Aktion Reinigungsbranche

Mehr Anerkennung erwünscht

Dies kann schon durch die korrekte Verwendung der Begriffe geschehen: Wenn «putzen» oder «Putzfrau» endlich durch die Bezeichnungen «reinigen» und «Reinigungsmitarbeitende» ersetzt werden, wächst hoffentlich das Bewusstsein, dass Reinigungsberufe wichtig und anspruchsvoll sind.

Kaum einer macht es wirklich gerne, dieses jährliche Ritual der «Frühlings-Putzete». Und trotzdem muss es gemacht werden: Fenster werden gewaschen, Böden geschruppt und Möbel abgestaubt, damit die Wohnung wieder blitzsauber ist. Was für uns eher Pflicht als Freude ist, ist für 65 000 Reinigungsmitarbeitende in der Schweiz tägliches Brot. Ob Büro oder Park, Einkaufszentrum oder Fabrik, Spital oder Hallenbad – Reinigungsfachkräfte wirken überall und doch meist unsichtbar. Mit ihrer Arbeit sorgen sie nicht nur für saubere Arbeitsplätze und Lebensräume, sondern tragen auch einen wichtigen Beitrag zum allgemeinen Wohlbefinden und zum Werterhalt von Gebäuden bei. Trotzdem wird den Reinigungsmitarbeitenden und ihrer Tätigkeit kaum Wertschätzung und Respekt entgegengebracht.

Von der «Putzfrau» zur professionellen Reinigungsfachkraft

Technologische Fortschritte und die damit einhergehende kontinuierliche Professionalisierung haben das Berufsbild der Reinigungsfachkräfte in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Heute kann in einer dreijährigen Berufslehre das Eidg. Fähigkeitszeugnis «Gebäudereiniger/-in» erworben werden. Weiterbildungen ermöglichen anschliessend den Abschluss «Gebäudereinigungsfachfrau/-mann mit Fachausweis» sowie in einem weiteren Schritt die Höhere Fachprüfung zum «Eidg. dipl. Gebäudereiniger/-in». Dass Reinigungsberufe anspruchsvoll sind zeigen die Anforderungen, die ein angehender Gebäudereiniger während der dreijährigen Ausbildung erfüllen muss: Der korrekte Umgang mit verschiedensten Materialien, Chemikalien, Maschinen und Geräten will gelernt sein, denn eine falsche Anwendung kann zu Schäden an Gebäuden und Einrichtungen führen oder gar Folgen für die Gesundheit der Reinigungsmitarbeitenden und für die Menschen haben, die sich im Gebäude aufhalten.

Reinigungsfachkräfte unter Druck

Immer mehr Auftraggeber sparen bei ihren Reinigungsaufträgen und fordern von den Reinigungsfirmen günstigere Preise – bei gleichbleibender Leistung. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Reinigungsmitarbeitenden: Sie müssen immer mehr Arbeiten in immer kürzerer Zeit ausführen. Das wirkt sich nicht nur auf die Sauberkeit aus, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen. Aus diesem Grund führt die Reinigungsbranche, begleitend zum erneuerten Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ihre auf fünf Jahre angelegte «fair-clean»-Bewusstseinskampagne durch. Unter dem Motto «Saubere Sache – Fairer Preis» macht die Branche auf die teils prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam und ruft dazu auf, faire Preise für die Dienstleitungen zu zahlen. «Unsere Reinigungsfachleute leisten mit ihrer Arbeit täglich einen wertvollen Beitrag, wovon der Kunde in mehrfacher Weise profitiert», sagt Jasmine Jost, Präsidentin Allpura, Verband Schweizer Reinigungs-Unternehmen. «Angemessen bezahltes Personal arbeitet motivierter und ist zuverlässiger. Zudem leistet eine professionell durchgeführte Reinigung ihren Beitrag zur Gesundheit der Menschen und zum Erhalt der Gebäude. Diese Dienstleistung hat jedoch ihren Preis: Nur wenn die Kunden faire Preise zahlen, können die Reinigungsunternehmen ihren Angestellten angemessene Löhne und gute Arbeitsbedingungen ermöglichen.»

 


BOX 1

Bewusstseinskampagne «Saubere Sache – Fairer Preis» Die Verhandlungspartner Allpura, VPOD, Syna und Unia haben unter dem gemeinsamen Absender der Paritätischen Kommission Reinigung im Jahr 2011 eine auf fünf Jahre angelegte Bewusstseinskampagne mit dem Slogan «Saubere Sache – Fairer Preis» lanciert. Mit dieser Kampagne will die Reinigungsbranche auf ihre schwierigen Arbeitsbedingungen, die Bedeutung der Branche und deren Ausbildungs- und Aufstiegschancen aufmerksam machen. Damit soll langfristig erreicht werden, dass die Branche eine höhere Wertschätzung und ein besseres Image gewinnt. Dreh- und Angelpunkt der Kampagne ist die Website fair-clean.ch. Auf dieser finden Besucher die wichtigsten Argumente, aktuelle Informationen rund um die Branche sowie wissenswerte Hintergrundinformationen.

 

BOX 2

Aus- und Weiterbildung in der Reinigungsbranche Nach der dreijährigen Berufslehre zum «Gebäudereiniger/-in mit Eidg. Fähigkeitszeugnis» kann die Berufsprüfung «Gebäudereinigungsfrachfrau/-mann mit Fachausweis» und in einem weiteren Schritt die Höhere Fachprüfung «Eidg. dipl. Gebäudereiniger/-in» abgeschlossen werden. Ein breites Weiterbildungsangebot ermöglicht zudem die Spezialisierung in unterschiedlichen Bereichen, denn gerade in der Spezialreinigung, wo es um Hygienestandards, Arbeitssicherheit und hohe Qualitätsanforderungen geht, sind Fachkräfte gefragt. Mehr Information unter azr-rickenbach.ch oder allpura.ch/bildung.

30.04.2013 | Autor Eugen Rieser

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