Neues Management-Gebiet

Von der Instandhaltung zum Asset Management

Instandhaltung – zu Neudeutsch Maintenance – ist jedermann bekannt, auch wenn diesem Sachgebiet in der Wirtschaft unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird. Und Asset Management? Was ist darunter zu verstehen und in welchen Zusammenhang steht es mit der Instandhaltung? Zwar interpretieren verschiedene Branchen und Institutionen dieses Thema sehr differenziert, der direkte Zusammenhang ist jedoch stets erkennbar. Nachfolgend ein kleiner Überblick zu bestehenden Regelwerken und zu dem Praxisbezug.

Anlagen werden mit Asset Management optimal gemanaged.

 

 Betriebs- und Versorgungssicherheit sowie die Optimierung von Geschäftsprozessen zur Reduzierung der Kosten sind mehr denn je von hoher Bedeutung. Regulierung und Wettbewerb erhöhen den Druck auf Eigentümer (Asset Owner), Be-treiber (Asset Manager) und Serviceunternehmen (Asset Services) technischer Anlagen. Um der gleichzeitigen Forderung nach Betriebssicherheit und Verfügbarkeit auf der einen und Kostenoptimierung, Nachhaltigkeit und Planungssicherheit auf der anderen Seite nachzukommen, sind deshalb heute vermehrt IT-Werkzeuge zur Zustandserfassung, aber auch zur Weiterverarbeitung von Prozessdaten und deren Archivierung gefragt.

   Der Instandhaltung obliegt es, die Betriebs- und Anlagenfunktionsfähigkeit zu erhalten, wenn möglich zu verbessern. Doch dazu sind gut ausgebildete Fachleute vonnöten. Instandhalter und Serviceleute, die an der Front des Anlagen- und Maschinenunterhalts arbeiten,  haben meistens eine fundierte Fachausbildung vorzuweisen, ebenso die Instandhaltungsleiter (Abteilungsleiter), die infolge Führungs- und Managementwissen einen erweiterten Aufgabenrahmen wahrnehmen können. Doch damit ist die oberste Verantwortungs-, Entscheidungs- und Managementebene noch nicht erreicht. Um die kausalen und bereichsübergreifenden Zusammenhänge optimal zu managen, ist eine sachkundige Institution gefordert – eine Aufgabe des Asset Managers.

Bereichsübergreifendes Asset Management.

   Nur ein reibungsloser Ablauf der Produktion ist Voraussetzung für die Erzeugung hochwertiger Produkte. Moderne Informationsplattformen unterstützen dazu gezielt das Asset Management (AM) und stellen so die Verfügbarkeit der Anlage sicher. Eine Anlage zu jeder Zeit im Detail im Blick zu behalten, stellt jedoch hohe Anforderun-gen an den Asset Manager.

   Wenn die Ebenen Instandhaltungsmanagement und operatives Produktionsmanagement in einer Person verschmelzen, handelt es sich um das Berufsbild eines Asset Managers. Als Anlagenverwalter hat er sowohl den Blick für die Produktion als auch für die Instandhaltung. In dieser Funktion ist er als Intermediär, Analyst und Spezialist tätig. Exakte Arbeitsumfänge und eine Priorisierung der Massnahmen mit entsprechender Berücksichtigung des Zeitfensters werden vom Asset Manager analysiert und erar-beitet. Auch Betrachtungen der Wirtschaftlichkeit (CAPEX/OPEX) sowie die Entwicklung und Umsetzung der passenden Instandhaltungsstrategie zählen zu seinen Aufgaben. Voraussetzung hierfür ist das Fachwissen in beiden Bereichen – Produktion und Technik. Dabei wird das Ziel verfolgt, durch strategisches Management der Anlage eine grösstmögliche Optimierung der Produktion zu erreichen. Die ganzheitliche Sichtweise für Kosten und Verfügbar behält der Asset Manager dabei stets im Focus.

 Asset Management ist bereits standardisiert

   Anders als in vielen geregelten Aufgaben und Handlungsweisen der Industrie, wo meistens Standardisierungen und Normen erst im Nachhinein entwickelt wurden, sieht es fürs Asset Management aus. Fachgremien (nationale und internationale Fach- und Branchenverbände) haben die Notwendigkeit und den Trend aus dem aktuellen Instandhaltungswesen bereits frühzeitig erkannt und als verbindliches Regelwerk erarbeitet. Als eine der ersten ist in Grossbritannien die PAS 55 (PAS = Publicly Available Specification) entstanden.

 

  Das Regelwerk nach PAS 55, analog ISO 55000 (Fertigstellung für Ende 2014 geplant) beschreibt Asset Management als die systematischen und abgestimmten Aktivitäten und Vorgangsweisen, durch die eine Organisation ihre physischen Investitionsgüter (Assets) – und die damit verbundenen Leistungen, Risiken und Ausgaben – über deren gesamte Lebensdauer optimal und nachhaltig bewirtschaftet, um den strategischen Plan der Organisation umzusetzen.  (Instandhaltung.2012, H.6, S.39)

   PAS-Verfahrensregeln:  Eine DIN SPEC nach dem PAS-Verfahren ist eine öffentlich verfügbare Spezifikation, die Produkte, Systeme oder Dienstleistungen beschreibt, indem sie Merkmale definiert und Anforderungen festlegt. DIN SPEC (PAS) werden in Workshops (temporär zusammengestellte Gremien) unter Beratung des DIN erarbeitet. Konsens der Beteiligten und die Einbeziehung aller interessierten Kreise ist nicht zwingend erforderlich. Ausgangspunkt für die Erarbeitung einer DIN SPEC (PAS) ist eine Anfrage durch eine Person oder Organisation an das DIN. Die Initiierung des Projektes erfolgt somit durch den Kunden (Initiator).

Die wesentlichen Regelwerke zum Thema Asset Management

   Das Sachgebiet des Asset Management ist heute in verschiedenen Regelwerken beschrieben und fixiert. Die Regelwerke unterscheiden sich jedoch nur in speziellen Beschreibungen; die Basis zum Asset Management ist überall identisch.

►  Die PAS 55 ʺManagement System Structureʺ, Ausgabe 2008, definiert Asset Management im Originaltext wie folgt:

Systematic and coordinated activities and practices through which an organization optimally and sustainably manages its assets and asset system, thier associated performance, risk and expenditure over their life cycles for the purpose of achieving its organizational strategic plan.

Das heisst zu Deutsch: Systematische und koordinierte Aktivitäten und Praktiken, durch die eine Organisation sein Vermögen optimal und nachhaltig verwaltet und ein Asset-System, ihre dazugehörige Performance, Risiko und Ausgaben über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zum Zwecke der Erreichung ihres organisatorischen, strategischen Plans.

Hierzu folgende inhaltliche Übersicht:

1. Allgemeine Anforderungen
2. Asset Management Politik
3. Asset Management Strategie, Grundsätze und Pläne
4. Asset Management Erlaubnisse und Kontrollen
5. Implementierung de Asset Management Plans
6. Zustandsbewertung und -verbesserung
7. Management-Bericht.

►  In der Empfehlung NE91 ʺAnforderungen an Systeme für anlagennahes As-set Managementʺ der NAMUR (Nationaler Normenausschuss der Mess- und Regeltechnik, neue Bezeichnung: Interessengemeinschaft Prozessleittechnik der che-mischen und pharmazeutischen Industrie), Ausgabe Nov. 2001 versteht man folgendes unter Asset Management:

 
Drei Sachbereiche sind anlagendbestimmen: Entwickeln,
Betrieb & Optimieren; Instandhaltung & Verbessern.
 
 
 
Asset Management beginnt bereits bei der Idee und endet
erst mit der nicht mehr benötigten Nutzung.
 
 

Unter Asset Management werden Tätigkeiten und Massnahmen verstanden, die dazu dienen, den Wert einer Anlage zu erhalten oder zu steigern. Dazu gehören die Betriebsführung, Prozessführung, Verfahrensoptimierung sowie die werterhaltende und möglichst wertsteigernde Instandhaltung, d.h. die Optimierung zwischen dem Aufwand für die Instandhaltung und Ertüchtigung der Anlage einerseits und der für die Produktion geforderten Verfügbarkeit der Anlage andererseits. Asset Management ist eine Aufgabe der für den Betrieb insgesamt Verantwortlichen (Betriebsführung).

►  Die VDI-Richtlinie 2651 ʺPlant Asset Management (PAM) in der Prozessindustrie – Definitionen, Modell, Nutzen, Aufgabeʺ, Ausgabe Juni 2008, enthält folgende Definition:

Asset Management wird gemeinhin als Vermögensverwaltung verstanden und bezeichnet die Summe aller Aktivitäten mit dem Ziel, die eingesetzten Vermögenswerte hinsichtlich ihres Einsatzes und ihrer Erträge zu optimieren. Ziel ist es, das Vermögen, also die Fähigkeit eines Unternehmens kraft materieller und immaterieller Güter produzieren zu können, zu vergrössern.

►  Die ISO 55000 ʺAsset Management -Überblick, Grundsätze und Begriffeʺ im Entwurf Februar 2012 definiert Asset Management wie folgt:

Asset Management umfasst einen disziplinierten Ansatz, der eine Organisation ermöglicht, aus dem Portfolio von Vermögenswerten zu maximieren (oder Verbindlichkeiten minimieren), für die der jeweilige Bereichsleiter die Verantwortung bei der Bereitstellung von strategischen Zielen hat. Dies beinhaltet die Bestimmung von geeigneten Vermögenswerten zu schaffen oder zu erwerben, wie diese am besten zu nutzen sind, und bei Genehmigung des Projekts die Annahme der optimalen Erneuerung oder Entsorgung zu unterstützen, zusammen mit dem gegenwärtigen Management von restlichen Verbindlichkeiten.

Die Standard-Reihe unterteilt sich in:

   ISO 55000   Asset Management – Overview, principles and terminology;   spezifiziert die Übersicht, Konzepte und Begriffe im Bereich Asset Management.

   ISO 55001 will specify the requirements for good Asset Management practices - an "Asset Management System".ISO 55001      Asset Management – Managementsystems – Requirements; schafft die jeweiligen Voraussetzungen für gute Asset Management-Praktiken  –  ein "Asset-Management-System".

   ISO 55002 provides interpretation and implemention guidance for such an Asset Management System.ISO 55002      Asset Management – Managementsystems – Guidelines for the application of ISO 55001.

Sie bietet die Interpretation und Anleitung für ein solches Asset Managementsystem und soll bis 2014 unter Leitung des EAMC (European Asset Management Committee) in der EFNMS (European Federation of National Maintenance Societies) unter Bezug auf die PAS 55 fertiggestellt werden.

Dieses Asset Management bezieht folgende Regelwerke ein:

  1. EN 13306 / EN 13460 / DIN 31051 für Instandhaltungsmanagement,
  2. ISO 31000 für das Risikomanagement,
  3. OHSAS 18000 für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz,
  4. ISO 9001 ff. für Qualitätsmanagement,
  5. EN 50001 für das Energiemanagement,
  6. ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme und
  7. VDI 5610 für Wissensmanagement.
 

Zusammenfassung

   Asset Management ist die logische Konse-quenz in der Unternehmensleitung. Sie baut auf die Unternehms-Güterverwaltung von der Entwicklung über die Betriebsphasen bis zur Entsorgung auf. Asset Management ist wie das Finanzwesen, die Humankapazitäten, die Logistik u.a. Gremien ein wichtiger Geschäftsleitungsbereich.

   Ein modernes Asset Management System stellt im Unternehmen eine unverzichtbare Wissensbasis dar. Alle Informationen werden zielgruppenorientiert aufbereitet. Neben Asset Managern, Asset Ownern und Asset Services sollten auch Versicherer, Leasingverwalter sowie Asset Hersteller und externe Service-Dienstleister über eine möglichst zentrale Kommunikationsplattform vernetzt sein. Daraus abgeleitet ergeben sich neue Synergien für das gesamte Instandhaltungs- und Servicemanagement, vom Asset Manager über das Serviceteam bis hin zum Anlagenhersteller.

 Weitere Infos über die Autoren oder bei:

A L M  Asset Lifecycle Management GmbH,
Schaffhauserstrasse 135,
CH – 8302  Kloten/Zürich
Tel. +41 (0)44 492 10 08
http://www.a-l-m.ch
19.04.2014 | Autor Hans Joachim Behrend

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