KMU-Exportindikator 4. Quartal 2013:

Über 60% der Schweizer KMU wollen nach Asien exportieren

Die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten hat weiter zugenommen,denn die Exportaussichten in den Industrieländern, inklusive EU, entwickeln sich ermutigend. Auch wenn die Exportstimmung unter den Schweizer KMU zu Beginn des 4. Quartals 2013 etwas weniger optimistisch ist als im Vorquartal, gehen alle Branchen von steigenden Exporten aus. Das ist das Resultat des KMU-Exportindikators von Credit Suisse und Switzerland Global Enterprise (vormals Osec).

Zurzeit steht das Exportbarometer der Credit Suisse, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, bei 1.03, im Vergleich zu 0.62 im Vorquartal. Der seit Jahresbeginn anhaltende Aufwärtstrend hat sich fortgesetzt. Die Exportaussichten liegen damit nicht nur deutlich über der Wachstumsschwelle, sondern zum ersten Mal seit Ende 2011 auch wieder über dem langjährigen Durchschnitt von 1.

CS Exportbarometer - 2000 - 2013Wie die KMU-Exportperspektiven von Switzerland Global Enterprise (S-GE) zeigen, ist die stärkere ausländische Nachfrage aber noch nicht vollumfänglich bei den Schweizer KMU angekommen. So ist die Exportstimmung zu Beginn des 4. Quartals mit 59.3 Punkten etwas weniger optimistisch als im Vorquartal (63.4 Punkte). Der Wert errechnet sich aus der Exportstimmung für das 4. Quartal 2013 und den effektiven Exporten im Vorquartal. Dennoch lassen die KMU-Exportperspektiven immer noch steigende Exporte erwarten, denn die Wachstumsschwelle liegt bei 50 Punkten auf der von 0 bis 100 reichenden Skala. 37% der antwortenden Schweizer KMU erwarten für das kommende Quartal einen Exportzuwachs, 47% gehen von einer Stagnation ihres Exportvolumens aus und 16% befürchten rückläufige Exporte.

KMU-ExportperspektivenAlle Sektoren zeigen Zuversicht

Gemäss den KMU-Exportperspektiven von S-GE gehen alle Sektoren optimistisch ins letzte Quartal 2013. Mit deutlichem Abstand stehen die Unternehmen aus dem Chemie/Pharma- Sektor an der Spitze der Indexliste. Ebenfalls ein solides Exportwachstum für das 4. Quartal 2013 erwarten die Sektoren Metallindustrie, Konsumgüter und Elektrotechnik. Etwas vorsichtiger sind die Unternehmen aus dem Maschinenbau und der Papierindustrie, während im Sektor Präzisionsindustrie nur ein minimales Wachstum erwartet wird.

Befragt nach den Gründen für die Steigerungen ihrer Exporte verweisen 52% der KMU auf Produktinnovation, nach 54% im Vorquartal (Mehrfachnennungen möglich). Als zweitwichtigsten Faktor erwähnten 45% der Unternehmen verstärktes Marketing (44%). Deutlich positiver schätzen die KMU das wirtschaftliche Umfeld ein: 38% erwarten, dass sie ihre Exporte als Folge einer konjunkturellen Erholung steigern können (im Vorquartal 29%).

Industrieländer stark, Schwellenländer schwach

Exporterwartung im 4. Quartal 2103Das Exportbarometer prognostiziert unterschiedliche Entwicklungen für die verschiedenen Exportmärkte: Besonders positiv präsentieren sich die Aussichten in den Industrieländern. Vor allem aus den USA, Japan, Grossbritannien und einigen nord- und osteuropäischen Ländern ist mit kräftigen Wachstumsimpulsen zu rechnen. Auch in fast allen Ländern der Eurozone stehen die Zeichen wieder mehr auf Import. Besonders aus den Niederlanden ist mit einem starken Nachfragewachstum zu rechnen. Nur in Frankreich und Griechenland ist ein Nachfragerückgang zu erwarten. Demgegenüber bleiben die Exportaussichten gegenüber den grossen Schwellenländern leicht negativ. Einzig aus der Türkei ist eine Nachfragesteigerung zu erwarten.

92% der durch S-GE befragten Firmen beabsichtigen, in den kommenden sechs Monaten nach Europa zu exportieren. Das entspricht einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorquartal (95%, Mehrfachnennungen möglich). Wichtigster europäischer Markt bleibt Deutschland, wohin 77% der befragten KMU Waren oder Dienstleistungen ausführen werden, gefolgt von Frankreich mit 57% der Nennungen, Österreich mit 53% sowie Italien mit 47%. 61% der Schweizer KMU werden im nächsten Halbjahr in die Region Asien-Pazifik exportieren. Das ist ein spürbarer Zuwachs gegenüber den 55% der Vorperiode. An erster Stelle unter den asiatischen Exportdestinationen liegt China mit 37% der Nennungen, vor Indien mit 28% und Australien mit ebenfalls 28%. Nach Nordamerika dürften in den kommenden sechs Monaten 47% der KMU exportieren (42%), 31% in die Region Naher Osten und Afrika (34%) sowie 27% nach Südamerika (20%).

Wichtigste Exportmärkte Auch wenn die Region Asien-Pazifik bei Schweizer Exporteuren schon sehr gut ankommt, wird sie laut S-GE noch von vielen unterschätzt. Das wurde am letzten Asean-Forum in Basel diskutiert. Schliesslich zähle die Region 600 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, könne ein bemerkenswertes BIP-Wachstum von 6% ausweisen und zeichne sich durch einen allgemeinen Trend zur Liberalisierung aus. Insbesondere Singapur und Vietnam böten beispielsweise vielversprechende Gelegenheiten in den Bereichen Cleantech sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT). Singapur investiere in diesem Jahr rund 12 Milliarden USD in die ICT-Branche. Vietnam strebe derzeit eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien und eine Verbesserung der Abfallbewirtschaftung an.

Freihandelsabkommen von der Hälfte begrüsst

In der aktuellen Umfrage hat S-GE die Schweizer KMU auch zur Relevanz der existierenden oder vor Inkrafttreten stehenden Freihandelsabkommen der Schweiz befragt. Dabei war die Haltung der antwortenden Unternehmen fast geteilt: Während 49% der KMU bestätigten, dass die Freihandelsabkommen einen positiven Effekt auf ihre Exporte haben, stellen 51% keine Auswirkungen fest. Deutlich überdurchschnittlich vertreten waren die positiven Antworten in den Sektoren Chemie/Pharma (60%) und Konsumgüter (58%), unterdurchschnittlich in der Metallindustrie (35%) und im Dienstleistungssektor (44%). Danach befragt, welche der verschiedenen Freihandelsabkommen für sie konkret relevant seien, nannten 87% der positiv antwortenden KMU das EU-Freihandelsabkommen (Mehrfachnennungen möglich). An zweiter Stelle steht das in diesem Jahr unterzeichnete Abkommen mit China (65%). Darauf folgen die Abkommen mit den EFTA-Staaten (43%), vor Japan (40%) und der Türkei (33%).

 

07.10.2013 | Autor Jörg Naumann

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