Experten-Interview

Stolpersteine bei neuen Instandhaltungsorganisationen

Von 08. bis 10. April 2014 trifft sich die Instandhaltungsbranche bei den INSTANDHALTUNGSTAGEN im Messezentrum Salzburg (Österreich). Mit dabei ist in diesem Jahr Dipl.-Ing. Gerhard Stöger (Product-Line Manager Instandhaltung, Siemens AG Österreich). Er beantwortet bereits im Vorfeld der Veranstaltung einige Fragen zu seinem Vortrag.

  Herr Stöger, die Instandhaltungstage stehen in den Vorbereitungen. Sie werden bei dieser Fachveranstaltung in Salzburg über den Aufbau einer neuen Instandhaltungsorganisation an einem neu errichteten Produktionsstandort in Zentraleuropa berichten. Können Sie das Projekt in wenigen Sätzen umreissen?

 Gerhard Stöger: Ein Kunde von Siemens, ein Unternehmen aus der Automobilindustrie, hat in Ungarn ein komplett neues Werk auf die grüne Wiese gebaut. Dieses Werk produziert fertige Autos – ist also kein Komponentenzulieferer in der Automobil Industrie – und besteht aus Presswerk, Rohbau, Lackierung und Endmontage. Nur Motoren und Getriebe werden von anderen Standorten angeliefert. In diesem Werk sind mittlerweile knapp 4.000 Mitarbeitende beschäftigt.

Dipl.-Ing. Gerhard Stöger, Absolvent der
Montanuniversität Leoben, Product Line
Manager Instandhaltung der SIEMENS AG
Österreich, ist seit 1998 im Siemens-Kon-
zern und Anlagenbau-Konzern im Themen-
bereich Instandhaltung tätig. Der Schwer-
punkt seiner Tätigkeit umfasst die Optimie-
rung, die Übernahme oder den Aufbau von
Instandhaltungen in Industrieunternehmen
sowie die Durchführung von Trainings.

 Der Aufbau einer derartigen Anzahl qualifizierter Mitarbeitende ist doch eine ziemliche Herausforderung. Aus diesem Grund hat sich das Produktionsunternehmen entschlossen, Aufgabengebiete an externe Unternehmen zu vergeben, also nach aussen zu verlagern. Siemens hat im Rahmen dieser Strategie Instandhaltungsaufgaben in der Lackierung übernommen, welche mit rund 40 Mitarbeitenden durchgeführt werden.

 Das Ziel kann man ganz einfach beschreiben: Mit Produktionsstart musste die Instandhaltung im Zuständigkeitsbereich von Siemens funktionieren. Alle Aktivitäten und Zwischenziele waren auf dieses eine Ziel auszurichten, wobei aufgrund von Vielzahl und Umfang der zu erledigenden Aufgaben immer unterschieden werden musste: Welcher Teil einer Aufgabe muss zu Produktionsstart erledigt sein und welcher Teil kann nach diesem Termin durchgeführt werden.

 Sie stellen fest, dass die bestehenden Instandhaltungs-Organisationen in den Ausgangsländern (A und D) meistens die Aufgabe ʹausfassenʹ, die Instandhaltung an neuen Standorten aufzubauen. Was sind die grössten Stolpersteine für die verantwortlichen Instandhalter?

 G. Stöger: Im Raum Zentraleuropa und Osteuropa machen viele Unternehmen aus dem Westen, welche dort Werke errichten oder übernehmen, einen grossen Fehler:Es werden alle Länder über einen Kamm geschoren und es wird angenommen, dass die Verhaltensmuster und Rahmenbedingungen überall gleich oder ähnlich sind. Erfahrungen mit einem Land werden einfach 1:1 auf ein anderes Land kopiert.

 Ein weiterer Stolperstein sind gesetzliche Rahmenbedingungen – auch wenn viele dieser Länder in der Europäischen Union sind, bestehen noch immer Übergangsphasen für die Anpassung von Gesetzen und die ʺaltenʺ, lokalen Gesetze sind teilweise noch immer gültig. Der technische Standard aus Österreich oder Deutschland ist nicht automatisch der richtige und gültige Standard in diesen Ländern. Das beginnt bei der technischen Auslegung von Anlagen und Anlagenteilen und endet bei den persönlichen Berechtigungen, etwa für die Durchführung von Schaltvorgängen.

 Instandhaltung ist ein breites Betätigungsfeld.  Sie sind viel im Ausland unterwegs und haben Einblick in viele unterschiedliche Organisationen. Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für Instandhalter in den nächsten fünf Jahren?

 G. Stöger: Etwas global ausgedrückt ist die Herausforderung, die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit immer höher automatisierter und komplexer Maschinen und Anlagen sicherzustellen. Im Detail sind das dann verschiedene Themenbereiche, wie die umfassendere Qualifikation von Mitarbeitern, die Steigerung der Informationsqualität von Maschinendaten kombiniert mit guten Vorhersagemodellen über den Maschinenzustand sowie der Einsatz von Remote Services zur Optimierung von Zeit und Kosten – um nur einige Herausforderungen zu nennen.

 Und zu guter Letzt:  Warum kommen Sie zu den Instandhaltungstagen nach Salzburg?

 G. Stöger: Die Instandhaltungstage sind der Branchentreff in Österreich – und damit die beste Gelegenheit, Personen zu treffen, die auf die eine oder andere Weise mit Instandhaltung zu tun haben.

 Herzlichen Dank für das Gespräch.Wir freuen uns auf Ihren Vortrag am Kongresstag der INSTANDHALTUNGSTAGE am 10. April 2014 im Messezentrum Salzburg.

 

 Zur erwähnten Veranstaltung:

 

Die INSTANDHALTUNGSTAGE werden von den Firmen «dankl+partner consulting gmbh» (Salzburg), «Messfeld GmbH» (Lakeside Park, Klagenfurt) und «MCP Deutschland GmbH» (München) abwechselnd in Salzburg und Klagenfurt organisiert. Sie haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Branchentreffpunkt entwickelt. Aktuelle Informationen finden Sie auf www.instandhaltungstage.at.

 

 Kontakt für IH-Tage, Salzburg (A): www.instandhaltungstage.at

 veranstaltet von: dankl+partner consulting gmbh,  Röhrenweg 14,  A-5071 Wals bei Salzburg,  Tel. +43 662 85 32 04-32, eMail: office@dankl.com

 

04.02.2014 | Autor Hans Joachim Behrend

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