Instandhaltung 4.0

Herausforderungen für die Instandhaltung im vierten industriellen Zeitalter

Autorin des Artikels:
Mag. Lydia Höller,
Dankl + Partner GmbH,
A - 5071  Wals
eMail: l.hoeller@dankl.com

Wie wirkt sich der Trend zu Virtualisierung und Vernetzung auf Prozesse, Methoden und Strategien in der Industrie aus? Welche Chancen, Gefahren und Möglichkeiten ergeben sich aus dem Einsatz von Internet-Technologien? Was kommt dabei speziell auf die Instandhalter in den Industriebetrieben zu? Interessant sind die ersten Antworten auf diese Fragen aus dem Salzburger Forschungsprojekt „Instandhaltung 4.0“.

Warum Kommunikation zur Kernkompetenz wird

Georg Güntner, SalzburgResearch

  Georg Güntner, Projektleiter bei Salzburg Research und IT-Experte stellt klar, dass die technischen Voraussetzungen für die Nutzung intelligenter, vernetzter Systeme gut sind. Die wahren Herausforderungen der vierten Revolution im Industriebereich seien ‚menschliche‘. Ein befragter Experte bringt das auf den Punkt: „Die technischen Dinge in der ‚Instandhaltung 4.0‘ sind gelöst. Was wir als Menschen noch nicht schaffen ist die Technologie so zu nutzen, dass wir damit arbeiten können.“

Neue Kompetenzen sind gefragt

   Nach Meinung der Experten spielen die Menschen und ihre Kompetenzen die zentrale Rolle beim Gelingen oder Scheitern von Projekten zum Thema Industrie 4.0. Durch die zunehmende Komplexität der Anlagen steigen die Anforderungen speziell an die Instandhalter. Technische Lösungen und das entsprechende Fach-Know-how sind dabei in den meisten Fällen ausreichend vorhanden. Die zentrale Herausforderung liegt in der Etablierung neuer Arbeitspraktiken und Prozesse (78,5 Prozent), ebenso wie in der abteilungsübergreifenden Kooperation in Einführungs- und operativen Phasen. Mehr als drei Viertel aller Befragten geben an, in der abteilungsübergreifenden Kooperation große bzw. sehr große Herausforderungen (77,6 Prozent) zu sehen.

   Interessant ist der Aspekt der Datenauswertung und deren sinnvollen Verwendung. Mehr als 70 Prozent geben an die ‚Auswertung der gewonnenen Daten‘ und die ‚Ableitung sinnvoller Massnahmen aus den gewonnenen Daten‘ als grosse bzw. sehr grosse Herausforderung zu sehen. 

  Diese Herausforderungen spiegeln sich auch in der Einschätzung der Studienteilnehmer nach dem Weiterbildungsbedarf wider: Fast 90 Prozent schätzen generelle Weiterbildungsmöglichkeiten als wichtig bzw. sehr wichtig ein. Bislang waren die Themen ‚Steuerungstechnik‘, ‚Datenanalyse‘ und ‚Programmieren‘ keine Kernthemen in der Instandhaltung. In Zukunft wird diesen Themenstellungen aber vermehrte Wichtigkeit zugeschrieben.

Miteinander sprechen ist zu wenig

   Ein Blick auf die Kompetenzen der Instandhaltungsmitarbeiter zeigt eindrücklich, dass im Bereich der Sozial- und Kommunikationskompetenzen Unzufriedenheit besteht. Es klingt banal, doch scheitern Projekte schlicht an mangelnder Kommunikationskompetenz zwischen Technikern und Nicht-Technikern. „Miteinander reden ist das eine, wichtig ist aber, sich auch zu verstehen! Besonders bei komplexen technischen Themen sind Techniker gefordert, auch Nicht-Technikern Inhalte verständlich zu kommunizieren. Das ist wird in Zukunft eine zentrale Kompetenz sein und muss entsprechend trainiert werden.“, führt Günter Loidl, Trainer und Berater bei dankl+partner consulting aus.


  In den kommenden Monaten wird im Rahmen der Forschungsinitiative ‚Instandhaltung 4.0‘ untersucht, wie sich der Trend zur Virtualisierung und Vernetzung auf die Industrie und konkret auf die Instandhaltung auswirkt. Das Forschungsteam erhebt Chancen, Gefahren und Möglichkeiten, die sich aus dem Einsatz von Internet-Technologien ergeben und erstellt daraus eine Forschungs-Road Map für Österreich.

 Infos zum Projekt:  Instandhaltung 4.0 – die Instandhaltung der Zukunft

 “Instandhaltung 4.0” ist die Bezeichnung einer öffentlich geförderten Sondierungsmassnahme, die der Frage nachgeht, wie sich die vierte industrielle Revolution (“Industrie 4.0″) auf den Instandhaltungssektor und auf die Instandhalter/innen auswirken wird. Industrie 4.0 sieht Produktionsbetriebe als Cluster von “Cyber-Physical Systems”, die man über Web-basierte Dienste sowohl steuern als auch überwachen kann. Es geht um die Verschmelzung der realen Welt und ihres digitalen Abbildes in der Fertigung und Instandhaltung mit Hilfe von Internet-Technologien (“Internet der Dinge”).

  Das Projekt sucht Antworten auf die obigen Fragen, in dem es die am Wertschöpfungsprozess der Fertigungsindustrie Beteiligten im Hinblick auf ihre Instandhaltungs-Bedürfnisse und -Strategien befragt, Szenarien und Metriken zur Virtualisierung erstellt, und eine österreichische Forschungs- und Entwicklungs-Roadmap zum Thema “Instandhaltung 4.0” definiert. Die Ergebnisse der Sondierungsmassnahme stellen einen strategischen Beitrag dar, den wir als Input zu anderen österreichischen Aktivitäten rund um Industrie 4.0 verstehen.

  Die offenen Fragen zu den Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die Instandhaltung sind der Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Sondierungsmassnahme: In diesem öffentlich geförderten Projekt mit der Bezeichnung „Instandhaltung 4.0“ wird systematisch unter­sucht, wie sich der Trend zur Virtualisierung und Vernetzung auf die Prozesse, Methoden und Strategien der Instandhaltung auswirkt. Das Ergebnis ist eine Roadmap zum Thema Instandhaltung. Die Sondierungsmassnahme wurde im Februar 2014 mit einer Laufzeit von zwölf Monaten gestartet. Detaillierte Projektergebnisse sowie relevante Informationen und Veröffentlichungen werden auf der Website des Projekts (http://instandhaltung40.salzburgresearch.at/) zur Verfügung gestellt.

16.09.2014 | Autor Hans Joachim Behrend

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