Fachbereich: Studien & Marktanalysen
Erstveröffentlichung: 22.01.2013 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
Jugendarbeitslosigkeit
Nach zwei Jahren mit leicht rückläufigen Arbeitslosenzahlen ist die Arbeitslosigkeit 2012 global um 4,2 Mio. gestiegen und liegt mit 197 Mio knapp unter der 200 Mio-Grenze. Ein Viertel der Arbeitslosen ist in den entwickelten Volkswirtschaften, drei Viertel in Entwicklungsländer in Ostasien, Südasien und Afrika (südlich der Sahara) anzutreffen. Zurzeit schätzt die Internationale Arbeitsorganisation ILO in Genf den Anstieg der Arbeitslosigkeit seit 2007 auf über 28, Arbeitssuchende und Langzeitarbeitslose einbezogen gar auf 67 Millionen Menschen. Auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit hat sich erhöht. 33,6 Prozent aller Arbeitssuchenden in den entwickelten Volkswirtschaften waren Ende 2012 12 Monate oder länger davon betroffen. Vor der Wirtschafts- und Schuldenkrise waren es bereits 28,5 Prozent. Keine Übereinstimmung bei Quantität und QualitätHoffnung auf Besserung scheint nicht angebracht, denn die Beschäftigungsaussichten für 2013/14 lassen einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote erwarten. 5,1 Millionen soll der Zuwachs 2013 und weitere 3 Millionen im Jahr 2014 betragen. Besonders dramatisch dabei ist, dass junge Menschen schon heute besonders stark von der Krise betroffen sind. 40 Prozent der Arbeitslosen, so schätzt die ILO, sind 15 bis 24 Jahre jung. Zurzeit sind es fast 74 Millionen. Die ILO erwartet, dass die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen von zurzeit 12,6 Prozent in etwa konstant bleibt (s. Fig. 1). Viele junge Menschen würden aber in die Langzeitarbeitslosigkeit hineinwachsen, bevor sie einen Job gestartet hätten. Die Auswirkungen auf die Beschäftigungsperspektiven sind damit dramatisch. Leichte Zuwächse in den Beschäftigungsquoten junger Leute wurden durch die Wirtschaftskrise zunichte gemacht. Die ILO geht davon aus, dass es vier bis fünf Jahre braucht, bevor die Wirtschaft wieder nennenswerte neue Jobs für den Nachwuchs schafft. Inzwischen hätten sich viele der 75 Mio arbeitslosen Jugendlichen aber gänzlich von der Stellensuche verabschiedet. Kommt hinzu, dass nicht nur die Quantität allfällig offener Arbeitsplätze, sondern auch deren qualitativen Voraussetzungen vielen Jugendlichen das Leben schwer machen. Verfügbare Arbeitsplätze erfordern oft Kompetenzen, über welche sie nicht verfügen. Auch vor der HaustürSelbst in der EU ist der Trend erschreckend. So hat die ILO 2010 einen Anteil von 13 Prozent unter den Jugendlichen gezählt, die weder einer Arbeit nachgehen noch einer Ausbildung. Damit hat die Zahl der NEET (neither in education or training) den Stand von 2001 (gesamt) wieder erreicht und alle Verbesserungen zunichte gemacht (s. Abb. 2). Weltweit soll sich die Zahl dieser NEET in 2012 auf über 6 Mio belaufen. Schweiz mit Fortschritten, aber...In der Schweiz ist die Jugendarbeitslosigkeit bekanntlich auf einem vergleichsweise sehr tiefen Niveau. Das Seco gibt sie per Ende 2012 mit gut 20‘000 oder 3,3 Prozent an. Ein Jahr zuvor belief sich diese Quote noch auf fast 8 Prozent. Während in der Schweiz im letzten Jahr also sehr viele Jugendliche einen Job oder eine Ausbildung gefunden haben, hat sich die Lage in den meisten anderen Ländern – auch der EU – erheblich verschlechtert. Das ist auch für die Schweiz kein gutes Zeichen, denn allen Erfolgen zum Trotz wird auch sie sich nicht (völlig) von der Entwicklung der Welt freischwimmen können. Immerhin ist der Abbau der Jugendarbeitslosigkeit vor dem weltweiten Geschehen ein ermutigendes Zeichen dafür, dass sich die Anstrengungen der Jugendlichen und aller Beteiligten für eine nachfrageadäquate Berufsbildung auszahlen und der Erfolg motivierend wirkt. Bleibt zu hoffen, dass auch die Unternehmen dies goutieren. Die Diskussion um die duale Ausbildung sowie ihre Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten ist deshalb fortzusetzen oder gar zu intensivieren. Ein stures Festhalten am status quo wäre nämlich – allen Stärken zum Trotz – keine Lösung für morgen.
22.01.2013 | Autor
Jörg Naumann
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