Wirtschaftskriminalität - die globale Analyse

Risiko und Herausforderung steigen

Vorkehrungen gegen und die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität bleiben lohnende Führungsaufgaben von Unternehmen und Organisationen jeglicher Grössenordnung – und dies in allen Teilen der Welt. Das zeigt die besonders breit angelegte Analyse von PWC. Die Schäden krimineller Fälle haben mehrfach Hundert Millionen US-$ und mehr betragen, die Folgeschäden in Form demoralisierter Mitarbeiter und geschädigter Reputation waren darin noch nicht einmal eingerechnet.

Typen von Wirtschaftskriminalität PWC 2014  
Wirtschaftskriminalität nach Weltregionen PWC 2014  
Kollateralschäden von Wirtschaftskriminalität PWC 2014  
Die wahrgenommene Wirkung PWC 2014  
Alle Grafiken PWC 2014
 

Die PWC-Studie über die globale Wirtschaftskriminalität 2014 basiert auf den Antworten von 5128 Teilnehmern aus 95 Ländern rund um den Globus. Über die Hälfte dieser Teilnehmer war in Organisationen mit mehr als 1000 Mitarbeitern tätig, über ein Drittel in öffentlich-rechtlichen Organisationen. Ein Rückblick auf die Zeit seit 2001 offenbart, dass sich die Zahl der gemeldeten Fälle in diesen Jahren kaum grundsätzlich unterscheiden. Zu jeder Zeit war ungefähr ein Drittel der Befragten damit direkt konfrontiert. Der Vergleich weist allerdings darauf hin, dass sich die Art und die Höhe der Schäden, die sie Jahr für Jahr verursachten, verändert hat. Schon vor über zehn Jahren war die Unterschlagung besonders verbreitet, gefolgt von Bestechung, Korruption und Bilanzfälschung. Daran hat sich bis heute nichts geändert (Abb. 3). Doch 2011 wurde erstmals die Internet-Kriminalität im Report erwähnt. Sie hat bis heute stark zugenommen und soll in Zukunft noch weiter wachsen. Dieses Mal kommt erstmals eine weitere Kategorie, der Beschaffungsbetrug, hinzu. Dieser Trend erhält vor allen durch Ausschreibungen öffentlich-rechtlicher Organisationen Rückenwind sowie durch eine zunehmende Aufwertung des Supply Chain-Managements zu den  Kern-Businessaktivitäten von Unternehmen.

Afrikas Kriminalität sinkt – bleibt dennoch top

Wirft man einen Blick auf die globale regionale Verteilung, wo Wirtschaftskriminalität besonders oder weniger häufig vorkommt (Abb. 4), findet man sich insofern bestätigt, dass Afrika hier unangefochten an der Spitze liegt, allerdings mit weniger grossem Abstand als früher. Aus Osteuropa hingegen gibt es deutlich mehr und schwerere Fälle von Wirtschaftskriminalität zu verzeichnen als 2001, während sich die Situation im Mittleren Osten gemäss Studie so deutlich beruhigt hat, dass die Region heute zu den am wenigsten kriminalisierten Weltbereichen zählt – deutlich weniger als Westeuropa.

In der branchenspezifische Unterteilung geben die Finanzdienstleistungen besonders häufig zu reden, aber auch der Einzelhandel und das Segment Konsumgüter. Der Bereich Kommunikation folgt indessen auf dem Fusse, während der öffentliche Sektor sowie Freizeit und Tourismus weniger Sorgen mit kriminellen Auswüchsen offenbaren.

Direkte Schäden sind nicht alles

Die finanziellen Auswirkungen der Wirtschaftskriminalität sind bedeutend. Fast ein Fünftel der betroffenen Organisationen verzeichnen Schäden zwischen 1 und 100 Million US-$. Der Anteil der Befragten, die Schäden von über 100 Millionen $ zu verbuchen hatten, ist von einem auf zwei Prozent gestiegen. Das heisst indessen, er hat sich verdoppelt.

Obendrein gibt es nicht nur den direkten finanziellen Schaden, sondern erhebliche weitere Verluste zu vermelden. So manifestiere sich der Kollateralschaden eben auch in der Moral der Mitarbeitenden betroffener Organisationen sowie in der angeschlagenen Reputation betroffener Unternehmen und Organisationen und in deren Beziehungen zur Aussenwelt (Abb. 7 + 9). Zählt man diese Sekundär-Wirkungen hinzu, dann werde klar, dass die wirklichen Kosten der Wirtschaftskriminalität oft sehr lange nachwirkten und Organisationen teilweise jahrelang zu kämpfen hätten, um sich davon zu erholen.

Blick in die Kugel

Und wie wird sich die Wirtschaftskriminalität in Zukunft entwickeln? Auch darauf gibt die Studie eine Antwort: Wunder werden keine geschehen, die Unterschlagung von Assets werde weiterhin der dominante Ansatz bleiben, dann allerdings schon gefolgt von der Cyber-Kriminalität sowie von Korruption und Bilanzfälschung. Die Kategorien Geldwäsche und Zuwiderhandlungen gegen das Wettbewerbsrecht runden die Liste der erwarteten besonders schweren Kriminalkategorien ab.


Zur Studie

21.02.2014 | Autor Jörg Naumann

o-mag.ch - Fachinformationen ausschlißlich online