen Versuchen sind vielversprechend und werden laufend auf www.grünstadt.ch veröffentlicht.

10.10.2014 | Autor Eugen Rieser

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