Zahlungsverhalten von Schweizer Unternehmen

Deutliches regionales Gefälle

Verspätete Zahlungen verschlechtern die eigene Liquidität. Ausbleibende Zahlungen können bis zum Konkurs der eigenen Firma führen. Um finanzielle Engpässe und Verluste zu vermeiden, ist ein zeitgemässes Debitoren-Management auch im KMU-Land Schweiz von grosser Bedeutung.

Zahlungsverzögerungen Schweiz 2012 Bisnode  
Rangliste der Kantone nach Zahlungsverzug 2012
 
Der Zahlungsverzug der zu spät beglichenen Rechnungen betrug im Jahr 2012 durchschnittlich 10.6 Tage. Hier fällt wiederum die Südschweiz und die Westschweiz besonders negativ auf. Der Verzug ist in den entsprechenden Kantonen am längsten. Das Tessin führt die Liste der Kantonen mit dem längsten Zahlungsverzug an (14.4 Tage), gefolgt vom Wallis und Jura (beide 11.7 Tage), Genf (11.6 Tage), Waadt (11.5 Tage) und Neuenburg (11.4 Tage).Quelle: Bisnode
 

Zahlungsmoral im Firmenkundengeschäft nach Kantonen

2012 bezahlten Schweizer Unternehmen gemäss der Analyse von Bisnode im Schnitt 45 Prozent der Rechnungen zu spät. Es kam also zu einer leichten Verschlechterung der Zahlungsmoral gegenüber dem Vorjahr, wo der Anteil der verspäteten Zahlungen noch bei 42 Prozent lag. Die Zahlungsmoral nach Kantonen zeigt einen eindeutigen Einfluss der Sprachregionen: Die säumigsten Zahler sitzen in der Süd- und Westschweiz. In den Kantonen Tessin, Jura und Waadt zahlten Firmen über 60 Prozent der Rechnungen zu spät. Im Wallis, Freiburg Neuenburg und Genf wurden mit 50 und 60 Prozent aller Rechnungen immer noch mehr als die Hälfte der Forderungen verspätet beglichen. „Bei der Zahlungsmoral stellen wir in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz eine gewisse Nachlässigkeit fest“, stellt Umberto Piani, Kreditmanagement-Berater von Bisnode, fest.

Verspätete Zahlung: Kavaliersdelikt oder Problemfall?

Je nach Kanton wurden im Jahr 2012 zwischen einem Viertel und zwei Drittel aller Rechnungen zwischen Unternehmen zu spät bezahlt. Diese Zahlungsverzögerungen haben negative Auswirkungen: In jedem Fall verschlechtern verspätete Zahlungen die Liquidität. Im schlimmsten Fall können ausbleibende Zahlungen bis zum Konkurs der eigenen Firma führen. Deswegen ist es für Firmen von grosser Wichtigkeit, nur kontrollierte Risiken mit ihren Geschäftspartnern einzugehen und genau zu wissen, ob sie Leistungen gegen Rechnung erbringen.

Debitoren-Risiken im Griff haben

Jedes Mal, wenn eine Zahlungsfrist eingeräumt wird, gewährt der Lieferant seinem Kunden einen Lieferantenkredit. Die Ware oder Dienstleistung ist bereits beim Kunden, das Geld dafür wurde aber noch nicht bezahlt. Das Fachgebiet des Credit Management befasst sich mit der Gestaltung dieser Lieferantenkredite. Im Spannungsfeld zwischen dem Verkauf, der grösstmögliche Umsätze anstrebt, und der Finanzabteilung, welche Debitorenverluste minimieren will, legt das Credit Management Prozesse und Standards für kalkulierbare Risiken fest. Auch kleine Unternehmen können mit wenig Aufwand sehr viel dafür tun, dass ihre Rechnungen pünktlich und vollständig bezahlt werden. „Ein zeitgemässes Management der Debitoren-Risiken kann speziell für KMU mit wenigen Grosskunden überlebenswichtig sein“, so Umberto Piani.

 

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15.07.2013 | Autor Jörg Naumann

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