Fachbereich: Wirtschaftsentwicklung
Erstveröffentlichung: 08.06.2012 Ausgedruckt am: 30.07.2017 |
Konjunkturprognosen 2012/13
Die Konjunkturauguren sind sich weitgehend einig: Die Schweiz kann mit einer recht stabilen Wirtschaftsentwicklung rechnen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass in der EU kein Worst-Case-Szenario eintritt. Der Grund für die optimistische Beurteilung liegt zudem in der Vergangenheit - nicht in der Zukunft. «Die Wirtschaft hat sich», schreibt die UBS in ihrem ‹outlook Schweiz›, «in den vergangenen zwei Quartalen deutlich beschleunigt». Sie sei zudem im letzten Jahr nie in Gefahr gewesen, in eine Rezession abzugleiten. Dass dies trotz der alles andere als ermutigenden Entwicklung in der EU und der Weltwirtschaft möglich war, führt die UBS primär auf einen Faktor zurück: auf das Wachstum im Binnenmarkt. Den steigenden Konsumindikator hatte sie schon für den April festgestellt. BAKBASEL stimmt dieser Argumentation zu und stellt fest: «Binnenkonjunktur gleicht schwache Exporte mehr als aus.» Doch die Basler Ökonomen begründen die Interpretation ihrer Zahlen nicht nur mit dem tiefen Zins- und Inflationsniveau in der Schweiz oder der niedrigen Arbeitslosigkeit. Entscheidend für das Wachstum ist ihrer Überzeugung nach die «anhaltend rege Zuwanderung gut qualifizierter Arbeitskräfte, welche den privaten Konsum und die Baukonjunktur beflügelt.» Dieser politisch bekanntlich umstrittene Faktor wird in der Argumentation des seco nicht und in der Konjunkturmeldung von economiesuisse nur am Rande erwähnt. Auch wenn beide positive Wachstumsraten für das laufende wie für das kommende Jahr voraussagen (s. Tabelle).
Potenzialwachstum nicht erreichtEconomiesuisse, der Verband der Schweizer Unternehmen, stellt die Transformationsphase, in der sich die Schweizer Wirtschaft befindet, an den Anfang seiner Ausführungen und weist auf die Herausforderungen hin, die von den Schweizer Unternehmen bewältigt werden müssen. Schwindsüchtige Exportnachfrage, teurer Franken, Austeritätspolitik und Ausbleiben ausländischer Gäste heissen die Handicaps, mit denen die Manager und Unternehmer fertig werden müssen. Aufgrund starker inländischer Voraussetzungen, wie einer guten Branchen- und Sektorenaufteilung, steigender Innovationsbemühungen bei Produkten wie Exportmärkten, optimierter Beschaffungs- und Produktionsprozesse etc. sehen die Auguren relativ optimistisch in die nahe Zukunft und machen den Unternehmen damit Mut, den Weg des Erfolgs weiter zu beschreiten, zu investieren und zu optimieren und so die Beschäftigung hoch- und die Arbeitslosigkeit tief zu halten. Die Erwartung, dass die SNB den Franken weiterhin beim Kurs von 1.20 zum Euro hält, wird von allen Seiten betont. Sollte dieses Ziel aufgegeben werden, wird nicht nur die Planungssicherheit der Unternehmen über Bord gespült, dann dürften auch in anderer Hinsicht manche Dämme brechen und die Schweiz vom europaweit spürbaren Strudel erfasst werden. Doch noch dominiert die Zuversicht, auch wenn die Skepsis bei allen guten Zahlen und optimistischen Erwartungen im Hintergrund weiterhin mitschwingt.
08.06.2012 | Autor
Jörg Naumann
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