Fachbereich: Studien & Marktanalysen
Erstveröffentlichung: 02.08.2013 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
Unternehmensnachfolge von KMU
Das Urteil der KMU zu den Erfolgsfaktoren am Standort Schweiz fällt auch 2013 gut aus. Beim Faktor Infrastruktur nehmen die Schweizer KMU allerdings eine klare Verschlechterung wahr. Dies kommt nicht ganz überraschend. Angesichts des kräftigen Bevölkerungswachstums stösst die bestehende Infrastruktur zunehmend an ihre Grenzen. Mit Blick auf die kommenden drei bis fünf Jahre sind die KMU bezüglich Infrastruktur aber mehrheitlich optimistisch. Eine Verschlechterung erwarten die KMU vor allem bei den regulatorischen Rahmenbedingungen und dem wirtschaftlichen Umfeld. Angesichts der grossen Bedeutung dieser beiden Faktoren ist dies ein Warnzeichen. Gefordert ist insbesondere die Politik: Um die Attraktivität des KMU-Standorts Schweiz nicht zu gefährden, sollte der Staat die Last regulatorischer Eingriffe reduzieren. Unternehmensübergabe: Selbstverwirklichung als zentrales MotivDas Thema Unternehmensnachfolge ist für KMU sehr präsent. Bei 22 Prozent der Schweizer KMU planen die Eigentümer, ihr Unternehmen in den nächsten fünf Jahren zu übergeben. Sie beschäftigen rund eine halbe Million Mitarbeitende. Im Durchschnitt wechselt also die gesamte KMU-Landschaft alle 25 Jahre ihren Besitzer. Eine Unternehmensübergabe ist ebenso wie eine Übernahme eine Herzensangelegenheit. Die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung ist das Hauptmotiv, einen Betrieb zu übernehmen, und weit wichtiger als die finanzielle Attraktivität. Viele Unternehmer finden in ihrem Betrieb Erfüllung. 90 Prozent der Befragten empfehlen Kindern und Freunden, ebenfalls Unternehmer zu werden. Nachfolge entspricht nicht immer den WünschenViele Familienunternehmer möchten ihre Betriebe innerhalb der Familie übergeben. Nicht-Familienunternehmer setzen häufig auf Mitarbeitende als Nachfolger. Nicht immer lässt sich die gewünschte Nachfolgeregelung im Einzelfall realisieren. Insgesamt weicht die Realität jedoch nur wenig von den Unternehmerwünschen ab. Rund 40 Prozent der Schweizer KMU werden familienintern (Family-Buy-Out), 40 Prozent unternehmensextern (Management-Buy-In) und 20 Prozent unternehmensintern an Mitarbeitende (Management-Buy-Out) übergeben. Vor allem der Management-Buy-In kommt in der Praxis wesentlich häufiger vor als ursprünglich vorgesehen, da viele Unternehmer, die keine konkrete Nachfolgeplanung verfolgt haben, ihren Betrieb schliesslich unternehmensextern übergeben. Weniger häufig als geplant wird der Management-Buy-Out realisiert. Mitarbeitende äussern zwar oft im Grundsatz Interesse, schrecken jedoch nicht selten vor der (finanziellen) Verantwortung zurück. Verbesserungspotenzial im ÜbergabeprozessDie strategische Entscheidung der Übergabe liegt in vielen KMU nur bedingt beim Verwaltungsrat, und nur bei einer von vier externen Übergaben stehen mehrere externe Kandidaten zur Auswahl. Überraschenderweise besteht bei 46 Prozent der Übergaben kein konkreter Anforderungskatalog an den Nachfolger. Wie das Verhältnis des Vorgängers zum Unternehmen nach der Übergabe ausgestaltet sein soll, wird bei rund 60 Prozent der KMU geregelt. Bei der Strukturierung der Nachfolgeplanung besteht in KMU somit in vielerlei Hinsicht durchaus noch Verbesserungspotenzial. Die Due Diligence Prüfung (systematische Prüfung der Stärken-/Schwächen sowie des Werts des Unternehmens) hat sich hingegen durchgesetzt. 80 Prozent der KMU führen im Rahmen der Unternehmensübergabe eine solche durch. Familieninterne Übergaben weniger strukturiertFamilieninterne Übergaben verlaufen in vielen Aspekten anders als familienexterne Übergaben. Bei Familienunternehmen hat der Verwaltungsrat besonders wenig Einfluss, und der Übergabeprozess ist weniger strukturiert. Familieninterne Übergaben dauern zudem länger. Der Senior-Chef ist auch Jahre nach der Übergabe im Unternehmen häufig sehr präsent. Auch finanziell besteht oft eine engere Bande. Familieninterne Nachfolger übernehmen das Unternehmen günstiger. Der durchschnittliche Rabatt auf den Marktpreis beträgt 42 Prozent gegenüber 22-30 Prozent bei Nicht-Familienunternehmen. 20 Prozent der familieninternen Nachfolger übernehmen das Unternehmen sogar gratis. Die starke Präsenz des Seniors birgt Konfliktpotenzial, mehrheitlich fühlen sich die Nachfolger aber durch ihre Vorgänger ermutigt und unterstützt.
02.08.2013 | Autor
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